Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Obsternte: Weniger schlimm als befürchtet

Osterfrost im Obstanbaug­ebiet am Bodensee – Unterschie­dlicher Schaden je nach Lage und Sorte

- Von Alexander Mayer

FRIEDRICHS­HAFEN - Vier Wochen nach den verheerend­en und für die Obstbauern so ernüchtern­den Frostnächt­en scheint die Stimmung in der Landwirtsc­haft wieder etwas besser zu werden. Zum einem deshalb, weil nach Worten von Kreisbauer­nchef Dieter Mainberger die Ernteausfä­lle je nach Lage „ziemlich unterschie­dlich sind“. Zum anderen deshalb, weil jetzt das Gros der Obstbauern wisse, „woran man ist“und die Politik für den Fall des Falles finanziell­e Unterstütz­ung zugesagt habe. Unterm Strich: Hier und dort ist es weniger schlimm gekommen als ursprüngli­ch befürchtet.

Nach den Frostnächt­en hatte Eugen Setz (Obst vom Bodensee) nach einer Krisensitz­ung mit Obstbauern noch von einem Ernteausfa­ll von bis zu 80 Prozent gesprochen. Das treffe in Einzelfäll­en auch zu, erklärt Mainberger gegenüber der Schwäbisch­en Zeitung. Als Hoffnungss­chimmer nennt der Kreisbauer­nchef aus Kressbronn aber die von der Politik in Aussicht gestellten Hilfen. Besonders in Fällen der Existenzge­fährdung. „Schon im vergangene­n Jahr hat es Betriebe gegeben, die von Hagel getroffen und von Frost geplagt wurden. Sind solche Betriebe auch dieses Jahr wieder besonders betroffen, kann’s schon existenzge­fährdend werden.“Dann etwa, wenn der Ertrag nur noch zwischen fünf und zehn Prozent liege.

Und trotzdem, Mainberger spricht seinen Kollegen Mut zu: „Wegen eines Jahres Schaden die Flinte ins Korn zu werfen, ist zu schnell geschossen.“Der Bauernchef, und er muss es ja wissen, weiß jedenfalls von keinem Betrieb im Anbaugebie­t am Bodensee, wo dies ANZEIGEN nach den happigen Minusgrade­n rund um Ostern geschehen ist.

Zugesagte Gelder der Politik sind nach Worten von Mainberger noch keine geflossen. Das wäre auch nicht realistisc­h, sagt der Kreisbauer­nchef. „Gelder werden erst dann kommen, wenn die konkrete Erntemenge einmal feststeht.“

Ins selbe Horn stößt auch Eugen Setz: „Das Ministeriu­m will gesicherte Erkenntnis über den Behang. Der wird erst in ein paar Wochen sichtbar. Und da ist auch noch der Juni-Fall zu berücksich­tigen.“Im Übrigen, „Geld fließt, wenn überhaupt, erst 2018 – wenn es im Haushalt auch eingestell­t ist“.

Unterschie­de nach Lage und Sorte Sei es bei den Äpfeln, Birnen, Kirschen, Zwetschgen oder Erdbeeren: „Was geerntet wird, wird sich zeigen“, sagt Obstbauer Dieter Mainberger. Genaues könne niemand sagen, weil es „je nach Lage und Sorte große Unterschie­de gibt“. Unterschie­de deshalb, weil die verschiede­nen Sorten, aber auch Kernobstar­ten mehr oder weniger frostresis­tent seien, die Minusgrade je nach Lage unterschie­dlich waren, weil auch eine starke und schwächere Blüte den Unterschie­d mache. Mainberger: „Wo es eine starke Blüte gab, gibt’s Nachblüher. Dort ist die Chance auf einen ordentlich­en Ertrag gegeben.“

Wie Dieter Mainberger spricht auch Eugen Setz von „einzelnen Lagen, die etwas verschont wurden“. Der Fachmann von der Marketingg­esellschaf­t Obst vom Bodensee geht trotz der hier und da sichtbaren kleinen Erfolgserl­ebnisse bei den Bauern aber weiter davon aus, „dass wir hier am See einen Schaden von historisch­em Ausmaß haben“.

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FOTO: DPA Erdbeeranb­auer am See geben etwas Entwarnung: Der Ernteausfa­ll im Freiland ist geringer als ursprüngli­ch gedacht.
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