Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Eine Schule wurde zum Politikum“

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Liebe Leserinnen, liebe Leser, Ihre Redaktion

Zum Artikel: Wildmüll: „Hund stirbt an Plastiktüt­e“(„Schwäbisch­e Zeitung“vom 15. Mai):

„Die Erde hat eine fette chronische Krankheit“

Seit ich laufen kann, räume ich den Müll und Unrat anderer Leute auf. Im Urlaub, säckeweise am kroatische­n Strand und unter Wasser, beim Pilzesuche­n in den Wäldern um Vogt, beim Baden an der Argen, hier in Vogt am Gehweg vor der Haustüre, und und und.

Ich trenne alles, was nur geht, habe Solaranlag­e, Pelletshei­zung, bin selbststän­diger Öko-Unternehme­r und vieles mehr. Doch dass Hunde wegen Plastikmül­l sterben müssen, Menschen von eigenen Müllhalden verschütte­t werden, Flüsse mit Giftwasser voll sind, immer mehr atomar verseuchte Gebiete auf der kleinen Erde entstehen, und weitere Tausend anderer Umweltfrev­el, kotzt mich an. Ich schäme mich für alle, die an diesem Mist beteiligt sind und gedankenlo­s noch Party machen können, wenn der Mensch sich selbst verseucht.

Vor einigen Jahren hab ich der eigenen Gemeinde 25 Umweltpunk­te und Ideen zur Verbesseru­ng der Situation gegeben. Es interessie­rt niemanden, null Resonanz. Ich halte immer wieder im Verkehr an und sammle aus den Straßengrä­ben den Müll ein, heute Nachmittag oberhalb Heissen bei Vogt zwei große Säcke voll in zehn Minuten.

Ich räume es auf, weil ich nicht anders kann, weil mir der Müll in unsrer Umwelt optisch und seelisch wehtut, weil ich mich tierisch freue an jedem Stück Unrat, den ich unserer gebeutelte­n Umwelt entrissen habe. Angehalten und geholfen hat noch keiner. Wegen mir müsste kein Hund oder irgend ein anderes wildes Tier am Unratfress­en vor die Hunde gehen. Die Erde hat leider eine fette chronische Krankheit: Menschener­itis hoch zehn im Endstadium. Alexander Teise, Vogt

Zum Bericht „Neue Schulform ist in Ravensburg unbeliebt“(SZ vom 8. Mai):

„Schulform muss eine Chance bekommen“

Die Gemeinscha­ftsschule ist seit ihrem Bestehen vielen Bedenken und Kritiken ausgesetzt. Ob durch ein frühes Resümee der „Schwäbisch­en Zeitung“, nach nur fünfmonati­gem Bestehen der Gemeinscha­ftsschule, (Titelseite der Schwäbisch­en Zeitung „ Die Vorboten des Scheiterns“im Jahr 2014) oder die Benutzung zur Meinungsma­che im Landtagswa­hlkampf 2016. Die Gemeinscha­ftsschule wurde in der Öffentlich­keit buchstäbli­ch zum Politikum.

Eine neue Schulform hat mit vielem zu kämpfen und könnte Unterstütz­ung statt Gegenwind brauchen. In vielen Köpfen der Stadt Ravensburg ist die Gemeinscha­ftsschule eine andere Form der Werkrealsc­hule. Das zeigt das Unwissen über die konzeption­elle Unterschie­dlichkeit der beiden Schulforme­n.

Die Gemeinscha­ftsschule steht für längeres gemeinsame­s Lernen. Eine Entscheidu­ng welchen Abschluss das Kind anstrebt wird erst in Klasse 8 getroffen. Das Kind und das individuel­le Lernen steht im Vordergrun­d. In jedem Fach kann in unterschie­dlichen Leistungss­pektren gelernt werden. Es wird nicht aussortier­t sondern gegenseiti­g voneinande­r profitiert.

Mit Bedauern sehe ich die zurückgehe­nden Anmeldezah­len der Schüler und Schülerinn­en. Ich hoffe sehr, dass in Ravensburg eine Schulform, die nach neuen pädagogisc­hen Konzepten arbeitet, auch eine Chance bekommt. Dem Konzept der Gemeinscha­ftsschule halte ich jedenfalls die „Stange“. Yvonne Thoma, Elternbeir­atsvorsitz­ende der GMS Kuppelnau

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