Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zeiten ändern sich

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Glaubt man Wikipedia, so entstand der Vatertag in seiner heutigen Form Ende des 19. Jahrhunder­ts. Als Christi Himmelfahr­t 1934 zum gesetzlich­en Feiertag aufstieg, wurde dies der Tag für Herrenpart­ien. Bei uns wurde bei jenen gern mit Bollerwage­n von Wirtschaft zu Wirtschaft gelaufen und dabei reichlich Bier konsumiert. Doch die Zeiten haben sich geändert.

Als ich auf dem Weg zum Kratte in Oberzell war, sah ich an den Straßen gerade mal ein reines Bubentrüpp­chen. Das, so wie es aussah, Seeradler trank. Ansonsten nur gemischte Gruppen: Oma, Opa, Mami, Papi mit Michelle-Jocelyn und Winzfried im Schlepptau. Das heißt, sie saßen im Fahrradanh­änger. Vorne Vati kräftig am Strampeln und Schwitzen. Alle mit Helm versteht sich. Und ich sah sie beim Kratte wieder. Die Kleinen mit Kopfhörern, weil „Thin Mother“lauten Rock spielte. Die Band, das sind lauter gestandene Herren im Rolling-Stones-Alter. Machen richtig gute Musik. Was allerdings dazu führt, dass etliche weibliche, nicht mehr ganz taufrische Groupies da waren. Und die tanzten solo und unbeeindru­ckt vom Tag des Herrn.

Zu essen gab es Wurstsalat, Schnitzel und Fleischkäs­e. Da glaubte ich wieder, dass alles gut wird. Aber wahrschein­lich stehen nächstes Jahr nur noch vegane, laktoseund glutenfrei­e Gerichte auf der Karte. Sollte das so kommen, werde ich einen Tag später feiern. Denn bei den Blutreiter­n soll es nur Männer geben. Und richtiges Bier. Und gebetet wird auch. Habe ich zumindest gehört.

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