Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bilder und ihr Wert
Am Abend aller Tage (ARD, Mi., 20.15 Uhr) - Der Film handelt von einem Kunstwerk und ist selbst eines: Er erfordert Muße, Einfühlung, Interpretation – wie das Betrachten eines Bildes. Eine Ausnahme in Zeiten der rasanten Kamerafahrten und der schnellen Schnitte! Regisseur Dominik Graf entführt in zwei unterschiedliche Welten: Da ist die Finanzmetropole Frankfurt, wo der beruflich gescheiterte Kunsthistoriker Philipp Keyser (Friedrich Mücke) von einer Seniorenriege den gut dotierten Auftrag erhält, ein verschollenes Bild des fiktiven Expressionisten Glaeden beim Münchner Kunsthändler Magnus Dutt (Ernst Jacobi) aufzutreiben. Er verlässt die kalte Pracht des Glaspalastes mit dem sicheren Gefühl, endlich wieder gut Geld zu verdienen.
In München versucht er dann, über Dutts Nichte Alma (Victoria Sordo) an das Objekt seiner Begierde zu gelangen. Doch aus einem kühl kalkulierten Kontakt wird leidenschaftliche Liebe. Und in der Begegnung mit Dutt, für den Geld genauso nebensächlich ist wie für Alma, begreift Philipp langsam, dass für diesen Bewahrer einer großen Sammlung Bilder keine Spekulationsobjekte sind. „Bilder wollen erkannt werden. Wenn sie achtlos betrachtet werden, verlieren sie ihren Wert, ihre Sprache“, doziert Dutt. Cornelius Gurlitt, in dessen Schwabinger Wohnung 2012 knapp 1300 Kunstwerke gefunden wurden, lieferte Autor Markus Busch die Vorlage.