Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Herzlichen Glückwunsch, Sgt. Pepper!
Da stand die●Langspielplatte an einem Samstagmorgen im Frühling vor fünfzig Jahren im Schaufenster des kleinen Plattengeschäftes im Durchgang der Bauhütte zum Frauentor mit aufgefalteter Plattenhülle. Vier junge Burschen in bunt schillernden Uniformen blickten mich freundlich und erwartungsvoll an. Sofort war mir auf dem Weg ins Spohn-Gymmi klar, dass ich zwar keine müde Mark im Hosensack hatte, aber auf gar keinen Fall in die Schule gehen würde.
„Leih mir mal 20 Mark!“, sagte ich zu meinem besten Freund und Nebensitzer, was für den Sohn eines Ravensburger Fabrikanten kein Problem war. Ich war kurz nach neun Uhr gewiss der erste Ravensburger, der „ Sgt. Peppers lonely hearts club band“bei Frau Christa Grahle, der sach-und fachkundigen Geschäftsinhaberin, kaufte. Sodann schlich ich mich heimwärts, wartete, bis meine Eltern zum samstäglichen Gang über den Wochenmarkt aufbrachen, und hörte erstmals Songs wie „Lucy in the sky with diamonds“, „Fixing a hole“oder „ A day in the life“.
Erstmals in der Geschichte der Langspielplatten hatten The Beatles alle Texte auf der Rückseite des Covers veröffentlicht! Manche ihrer Songs und Texte klangen zunächst exotisch und erschlossen sich erst nach vielfachem Hören, fast alles geriet zu klassisch-zeitloser Musik und wird heute ebenso gern wie damals gehört quer durch alle Generationen. Eine Woche später, nachdem ich der Beatles wegen erstmals blau gemacht hatte, waren 250 000 Platten verkauft, drei Monate später 2,5 Millionen.
Bis heute gilt das durchkomponierte Gesamtstück „Sgt.Peppers lonely hearts club band“als eine der wichtigsten Schallplatten des 20. Jahrhunderts. „Hört sich gut an!“, sagte meine Mutter, als sie mir die schriftliche Entschuldigung fürs Spohn ausstellte.