Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Weingarten punktet durch Kulturvielfalt
Empfang der Stadt für ehrenamtliche Kulturschaffende
WEINGARTEN (sz) - Viele ehrenamtliche Kulturschaffende aus Weingarten waren der Einladung von Oberbürgermeister Markus Ewald zum Kulturempfang gefolgt und zum gemütlichen Austausch in das Kulturzentrum Linse gekommen. An diesem Abend hieß es aber auch Abschied nehmen von langjährigen Kulturwegbegleitern.
Die Klosterfestspiele am neuen Spielort auf dem Hofgut Nessenreben seien mit Bertold Brechts „Leben des Galilei“ein großer künstlerischer Erfolg gewesen, sagte Oberbürgermeister Markus Ewald in seinem Rückblick. Auch wenn die Auslastung aufgrund des schlechten Wetters nur bei 70 Prozent gelegen habe. „Leider kann ich noch keine endgültige Aussage zur Zukunft der Klosterfestspiele machen“, bedauerte Ewald. Die Stadt Weingarten befinde sich in einem herausfordernden Prozess der Haushaltskonsolidierung. „Und wir können auch den Kulturbereich nicht außen vorlassen, selbst wenn es uns noch so schwerfällt.“
Viele kulturelle Höhepunkte Als weitere kulturelle Highlights nannte Ewald die „Fete de la Musique“, das Musikfestival „Umsonst & Draußen“, das KOMM-Festival auf dem Münsterplatz und das „Trans4Jazz Festival“des Vereins Jazztime Ravensburg, das sich als „interkommunale Musikkooperation“bewähre und erstklassigen Jazz in Weingarten ermögliche. Sein Lob galt auch dem ehrenamtlichen Team um Petra Hasenfraz, Leiterin der Bücherei Weingarten. Unverzichtbar für den städtischen Kulturkalender ist für Ewald das städtische Orchester. Nach dem Abschied von Manfred Horras in den Ruhestand hat Stadtmusikdirektor Rafael Ohmayer den Dirigentenstab übernommen. „Ohmayers erste Auftritte haben gezeigt, dass seine Benennung für diese wichtige Position die richtige war“, freute sich der OB.
Zwei Verabschiedungen Verabschieden musste sich Ewald im Rahmen des Kulturempfangs von den zwei langjährigen Kulturschaffenden Professor Gerold Kaiser und Herbert Reuther. Kaiser habe sich im Galerieausschuss als Kunstvermittler immer wieder in den unterschiedlichsten Formen verdient gemacht, bedankte sich Ewald und erinnerte unter anderem an Kaisers Hilfe bei der Kunst-Konzeption für den Stadtgarten mit erstklassigen monumentalen Skulpturen. Herbert Reuther gehörte dem Kulturkreis seit 1975 an. „Mit seinen konstruktiven und motivierenden Beiträgen hat er zum Erfolg der Einrichtungen maßgeblich beigetragen“, so der OB.
Trotz leerer Kassen habe es sich die Stadt nie nehmen lassen, Kultur zu fördern, sagte Reinhold Schmid, Vorsitzender des Kulturkreises. Als der Kulturkreis vor 60 Jahren ins Leben gerufen wurde, habe dessen Jahresbudget gerade mal 5000 Deutsche Mark betragen. Mittlerweile sei das vielfältige Kulturprogramm nicht mehr aus Weingarten wegzudenken, betonte Schmid und lobte die konstruktive Zusammenarbeit mit der „Abteilung Kultur und Tourismus“. Das gemeinsam mit Kulturamtsleiter Peter Hellmig erarbeitete Theaterund Konzertprogramm erfreue Abonnenten aus der ganzen Region.
In seiner Rede dankte der OB auch an den haupt- und ehrenamtlichen Kulturschaffenden: „Ihr Engagement zum Wohle unserer Stadt ist vorbildhaft.“Er erinnerte in seiner Rede an die Pianistin Rita Jans, die 1986 mit den Internationalen Weingartener Tagen für Neue Musik ein einzigartiges Festival ins Leben rief und im April dieses Jahres im Alter von 85 Jahren überraschend verstorben ist. „Wir hoffen, dass sich eine neue treibende Kraft findet, die Rita Jans‘ Vermächtnis in die Zukunft tragen wird“, so Ewald. Der OB erinnerte auch an den im vorigen Jahr verstorbenen Klaus Müller, der durch zahlreiche Ehrenämter und auf vielfältige Weise mit der Welfenstadt verbunden war. „Weingarten hat einen großartigen Menschen verloren“, betonte der OB. Die gemeinsame Schweigeminute, um die er bat, galt auch der langjährigen Kulturamtsmitarbeiterin Ursula Bernhard, die vor Kurzem verstorben ist.