Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Hotelier mit Konzept und ohne Standort
Geschäftsführer des Bischofsschlosses will der Branche und der Region treu bleiben
MARKDORF - Was Hotelier Bernd Reutemann nach dem Auszug aus dem Bischofsschloss machen möchte steht fest. Ein Hotel, das auch eine Art Forschungszentrum ist. Was dem 48-Jährigen fehlt, ist ein passender Standort.
Viel Unterstützung hat der Bischofsschloss-Geschäftsführer in den vergangenen Monaten erfahren. „Nachdem bekannt wurde, dass wir Ende Oktober ausziehen müssen, aber weiterhin in der Branche tätig sein möchten, flatterten von bundesweit Angebote ins Haus“, berichtet Reutemann. Auch aus der Region kamen Hinweise zu möglichen Betrieben, die übernommen werden könnten. Oder Infos zu Grundstücken, die bebaut werden könnten. „Es war kein Standort dabei, der passt und bei dem wir zeitnah loslegen können“, sagt der Hotelier. Was er benötigt? Rund 5000 Quadratmeter Fläche. „Mit gültigem Bebauungsplan und ohne Eidechsen“, sagt Reutemann mit einem Schmunzeln. In Markdorf und dem Umland habe er so ziemlich alle Möglichkeiten ausgeschöpft. „Unsere letzte Option hat sich kürzlich zerschlagen. Ich habe mich in vielen Kommunen nach Möglichkeiten umgehört, nun kann ich nur noch hoffen, dass jemand mit dem passenden Platz auf mich zukommt.“
Mit Veröffentlichung seines Vorhabens will er aber auch jegliche Spekulationen beseitigen. „Es kursieren viele Gerüchte zu unseren Plänen. Wir haben ein Konzept, aber definitiv keinen Standort“, sagt Reutemann. Am liebsten hätte er einen nahtlosen Übergang von Bischofsschloss zum neuen Objekt gehabt. „Das ist nun natürlich illusorisch, aber unsere Idee basiert auf modularer Bauweise und ließe sich in rund sechs Monaten Bauzeit umsetzen“, sagt Reutemann. Der Standort solle möglichst in der Region sein, könne auch in einem Gewerbegebiet liegen, aber dürfe nicht in einer zu kleinen Gemeinde sein.
Rund sechs Monate hat Reutemann an seinem Konzept gefeilt, das für ihn mehr als ein Hotel ist. „Ich sehe darin ein kleines Forschungszentrum, denn es soll Unterkunft, Ideenschmiede und Treffpunkt unter einem Dach sein.“Der Hotelier und Unternehmensberater hat sich dazu vor allem in der Industrie umgehört. Netzwerken und Austausch hörte er immer wieder als wichtige Stichworte heraus. So sieht sein Konzept 25 Quadratmeter große Gästezimmer vor, die mit dem notwendigsten eingerichtet sind. „Man könnte auch dort arbeiten, aber ich plane eine großzügige Lobbyhalle, in der das Leben stattfinden soll.“Integrieren möchte er nicht nur einen Restaurantbereich, sondern auch einen sogenannten Flagshipstore – einen Vorzeigeladen – und ein Testumfeld für Design und Technik. Reutemann ist überzeugt, dass die Region perfekt für solch ein Modell ist.
„Die Bodenseeregion ist bekannt für Innovation und Forschergeist. Diesem Anspruch folgend haben wir in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation und weiteren Innovationsführern der Tourismusbranche ein Hotelkonzept für die Zukunft entwickelt.“Der Kunde soll aber immer die Wahl zwischen digital und analog haben. Viele Prozesse und Dienstleistungen sollen digitalisiert werden. „Aber wer lieber vom Menschen betreut werden möchte, kann auch diesen Service bekommen“, sagt Reutemann.