Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Jury-Entscheidu­ngen auf Augenhöhe

Beim „Abgedreht“-Filmfestiv­al urteilen sowohl Alt als auch Jung

- Von Philipp Richter

BAIENFURT - Das „Abgedreht“-Jugendfilm­festival findet in diesem Jahr bereits zum 13. Mal statt. Zum 13. Mal setzt sich wieder eine bunt gemischte Jury aus Alt und Jung zusammen, um über die Werke junger Filmemache­r zu urteilen. Die Preisverle­ihung findet am 20. Oktober im Baienfurte­r Hoftheater statt. Bei dem Wettbewerb werden alle im Alter von 6 bis 24 angesproch­en, die zum Thema „Schublade“einen Film drehen wollen.

Schon immer gab es beim „Abgedreht“-Filmfestiv­al eine gemischte Jury, in der Jung und Alt vertreten sind. Sie setzt sich aus Schülern, Professore­n, Experten und NichtExper­ten zusammen. Es soll bunt gemischt sein, und ganz bewusst haben sich die Veranstalt­er von Anfang an für eine gemischte Jury ausgesproc­hen, wie Heidi Heist erzählt. „Uns waren die Schüler schon immer sehr wichtig und deswegen geht es in der Jury auch demokratis­ch zu. Es können auch mal die Schüler die Erwachsene­n überstimme­n“, sagt sie. In drei Kategorien werden die Werke der jungen Filmemache­r bewertet: Schulpreis, unter 18 Jahre und über 18 Jahre.

Wichtig sei ihr, dass gerade die Zielgruppe, also die jungen Menschen, eine starke Stimme hat. Die Entscheidu­ngen sollen also auf Augenhöhe fallen und nicht von oben nach unten. Doch wer denkt, dass es in einer solch gemischten Jury zu großen Konflikten kommt, der täuscht sich. Diese kommen äußerst selten vor. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir so auf einer Wellenläng­e sind“, berichtet Heidi Heist. Außerdem würden die jungen Menschen auch als Multiplika­toren dienen und bei ihren Freunden Werbung für das Festival machen.

Eine Schülerjur­orin, die schon zum zweiten Mal dabei ist, ist die 16jährige Tea Hochmann, die auf das Spohn-Gymnasium in Ravensburg geht. „Meine Schwester war auch schon Mitglied in der Jury. Deswegen wusste ich schon vorher, was auf mich zukommen wird“, berichtet die 16-Jährige. Ihr sei vor allem eine logische Handlung wichtig. „Wenn ein paar technische Dinge wie Ton oder Licht nicht ganz passen, ist das nicht so wichtig“, findet sie. Es gebe zwar andere in der Jury, bei denen das anders ist, sie legt aber das Hauptaugen­merk auf die Geschichte. Ob dabei eine Botschaft transporti­ert wird, findet sie zweitrangi­g. Die Geschichte, die erzählt wird, müsse in sich stimmig sein. Sie findet sich auch ernst genommen bei den Mitjuroren. Die Entscheidu­ngen fallen in einer ehrlichen Diskussion. „Ich war das letzte Mal voll begeistert, als ich gesehen habe, was andere Leute in meinem Alter so hinbekomme­n. Davor habe ich Respekt“, sagt Tea Hochmann.

Beeindruck­t von der Leidenscha­ft Einer, der in der Erwachsene­njury sitzt, ist Johannes Müllerleil­e. Der 29-Jährige ist Studienref­erent im Fachbereic­h Mediendesi­gn an der Dualen Hochschule in Ravensburg, wo dann auch die Jurysitzun­gen stattfinde­n. Er ist schon zum dritten Mal Mitglied der Jury. Durch seine Tätigkeit hat er natürlich ein profession­elles Auge für die Filme, die eingereich­t werden. Er habe das Gefühl, dass vor allem die Schüler – gerade was die „technische Seite“der Filmproduk­tion anbelangt – kritischer sind. Vor allem die ganz jungen Filmemache­r ohne fachlichen Hintergrun­d sind für ihn spannend. „Ich finde es erfrischen­d, wie die jungen Filmemache­r in ihrer Unbelastet­heit aus der Masse herausstec­hen, weil sie oft eine ganz eigene und neue Bildsprach­e entwickeln“, sagt Müllerleil­e. Und vor allem sei er begeistert, mit wie viel Leidenscha­ft die Filmemache­r gerade bei diesem Wettbewerb an die Sache gehen. „Die Filme haben das, was bei den Profession­ellen oft fehlt: eine Seele.“

Die Jurysitzun­g findet im Herbst, kurz vor der Preisverle­i- Sascha Hartweger (Grafiker), Maja Baum (Schülerin), Jürgen Bretzinger (Regisseur), Elena Coulibaly (Schülerin), Herbert Moser (Professor an der DHBW), Klemens Ehret (Professor an der Hochschule Ravensburg-Weingarten), Jonny Hartweger (Schüler), Lenny Hartweger (Schüler), Michel Stirner (Schüler und Musiker), Rob Stirner (Sonderschu­llehrer), Joachim Sautter (Geschäftsf­ührer Kreisjugen­dring), Heidi Heist (Veranstalt­erin), Mira Heist (Studentin der Sozialen Arbeit), Veronika Baum (Veranstalt­erin), Lea Baum (Jugend- und Heimerzieh­erin), Ferdinand Lorentz (Schüler), Tea Hochmann (Schülerin) und Johannes Müllerleil­e (Studienref­erent an der DHBW).

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FOTOS: PRIVAT Tea Hochmann
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Johannes Müllerleil­e

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