Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Jury-Entscheidungen auf Augenhöhe
Beim „Abgedreht“-Filmfestival urteilen sowohl Alt als auch Jung
BAIENFURT - Das „Abgedreht“-Jugendfilmfestival findet in diesem Jahr bereits zum 13. Mal statt. Zum 13. Mal setzt sich wieder eine bunt gemischte Jury aus Alt und Jung zusammen, um über die Werke junger Filmemacher zu urteilen. Die Preisverleihung findet am 20. Oktober im Baienfurter Hoftheater statt. Bei dem Wettbewerb werden alle im Alter von 6 bis 24 angesprochen, die zum Thema „Schublade“einen Film drehen wollen.
Schon immer gab es beim „Abgedreht“-Filmfestival eine gemischte Jury, in der Jung und Alt vertreten sind. Sie setzt sich aus Schülern, Professoren, Experten und NichtExperten zusammen. Es soll bunt gemischt sein, und ganz bewusst haben sich die Veranstalter von Anfang an für eine gemischte Jury ausgesprochen, wie Heidi Heist erzählt. „Uns waren die Schüler schon immer sehr wichtig und deswegen geht es in der Jury auch demokratisch zu. Es können auch mal die Schüler die Erwachsenen überstimmen“, sagt sie. In drei Kategorien werden die Werke der jungen Filmemacher bewertet: Schulpreis, unter 18 Jahre und über 18 Jahre.
Wichtig sei ihr, dass gerade die Zielgruppe, also die jungen Menschen, eine starke Stimme hat. Die Entscheidungen sollen also auf Augenhöhe fallen und nicht von oben nach unten. Doch wer denkt, dass es in einer solch gemischten Jury zu großen Konflikten kommt, der täuscht sich. Diese kommen äußerst selten vor. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir so auf einer Wellenlänge sind“, berichtet Heidi Heist. Außerdem würden die jungen Menschen auch als Multiplikatoren dienen und bei ihren Freunden Werbung für das Festival machen.
Eine Schülerjurorin, die schon zum zweiten Mal dabei ist, ist die 16jährige Tea Hochmann, die auf das Spohn-Gymnasium in Ravensburg geht. „Meine Schwester war auch schon Mitglied in der Jury. Deswegen wusste ich schon vorher, was auf mich zukommen wird“, berichtet die 16-Jährige. Ihr sei vor allem eine logische Handlung wichtig. „Wenn ein paar technische Dinge wie Ton oder Licht nicht ganz passen, ist das nicht so wichtig“, findet sie. Es gebe zwar andere in der Jury, bei denen das anders ist, sie legt aber das Hauptaugenmerk auf die Geschichte. Ob dabei eine Botschaft transportiert wird, findet sie zweitrangig. Die Geschichte, die erzählt wird, müsse in sich stimmig sein. Sie findet sich auch ernst genommen bei den Mitjuroren. Die Entscheidungen fallen in einer ehrlichen Diskussion. „Ich war das letzte Mal voll begeistert, als ich gesehen habe, was andere Leute in meinem Alter so hinbekommen. Davor habe ich Respekt“, sagt Tea Hochmann.
Beeindruckt von der Leidenschaft Einer, der in der Erwachsenenjury sitzt, ist Johannes Müllerleile. Der 29-Jährige ist Studienreferent im Fachbereich Mediendesign an der Dualen Hochschule in Ravensburg, wo dann auch die Jurysitzungen stattfinden. Er ist schon zum dritten Mal Mitglied der Jury. Durch seine Tätigkeit hat er natürlich ein professionelles Auge für die Filme, die eingereicht werden. Er habe das Gefühl, dass vor allem die Schüler – gerade was die „technische Seite“der Filmproduktion anbelangt – kritischer sind. Vor allem die ganz jungen Filmemacher ohne fachlichen Hintergrund sind für ihn spannend. „Ich finde es erfrischend, wie die jungen Filmemacher in ihrer Unbelastetheit aus der Masse herausstechen, weil sie oft eine ganz eigene und neue Bildsprache entwickeln“, sagt Müllerleile. Und vor allem sei er begeistert, mit wie viel Leidenschaft die Filmemacher gerade bei diesem Wettbewerb an die Sache gehen. „Die Filme haben das, was bei den Professionellen oft fehlt: eine Seele.“
Die Jurysitzung findet im Herbst, kurz vor der Preisverlei- Sascha Hartweger (Grafiker), Maja Baum (Schülerin), Jürgen Bretzinger (Regisseur), Elena Coulibaly (Schülerin), Herbert Moser (Professor an der DHBW), Klemens Ehret (Professor an der Hochschule Ravensburg-Weingarten), Jonny Hartweger (Schüler), Lenny Hartweger (Schüler), Michel Stirner (Schüler und Musiker), Rob Stirner (Sonderschullehrer), Joachim Sautter (Geschäftsführer Kreisjugendring), Heidi Heist (Veranstalterin), Mira Heist (Studentin der Sozialen Arbeit), Veronika Baum (Veranstalterin), Lea Baum (Jugend- und Heimerzieherin), Ferdinand Lorentz (Schüler), Tea Hochmann (Schülerin) und Johannes Müllerleile (Studienreferent an der DHBW).