Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Nur das Traumtor schießt ein anderer
Bundesliga-Aufsteiger VfB Stuttgart gewinnt beim SV Ringschnait mit 5:1
BIBERACH - Es muss zu Zeiten der Schwarzwald-Bodensee-Liga gewesen sein, vor 40 Jahren, als das Biberacher Stadion zum letzten Mal ausverkauft war, vielleicht im Derby gegen Ulm. Am Dienstagabend, als der VfB Stuttgart, der Fußballstolz aus Schwaben, nach Oberschwaben kam, war es wieder so weit. Zu verdanken war es einem Unwetter und einer Überschwemmung der Dürnach, die den Ortsteil Ringschnait 2016 in eine Art Venedig mit Trümmern verwandelten und damit die Austragung eines großes VfB-Fanclub-Turniers zunichte machten. Die ortsansässigen Highlander, mit 530 Mitgliedern der zweitgrößte VfB-Fanclub überhaupt, blieben auf 15 000 Euro Schaden sitzen, allerdings versprach der Zweitliga-Meister, die Organisatoren nicht im Regen stehen zu lassen. Tat der VfB auch nicht, sondern kam zum Benefizspiel – auch, „um uns beim Fanclub und allen Anhängern aus Oberschwaben zu bedanken, die uns in der 2. Liga überall hin gefolgt sind – nach Dresden, Nürnberg, Sandhausen – und damit jedes Spiel zu einem Heimspiel gemacht haben“, wie Teambetreuer Günther Schäfer meinte.
Auch am Dienstag vor 5700 Fans hatte der VfB ein Heimspiel – überall in der Stadt spazierten Kinder und Jugendliche in Weiß-Rot und quengelten nach Autogrammen, und überm Eingang in die Stadionkatakomben hing das weiß-rote Wappen der Highlander von 1998. Während der verstärkte Bezirksligist SV Ringschnait fast vollzählig antrat „mit den besten Kickern Oberschwabens, die heute Nachmittag Zeit haben“, wie der Stadionsprecher meinte, spielte der VfB ohne Torjäger Simon Terodde, die Verteidiger Pavard, Kaminski und Insúa – dafür mit Kapitän Christian Gentner und Stürmer Daniel Ginczek. Die Ringschnaiter hielten sich zwar wacker, dennoch hatte der VfB leichtes Spiel und lag zur Pause 5:1 in Front dank eines Eigentors (3.) und Treffern von Maxim (17.), Ofori (21.) und Ginczek (31./43.). Das Tor des Tages – wenn nicht Monats – aber glückte Oliver Wild, Spielertrainer des Landesligisten SV Ochsenhausen. Mit einem Heber aus 55 Metern Entfernung überraschte der 32-Jährige beim 1:4 (40.) den zu weit aufgerückten VfB-Keeper Benjamin Uphoff – klar zu sehen, dass Wild einst beim VfR Aalen spielte, unter den Fittichen des heutigen LeipzigTrainers Ralph Hasenhüttl.
Falls Stuttgart tatsächlich ein Torwartproblem hat – angeblich verhandelt der VfB mit Ron-Robert Zieler (Leicester) und Marwin Hitz (Augsburg), um Mitch Langerak unter Druck zu setzen – könnte man auch mit Christian Lerner kontakten. Der 39-jährige Ringschnaiter machte diverse VfB-Großchancen zunichte. Nach der Pause gab VfB-Trainer Hannes Wolf mehreren A-Junioren die Chance, Landluft zu schnuppern – der SVR hielt in der 2. Halbzeit immerhin ein 0:0. Dreißig Minuten lang schrieb der VfB noch Autogramme, Kapitän Gentner war dankbar: „Es ist überragend, wie viel Freude und Unterstützung wir auch von den Menschen aus dieser Gegend erhalten.“
Bleibt die Frage, wie groß die Unterstützung am Donnerstag sein wird – bei der Mitgliederversammlung in der Mercedes-Arena braucht der VfB eine 75-prozentige Mehrheit, um die geplante Ausgliederung der Profi-Abteilung in eine AG zu realisieren und damit von Investor Daimler zunächst 40 Millionen Euro für seinen Kader und den Nachwuchs zu generieren.