Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Aufbruchstimmung in der Schützenstraße
Flüchtlingsunterkunft Wangener Straße wird belegt – Informationsveranstaltung für Helfer und Anwohner
RAVENSBURG - In den kommenden Wochen wird die Flüchtlingsunterkunft in der Wangener Straße belegt. Dort ziehen geflüchtete Menschen ein, die bereits seit langer Zeit in Ravensburg leben oder einem Beschäftigungsverhältnis in Ravensburg nachgehen.
Die Stadt Ravensburg hatte Anwohner und ehrenamtlich interessierte Helfer zu einem Informationsabend in den Gemeinschaftsraum der Unterkunft eingeladen. Rund 30 Personen waren zu der Veranstaltung gekommen und hatten auch die Gelegenheit, die Unterkunft zu besichtigen. Stefan Goller-Martin, Leiter des Amtes für Soziales und Familie in Ravensburg, informierte zu Beginn über die aktuelle Flüchtlingssituation in der Stadt und gab einen kleinen Ausblick auf die wahrscheinliche zukünftige Entwicklung. Seit einigen Monaten verzeichnet man fast keine neuen Flüchtlinge mehr. In den letzten vier Wochen kam zum Beispiel nur eine afghanische Familie in Ravensburg an. Das Innenministerium prognostiziert zukünftig rund 30 bis 40 neue Flüchtlinge pro Monat für den gesamten Landkreis Ravensburg. Ab Januar 2018 stehen den Flüchtlingen sieben Quadratmeter Wohnfläche zu, bisher sind es 4,5 Quadratmeter.
Das hat auch Auswirkungen auf die Unterkunft in der Wangener Straße. Ursprünglich waren für die zwei aufgestellten Wohn-Container 90 Personen vorgesehen. Jetzt werden es ca. 60 Personen werden. Nach Pfingsten wird ein Haus mit 21 Flüchtlingen belegt, die zur Zeit in der Schützenstraße untergebracht sind. Je zwei Personen teilen sich ein Zimmer. Es sind nur Männer, vorwiegend aus Gambia, Nigeria, Kamerun und Algerien. In das zweite Gebäude ziehen im Laufe des Sommers Flüchtlinge ein, die bereits einer Beschäftigung nachgehen.
Andreas Bleicher ist im Amt für Migration und Integration für die 68 Flüchtlingsunterkünfte des Landkreises zuständig. Er berichtete, dass die beiden Wohneinheiten in der Wangener Straße 2019 wieder abgebaut werden. Ein Investor hat das Gelände und umliegende Grundstücke erworben und plant Größeres. Dazu wurde bereits ein Architektenwettbewerb initiiert (die SZ berichtete). Bleicher ist für Dialog. Dialog mit den Behörden und Dialog zwischen Anwohnern und Flüchtlingen. Er forderte die Anwesenden zu nachbarschaftlicher Akzeptanz auf. „Unter den Flüchtlingen in der Schützenstraße herrscht Aufbruchsstimmung“, so Bleicher. „Sie freuen sich, aus den alten Unterkünften herauszukommen und sich nun nur zu zweit ein Zimmer teilen zu müssen.“
Gegenseitige Begegnung ist wichtig, davon sind Goller-Martin und Bleicher überzeugt. Vier Wochen nach Einzug der ersten Flüchtlinge soll es einen Kennnenlern-Termin geben, organisiert vom DRK und der städtischen Flüchtlingsbeauftragten Sandra Wirthensohn. Goller-Martin erzählte, dass bei den Flüchtlingen bei aller Vorfreude auch etwas Angst herrsche, wie sie in der neuen Umgebung angenommen werden. „Wir hoffen, wir können sie ihnen nehmen“, war dazu die Antwort einer Nachbarin.