Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wichtige Weichenstellung für die Schulen
Weingartener Gemeinderat vergibt Machbarkeitsstudie an Stuttgarter Architekturbüro
WEINGARTEN - Der Gemeinderat in Weingarten hat einen wichtigen Schritt zur langfristigen Entwicklung der Schullandschaft in Weingarten gemacht. In ihrer Sitzung am Mittwoch haben die Räte das Stuttgarter Architekturbüro „Kilian + Partner“mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Das Ravensburger Büro „Elwert & Stottele“ging leer aus. Weil es an Platz an den Schulen fehlt und viele Gebäude sanierungsbedürftig sind, sollen mithilfe der Studie bauliche Optionen geprüft werden. Die Machbarkeitsstudie ist von so großer Bedeutung, weil sie die Richtung der Schulentwicklung maßgeblich bestimmen wird, in welche Weingarten in den kommenden Jahren bis zu 20 Millionen Euro investieren will.
Wie wichtig auch den Gemeinderäten die Entscheidung war, zeigte auch der Ausschluss der Öffentlichkeit nach den Präsentationen der beiden Architekturbüros. Nach einer nicht öffentlichen Debatte, an der die anwesenden Rektoren aller Weingarten Schulen teilnehmen durften, da ihre Fachexpertise gefragt war, zogen sich die Fraktionen zur Beratung zurück. Auf Antrag der SPD-Fraktion wurde auch die Abstimmung mit Zetteln anonym durchgeführt. Letztlich entschieden sich die Räte mit 15 Ja-Stimmen für das Büro „Kilian + Partner“. Damit folgten sie dem ursprünglichen Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung, die in der Gemeinderatssitzung vom 15. Mai bereits das Stuttgarter Büro, mit einem Angebot von rund 86 500 Euro, vorgeschlagen hatte.
Praxisnaher Vortrag Deren Geschäftsführer Hans-Ulrich Kilian hatte es in seiner Präsentation verstanden, den Gemeinderäten die recht theoretischen nächsten Schritte der Machbarkeitsstudie verständlich zu machen. Praxisnah hatte er anhand der eigenen Referenzen aufgezeigt, wie Schulräume modern und angepasst an die stetig wandelnden pädagogischen Ansprüche entwickelt werden können. Denn genau das war eine der zentralen Fragen im Gremium gewesen: Wie kann man anfangen zu planen, wenn man gar nicht weiß, wohin die Politik die Bildung im Land entwickelt.
Kilian zeigte Möglichkeiten auf, mit denen Räume auch in den Folgejahren angepasst werden könnten. „Schulräume sind wirksam – sozial und kulturell“, sagte Kilian, der auch die Bedeutung der Stadtplanung hervor hob. „Es gilt die Schulen in die Stadtteile zu integrieren, da sie auch soziale Aufgaben übernehmen“, sagte der Architekt. Auch versprach er, brach liegende Flächen in Schulen zu aktivieren. „Da gibt es enormes Potenzial, das man heben kann“, sagte er.
Präzise Planung Wichtig sei es, von Anfang an sehr präzise zu planen, um etwaige Kostenexplosionen zu vermeiden. Daher gelte es nun, Themen wie Konstruktion, Funktionalität, Brandschutz, Barrierefreiheit und Umweltverträglichkeit zu prüfen. Daraus könne man alles Weitere ableiten. Und genau mit solchen Aspekten wusste Kilian zu punkten. Er skizzierte die wichtigen Abläufe viel konkreter als das Ravensburger Büro „Elwert & Stottele“.
So auch beim wichtigen Thema Raumprogramm. Dieses soll abschließend dem Regierungspräsidium Tübingen vorgelegt werden. Doch weil eine direkte Genehmigung nicht selbstverständlich ist, könnte das RP Nachbesserungen fordern. Im Angebot von „Kilian + Partner“sind solche Nachbesserungen enthalten.
Ob im Angebot des Ravensburger Büros „Elwert & Stottele“solche Nachbesserungen enthalten sind, konnten Wolf Stottele und sein Partner Ulrich Elwert weder in der Präsentation noch auf Nachfrage der Gemeinderatsmitglieder eindeutig beantworten. Das wiederum hätte finanzielle Mehrkosten für die Stadt bedeuten können. Doch nicht nur in diesem Punkt blieb das Ravensburger Büro zu unkonkret. Allgemein ließ es wichtige Fragen offen und kratzte nur an der Oberfläche.
Zu abstrakt und theoretisch Und das, obwohl sie stets das Miteinander und die Kommunikation als eine ihre Stärken hervorgehoben hatten. „Das ist ein echter Kommunikationsjob“, hatte Stottele erklärt. Es sei wichtig, mit allen betroffenen Institutionen und Personen ins Gespräch zu kommen. Auch hatte Stottele zahlreiche ähnliche Projekte, wie Schulen in Lindau, Biberach und nicht zuletzt die energetische Sanierung der Ravensburger Weststadtschule mitsamt Mensa, als Referenzen angeführt. Außerdem wurden die fünf geplanten Schritte im Auftragsfall vorgestellt. Allerdings waren sie ebenfalls wenig greifbar, zu abstrakt und theoretisch.