Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wichtige Weichenste­llung für die Schulen

Weingarten­er Gemeindera­t vergibt Machbarkei­tsstudie an Stuttgarte­r Architektu­rbüro

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Der Gemeindera­t in Weingarten hat einen wichtigen Schritt zur langfristi­gen Entwicklun­g der Schullands­chaft in Weingarten gemacht. In ihrer Sitzung am Mittwoch haben die Räte das Stuttgarte­r Architektu­rbüro „Kilian + Partner“mit einer Machbarkei­tsstudie beauftragt. Das Ravensburg­er Büro „Elwert & Stottele“ging leer aus. Weil es an Platz an den Schulen fehlt und viele Gebäude sanierungs­bedürftig sind, sollen mithilfe der Studie bauliche Optionen geprüft werden. Die Machbarkei­tsstudie ist von so großer Bedeutung, weil sie die Richtung der Schulentwi­cklung maßgeblich bestimmen wird, in welche Weingarten in den kommenden Jahren bis zu 20 Millionen Euro investiere­n will.

Wie wichtig auch den Gemeinderä­ten die Entscheidu­ng war, zeigte auch der Ausschluss der Öffentlich­keit nach den Präsentati­onen der beiden Architektu­rbüros. Nach einer nicht öffentlich­en Debatte, an der die anwesenden Rektoren aller Weingarten Schulen teilnehmen durften, da ihre Fachexpert­ise gefragt war, zogen sich die Fraktionen zur Beratung zurück. Auf Antrag der SPD-Fraktion wurde auch die Abstimmung mit Zetteln anonym durchgefüh­rt. Letztlich entschiede­n sich die Räte mit 15 Ja-Stimmen für das Büro „Kilian + Partner“. Damit folgten sie dem ursprüngli­chen Beschlussv­orschlag der Stadtverwa­ltung, die in der Gemeindera­tssitzung vom 15. Mai bereits das Stuttgarte­r Büro, mit einem Angebot von rund 86 500 Euro, vorgeschla­gen hatte.

Praxisnahe­r Vortrag Deren Geschäftsf­ührer Hans-Ulrich Kilian hatte es in seiner Präsentati­on verstanden, den Gemeinderä­ten die recht theoretisc­hen nächsten Schritte der Machbarkei­tsstudie verständli­ch zu machen. Praxisnah hatte er anhand der eigenen Referenzen aufgezeigt, wie Schulräume modern und angepasst an die stetig wandelnden pädagogisc­hen Ansprüche entwickelt werden können. Denn genau das war eine der zentralen Fragen im Gremium gewesen: Wie kann man anfangen zu planen, wenn man gar nicht weiß, wohin die Politik die Bildung im Land entwickelt.

Kilian zeigte Möglichkei­ten auf, mit denen Räume auch in den Folgejahre­n angepasst werden könnten. „Schulräume sind wirksam – sozial und kulturell“, sagte Kilian, der auch die Bedeutung der Stadtplanu­ng hervor hob. „Es gilt die Schulen in die Stadtteile zu integriere­n, da sie auch soziale Aufgaben übernehmen“, sagte der Architekt. Auch versprach er, brach liegende Flächen in Schulen zu aktivieren. „Da gibt es enormes Potenzial, das man heben kann“, sagte er.

Präzise Planung Wichtig sei es, von Anfang an sehr präzise zu planen, um etwaige Kostenexpl­osionen zu vermeiden. Daher gelte es nun, Themen wie Konstrukti­on, Funktional­ität, Brandschut­z, Barrierefr­eiheit und Umweltvert­räglichkei­t zu prüfen. Daraus könne man alles Weitere ableiten. Und genau mit solchen Aspekten wusste Kilian zu punkten. Er skizzierte die wichtigen Abläufe viel konkreter als das Ravensburg­er Büro „Elwert & Stottele“.

So auch beim wichtigen Thema Raumprogra­mm. Dieses soll abschließe­nd dem Regierungs­präsidium Tübingen vorgelegt werden. Doch weil eine direkte Genehmigun­g nicht selbstvers­tändlich ist, könnte das RP Nachbesser­ungen fordern. Im Angebot von „Kilian + Partner“sind solche Nachbesser­ungen enthalten.

Ob im Angebot des Ravensburg­er Büros „Elwert & Stottele“solche Nachbesser­ungen enthalten sind, konnten Wolf Stottele und sein Partner Ulrich Elwert weder in der Präsentati­on noch auf Nachfrage der Gemeindera­tsmitglied­er eindeutig beantworte­n. Das wiederum hätte finanziell­e Mehrkosten für die Stadt bedeuten können. Doch nicht nur in diesem Punkt blieb das Ravensburg­er Büro zu unkonkret. Allgemein ließ es wichtige Fragen offen und kratzte nur an der Oberfläche.

Zu abstrakt und theoretisc­h Und das, obwohl sie stets das Miteinande­r und die Kommunikat­ion als eine ihre Stärken hervorgeho­ben hatten. „Das ist ein echter Kommunikat­ionsjob“, hatte Stottele erklärt. Es sei wichtig, mit allen betroffene­n Institutio­nen und Personen ins Gespräch zu kommen. Auch hatte Stottele zahlreiche ähnliche Projekte, wie Schulen in Lindau, Biberach und nicht zuletzt die energetisc­he Sanierung der Ravensburg­er Weststadts­chule mitsamt Mensa, als Referenzen angeführt. Außerdem wurden die fünf geplanten Schritte im Auftragsfa­ll vorgestell­t. Allerdings waren sie ebenfalls wenig greifbar, zu abstrakt und theoretisc­h.

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