Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Baindt sorgt sich um die Nahversorgung
Bleibt der CAP-Markt oder entsteht ein neuer Supermarkt?
BAINDT - Die Gemeinde Baindt plant ihre Ortsmitte neu. Ein wichtiger Punkt ist die Nahversorgung. Da eine Kommune auch für die Daseinsvorsorge – sprich: auch die Nahversorgung – Sorge tragen muss, dreht sich in Baindt nun alles um die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort.
Hintergrund ist die Ortsentwicklung in der Gemeinde. Wie bereits berichtet, erweitert Baindt kräftig seine Wohngebiete. Bürgermeister Elmar Buemann rechnet damit, dass in den kommenden Jahren bis zu 400 Neubürger in die Schussentalkommune kommen werden. Gebaut werden wird in den Gebieten Marsweiler Ost II, Geigensack und Grünenberg. Im Zentrum steht dabei auch das Fischerareal, wo Geschosswohnungsbau für bis zu 250 Menschen entstehen soll.
Zusammen mit dem Fischerareal wird eine neue Ortsmitte entstehen. In einem Gespräch mit der SZ sagte er bereits: „Wir möchten eine Stärkung des Ortszentrums, damit sich hier die Menschen treffen und nicht die Autos.“In einem Entwurf für die neue Ortsmitte ist eine Fläche vorgesehen, auf der ein Supermarkt entstehen könnte. An diesem Punkt muss die Gemeinde nun überlegen, was sie tun muss.
Seit rund 15 Jahren ist in der Baindter Ortsmitte der CAP-Markt für die Nahversorgung zuständig. Der CAP-Markt ist eine Supermarktkette, die in Deutschland 103 Geschäfte führt, auf einen Umsatz von 160 Millionen Euro kommt. Das Besondere an diesem Supermarkt ist, dass dort Menschen mit und ohne geistiger Behinderung arbeiten. Der Baindter CAP-Markt ist der vierte seiner Art und wird von den Oberschwäbische Werkstätten (OWB) für Menschen mit geistiger Behinderung betrieben.
Doch wie steht es um die Zukunft des CAP-Marktes? Wird und wie lange wird er noch bleiben? Die Antworten auf diese Fragen sind entscheidend für die Gemeinde, um die Zukunft des Ortes zu planen und die Nahversorgung zu sichern. Notfalls muss die Gemeinde Baindt versuchen, für die freie Fläche, eine Supermarktkette zu gewinnen.
Der „Vergessensmarkt“Um der Entscheidung ein Stück näher zu kommen, hat sie bei der jüngsten Gemeinderatssitzung Egon Streicher, der Geschäftsführer der OWB eingeladen, um über die Lage im Markt zu referieren, da gerade Egon Streicher in der Vergangenheit beim CAP-Markt immer vom „Vergessensmarkt“gesprochen hat. Das heißt: Es werden hauptsächlich Kleinigkeiten gekauft, die großen Einkäufe werden woanders getätigt.
In seinem Referat vor dem Gemeinderat bekräftigte Streicher das wieder. „Im Durchschnitt beträgt der Einkaufspreis pro Kunde zwischen neun und zehn Euro. Bei einem Discounter liegt dieser im Schnitt bei rund 35 Euro“, so Streicher. Der Jahresumsatz in Baindt kommt bei einer Supermarktfläche von 625 Quadratmetern und 14 Mitarbeitern auf rund 1,2 Millionen Euro. (Zum Vergleich: Der CAP-Mart in Baindt, der nur halb so groß ist, komme auf den gleichen Umsatz.) Das Problem in Baindt: Im CAP-Markt kaufen fast ausschließlich Baindter ein, Laufkundschaft fehlt und sämtliche Werbung habe bislang nichts gebracht. Streicher: „Ein Vollsortimenter (zum Beispiel Edeka, Anm.d.Red.) tut sich das nicht an.“Aber der CAP-Markt trägt sich trotzdem. Streicher: „Wir sind eine gemeinnützige Organisation und müssen schauen, dass die Tragfähigkeit des Marktes da ist, aber wir brauchen keine Rendite.“
Egon Streicher geht davon aus, dass sich an den Mietkonditionen am jetzigen Ort in der Ortsmitte in den nächsten Jahren nichts ändert. „Wenn es nach uns geht, betreiben wir den Markt in den nächsten 15 Jahren mit Leidenschaft weiter, aber mit einem zweiten Supermarkt würde es nicht funktionieren.“
Bei der Fragerunde im Anschluss fragte Helmuth Boenke (FWV), ob sich Streicher vorstellen könnte, eventuell mit dem CAP-Markt in einen neuen größeren Supermarkt einzuziehen. „Denn wenn der CAPMarkt weg ist, stehen wir da und die Fläche freihalten können wir uns nicht leisten“, so Boenke. Streicher antwortete: „Ich glaube nicht, dass das funktioniert. Die Baindter müssten deutlich mehr einkaufen.“Er verwies auf die größere Fläche von 1000 Quadratmetern und höhere Mietkosten. Wenn die Kommune diesen Schritt in den ersten Jahren unterstützen würde, könnte es sich Streicher doch vorstellen. Gemeinderat Anton Eberle (CDU) wies auf die neuen Umgebungsbedingungen mit mehr Einwohnern hin, doch Streicher bleibt skeptisch.
Was jetzt schlussendlich auf der Fläche im Zentrum Baindts passieren wird, ist noch unklar. Dazu tagt der Gemeinderat im Juni in einer nicht öffentlichen Sitzung. Dann will man einen Schritt weiter sein.