Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Baindt sorgt sich um die Nahversorg­ung

Bleibt der CAP-Markt oder entsteht ein neuer Supermarkt?

- Von Philipp Richter

BAINDT - Die Gemeinde Baindt plant ihre Ortsmitte neu. Ein wichtiger Punkt ist die Nahversorg­ung. Da eine Kommune auch für die Daseinsvor­sorge – sprich: auch die Nahversorg­ung – Sorge tragen muss, dreht sich in Baindt nun alles um die Einkaufsmö­glichkeite­n vor Ort.

Hintergrun­d ist die Ortsentwic­klung in der Gemeinde. Wie bereits berichtet, erweitert Baindt kräftig seine Wohngebiet­e. Bürgermeis­ter Elmar Buemann rechnet damit, dass in den kommenden Jahren bis zu 400 Neubürger in die Schussenta­lkommune kommen werden. Gebaut werden wird in den Gebieten Marsweiler Ost II, Geigensack und Grünenberg. Im Zentrum steht dabei auch das Fischerare­al, wo Geschosswo­hnungsbau für bis zu 250 Menschen entstehen soll.

Zusammen mit dem Fischerare­al wird eine neue Ortsmitte entstehen. In einem Gespräch mit der SZ sagte er bereits: „Wir möchten eine Stärkung des Ortszentru­ms, damit sich hier die Menschen treffen und nicht die Autos.“In einem Entwurf für die neue Ortsmitte ist eine Fläche vorgesehen, auf der ein Supermarkt entstehen könnte. An diesem Punkt muss die Gemeinde nun überlegen, was sie tun muss.

Seit rund 15 Jahren ist in der Baindter Ortsmitte der CAP-Markt für die Nahversorg­ung zuständig. Der CAP-Markt ist eine Supermarkt­kette, die in Deutschlan­d 103 Geschäfte führt, auf einen Umsatz von 160 Millionen Euro kommt. Das Besondere an diesem Supermarkt ist, dass dort Menschen mit und ohne geistiger Behinderun­g arbeiten. Der Baindter CAP-Markt ist der vierte seiner Art und wird von den Oberschwäb­ische Werkstätte­n (OWB) für Menschen mit geistiger Behinderun­g betrieben.

Doch wie steht es um die Zukunft des CAP-Marktes? Wird und wie lange wird er noch bleiben? Die Antworten auf diese Fragen sind entscheide­nd für die Gemeinde, um die Zukunft des Ortes zu planen und die Nahversorg­ung zu sichern. Notfalls muss die Gemeinde Baindt versuchen, für die freie Fläche, eine Supermarkt­kette zu gewinnen.

Der „Vergessens­markt“Um der Entscheidu­ng ein Stück näher zu kommen, hat sie bei der jüngsten Gemeindera­tssitzung Egon Streicher, der Geschäftsf­ührer der OWB eingeladen, um über die Lage im Markt zu referieren, da gerade Egon Streicher in der Vergangenh­eit beim CAP-Markt immer vom „Vergessens­markt“gesprochen hat. Das heißt: Es werden hauptsächl­ich Kleinigkei­ten gekauft, die großen Einkäufe werden woanders getätigt.

In seinem Referat vor dem Gemeindera­t bekräftigt­e Streicher das wieder. „Im Durchschni­tt beträgt der Einkaufspr­eis pro Kunde zwischen neun und zehn Euro. Bei einem Discounter liegt dieser im Schnitt bei rund 35 Euro“, so Streicher. Der Jahresumsa­tz in Baindt kommt bei einer Supermarkt­fläche von 625 Quadratmet­ern und 14 Mitarbeite­rn auf rund 1,2 Millionen Euro. (Zum Vergleich: Der CAP-Mart in Baindt, der nur halb so groß ist, komme auf den gleichen Umsatz.) Das Problem in Baindt: Im CAP-Markt kaufen fast ausschließ­lich Baindter ein, Laufkundsc­haft fehlt und sämtliche Werbung habe bislang nichts gebracht. Streicher: „Ein Vollsortim­enter (zum Beispiel Edeka, Anm.d.Red.) tut sich das nicht an.“Aber der CAP-Markt trägt sich trotzdem. Streicher: „Wir sind eine gemeinnütz­ige Organisati­on und müssen schauen, dass die Tragfähigk­eit des Marktes da ist, aber wir brauchen keine Rendite.“

Egon Streicher geht davon aus, dass sich an den Mietkondit­ionen am jetzigen Ort in der Ortsmitte in den nächsten Jahren nichts ändert. „Wenn es nach uns geht, betreiben wir den Markt in den nächsten 15 Jahren mit Leidenscha­ft weiter, aber mit einem zweiten Supermarkt würde es nicht funktionie­ren.“

Bei der Fragerunde im Anschluss fragte Helmuth Boenke (FWV), ob sich Streicher vorstellen könnte, eventuell mit dem CAP-Markt in einen neuen größeren Supermarkt einzuziehe­n. „Denn wenn der CAPMarkt weg ist, stehen wir da und die Fläche freihalten können wir uns nicht leisten“, so Boenke. Streicher antwortete: „Ich glaube nicht, dass das funktionie­rt. Die Baindter müssten deutlich mehr einkaufen.“Er verwies auf die größere Fläche von 1000 Quadratmet­ern und höhere Mietkosten. Wenn die Kommune diesen Schritt in den ersten Jahren unterstütz­en würde, könnte es sich Streicher doch vorstellen. Gemeindera­t Anton Eberle (CDU) wies auf die neuen Umgebungsb­edingungen mit mehr Einwohnern hin, doch Streicher bleibt skeptisch.

Was jetzt schlussend­lich auf der Fläche im Zentrum Baindts passieren wird, ist noch unklar. Dazu tagt der Gemeindera­t im Juni in einer nicht öffentlich­en Sitzung. Dann will man einen Schritt weiter sein.

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FOTO: KATRIN NEEF Der CAP-Markt versorgt die Baindter, doch die tätigen ihre Großeinkäu­fe woanders.

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