Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Vier Sibirische Tiger zu Gast in Weingarten
Zirkus Manuel Weisheit auf dem Festplatz – Tierrechts-Organisation Peta übt scharfe Kritik
WEINGARTEN - Sie wiegen zwischen 160 und 250 Kilogramm, fressen zu viert täglich bis zu 50 Kilogramm Fleisch und gelten als die größten Raubkatzen auf unserem Planeten. Die Rede ist von Sibirischen Tigern. Vier von ihnen – Sahib, Jill, Shiva und Pavati – sind bis Sonntag zu Gast in Weingarten. Mitten auf dem Festplatz haben sie ein temporäres Zuhause gefunden, wo der Zirkus Manuel Weisheit fünf Vorstellungen gibt. Während die Tierrechtsorganisation Peta die Tiger-Haltung scharf kritisiert, wollen die Zirkus-Verantwortlichen mit Offenheit und Transparenz punkten. „Wir sind keine Tierquäler“, sagt Zirkus-Pressesprecher Tim Thomson. „Bitte kommt und überzeugt euch selbst.“
Und das meint Thomson wörtlich. Die Zirkusverantwortlichen wollen allen interessierten Bürgern Einblicke in die Tierhaltung gewähren. Daher ist das Außengehege der Tiger von der Abt-HyllerStraße direkt einsehbar. Jeder Interessierte dürfe sich die Stallungen und auch die Tiger kostenlos aber auch genauer anschauen. Man habe nichts zu verbergen und wolle sich der Kritik stellen. „Wer sagt: ,Kein Kommentar´, der hat etwas zu verbergen“, meint Thomson. „Wir laden jeden ein. Egal ob Zirkusfreund oder -kritiker, vorbeizukommen und sich sein eigenes Bild zu machen.“
Und dieses Bild bedeutet in Weingarten aktuell: Ein Außengehege mit etwa 150 Quadratmetern, einigen Ästen und Baumstümpfen und einem Wasserbecken. Der Untergrund besteht aus Schotter, den es grundsätzlich auf dem Festplatz gibt. Das sei nicht optimal, gesteht auch Thomson. Man sei von den Begebenheiten am Gastspielort abhängig. In Bad Wurzach werde man wieder Wiese als Untergrund haben. Immer mit dabei habe man einige Spielgeräte wie eine 50 Kilogramm schwere Plastikkugel und einen alten Autoreifen. „Wir versuchen, die Tiere zu beschäftigen“, sagt Thomson. „Die sind geistig gefordert.“
Das sieht Peter Höffken von Peta etwas anders. „Wir erhalten sehr viele Beschwerden von Menschen aus dem südwestdeutschen Raum, die sich über die Tigerhaltung bei Manuel Weisheit beschweren“, sagt er. Beim Zirkus sei einiges im Argen. Konkret geht es Höffken vor allem um die Käfighaltung, den Transport der Tiere und den Einsatz von Peitschen. Zwar sei all das rechtlich erlaubt, moralisch aber verwerflich. „Das ist natürlich Tierquälerei, die die Bundesregierung leider nach wie vor zulässt“, sagt Höffken hinsichtlich der rechtlichen Peter Höffken von der Tierrechtsorganisation Peta Mindestanforderungen von zwölf Quadratmetern Käfig für zwei Tiger. „Auch die Veterinärämter können daran nicht viel ändern, weil diese Art der Haltung leider tatsächlich in Deutschland erlaubt ist.“
Geringe Fahrtzeiten Bei Manuel Weisheit haben die vier Tiger rund 50 Quadratmeter in ihrem normalen Käfig auf AnhängerWägen, in dem sie in der Nacht und bei Transporten sind. Und an genau diesen Transporten stört sich Peta. „Die Haltung von Tigern und Löwen ist alles andere als artgerecht. Die Tiere müssen die meiste Zeit ihres Lebens auf einem Käfigwagen verbringen“, sagt Höffken.
Dem entgegnet Thomson, dass man immer Veranstaltungsorte wähle, die recht nah beieinander seien. So fahre man einmal in der Woche maximal zwei Stunden am Abend, wenn es kühler sei. „Damit kann ich leben, damit kann der Tiger leben“, sagt Thomson. „Man versucht den Stress möglichst gering zu halten“, sagt Thomson.
Auch betont er, dass der Dompteur zwar Gerten, Bambusstöcke Der Zirkus Manuel Weisheit gastiert bis Sonntag auf dem Festplatz in Weingarten und gibt insgesamt fünf Vorstellungen. Sie finden am heutigen Donnerstag um 17 Uhr, am Freitag um 17 Uhr, am Samstag um 15 und 19 Uhr und bei in der Manege auch Peitschen verwende. Diese seien aber vielmehr ein verlängerter Arm und man füge den Tieren damit auch keine Gewalt zu. „Bei der Vorstellung laufen viele Dinge ohne Zwang“, sagt Thomson. „Das ganze Vetrauen funktioniert über Futter“. Mit den Stöcken halte man die Tiger auf Abstand, die Peitsche sei ein rein akustisches Signal. Auch achte man auf die Signale der Raubkatzen. Wenn eine mal nicht mitmachen wolle, lasse man sie weitestgehend in Ruhe.
Daran mag Peter Höffken nicht glauben. „Ein Raubkatzen- oder Pferdedompteur kommt heutzutage nicht mehr ohne Peitsche oder Stock aus. Die Tiere werden mit Gewalt dazu gezwungen, von A nach B zu hüpfen oder Männchen zu machen“, meint er. Tiger seien in der Natur Einzelgänger, die jede Menge Freiraum bräuchten. Im Verhältnis dazu würden die Tiere in den Käfigen zusammengepfercht. Da Tiger Tim Thomson, Pressesprecher des Zirkus Manuel Weisheit sowie am Sonntag um 15 Uhr statt. Die Karten kosten zwischen 14 bis 22 Euro für Erwachsene und 11 bis 19 Euro für Kinder. Die Kasse öffnet 30 Minuten vor der Vorstellung. Das Programm dauert etwa zwei Stunden. (sz) grundsätzlich Einzelgänger seien, bürge das ein höheres Konfliktpotenzial. Die Kombination von Peitsche, Transport und Käfighaltung würde Verhaltensstörungen, wie das klassische Hinund Herlaufen am Käfigrand, verursachen. „Tiger oder Löwen, die ein ganzes Leben im Käfigwagen gehalten werden, sind verhaltensgestört.
Das heißt, sie werden auch im Umgang mit Artgenossen und mit Menschen völlig unberechenbar“, sagt Höffken. „Das ist der Grund, warum tatsächlich fast jeden Monat weltweit ein Unfall mit Tigern oder Löwen im Zirkus zu verzeichnen ist.“
„Das ist natürlich Tierquälerei, die die Bundesregierung leider nach wie vor zulässt.“ „Dem Tier sind Moral und Ethik egal. “
Ethische Frage Da Peta rechtlich aber die Hände gebunden sind, appelliert Höffken an die Besucher: „Wir können den Menschen nur raten, keine Aufführungen mit Tieren grundsätzlich zu besuchen, weil sich dahinter Tierquälerei verbirgt.“
Das sieht Thomson komplett anders, der argumentiert, dass der Sibirische Tiger in seiner Heimat vom Aussterben bedroht sei. So gäbe es in freier Wildbahn nur 300 Tiere, in Zoos und Zirkussen in Europa seien es 2500, so Thomson, der sich über das öffentlichkeitswirksame Vorgehen von Peta beschwert: „Dem Tier sind Moral und Ethik egal. Katzen wollen 16 bis 20 Stunden schlafen, dann fressen und sich paaren.“