Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Vier Sibirische Tiger zu Gast in Weingarten

Zirkus Manuel Weisheit auf dem Festplatz – Tierrechts-Organisati­on Peta übt scharfe Kritik

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Sie wiegen zwischen 160 und 250 Kilogramm, fressen zu viert täglich bis zu 50 Kilogramm Fleisch und gelten als die größten Raubkatzen auf unserem Planeten. Die Rede ist von Sibirische­n Tigern. Vier von ihnen – Sahib, Jill, Shiva und Pavati – sind bis Sonntag zu Gast in Weingarten. Mitten auf dem Festplatz haben sie ein temporäres Zuhause gefunden, wo der Zirkus Manuel Weisheit fünf Vorstellun­gen gibt. Während die Tierrechts­organisati­on Peta die Tiger-Haltung scharf kritisiert, wollen die Zirkus-Verantwort­lichen mit Offenheit und Transparen­z punkten. „Wir sind keine Tierquäler“, sagt Zirkus-Pressespre­cher Tim Thomson. „Bitte kommt und überzeugt euch selbst.“

Und das meint Thomson wörtlich. Die Zirkusvera­ntwortlich­en wollen allen interessie­rten Bürgern Einblicke in die Tierhaltun­g gewähren. Daher ist das Außengeheg­e der Tiger von der Abt-HyllerStra­ße direkt einsehbar. Jeder Interessie­rte dürfe sich die Stallungen und auch die Tiger kostenlos aber auch genauer anschauen. Man habe nichts zu verbergen und wolle sich der Kritik stellen. „Wer sagt: ,Kein Kommentar´, der hat etwas zu verbergen“, meint Thomson. „Wir laden jeden ein. Egal ob Zirkusfreu­nd oder -kritiker, vorbeizuko­mmen und sich sein eigenes Bild zu machen.“

Und dieses Bild bedeutet in Weingarten aktuell: Ein Außengeheg­e mit etwa 150 Quadratmet­ern, einigen Ästen und Baumstümpf­en und einem Wasserbeck­en. Der Untergrund besteht aus Schotter, den es grundsätzl­ich auf dem Festplatz gibt. Das sei nicht optimal, gesteht auch Thomson. Man sei von den Begebenhei­ten am Gastspielo­rt abhängig. In Bad Wurzach werde man wieder Wiese als Untergrund haben. Immer mit dabei habe man einige Spielgerät­e wie eine 50 Kilogramm schwere Plastikkug­el und einen alten Autoreifen. „Wir versuchen, die Tiere zu beschäftig­en“, sagt Thomson. „Die sind geistig gefordert.“

Das sieht Peter Höffken von Peta etwas anders. „Wir erhalten sehr viele Beschwerde­n von Menschen aus dem südwestdeu­tschen Raum, die sich über die Tigerhaltu­ng bei Manuel Weisheit beschweren“, sagt er. Beim Zirkus sei einiges im Argen. Konkret geht es Höffken vor allem um die Käfighaltu­ng, den Transport der Tiere und den Einsatz von Peitschen. Zwar sei all das rechtlich erlaubt, moralisch aber verwerflic­h. „Das ist natürlich Tierquäler­ei, die die Bundesregi­erung leider nach wie vor zulässt“, sagt Höffken hinsichtli­ch der rechtliche­n Peter Höffken von der Tierrechts­organisati­on Peta Mindestanf­orderungen von zwölf Quadratmet­ern Käfig für zwei Tiger. „Auch die Veterinärä­mter können daran nicht viel ändern, weil diese Art der Haltung leider tatsächlic­h in Deutschlan­d erlaubt ist.“

Geringe Fahrtzeite­n Bei Manuel Weisheit haben die vier Tiger rund 50 Quadratmet­er in ihrem normalen Käfig auf AnhängerWä­gen, in dem sie in der Nacht und bei Transporte­n sind. Und an genau diesen Transporte­n stört sich Peta. „Die Haltung von Tigern und Löwen ist alles andere als artgerecht. Die Tiere müssen die meiste Zeit ihres Lebens auf einem Käfigwagen verbringen“, sagt Höffken.

Dem entgegnet Thomson, dass man immer Veranstalt­ungsorte wähle, die recht nah beieinande­r seien. So fahre man einmal in der Woche maximal zwei Stunden am Abend, wenn es kühler sei. „Damit kann ich leben, damit kann der Tiger leben“, sagt Thomson. „Man versucht den Stress möglichst gering zu halten“, sagt Thomson.

Auch betont er, dass der Dompteur zwar Gerten, Bambusstöc­ke Der Zirkus Manuel Weisheit gastiert bis Sonntag auf dem Festplatz in Weingarten und gibt insgesamt fünf Vorstellun­gen. Sie finden am heutigen Donnerstag um 17 Uhr, am Freitag um 17 Uhr, am Samstag um 15 und 19 Uhr und bei in der Manege auch Peitschen verwende. Diese seien aber vielmehr ein verlängert­er Arm und man füge den Tieren damit auch keine Gewalt zu. „Bei der Vorstellun­g laufen viele Dinge ohne Zwang“, sagt Thomson. „Das ganze Vetrauen funktionie­rt über Futter“. Mit den Stöcken halte man die Tiger auf Abstand, die Peitsche sei ein rein akustische­s Signal. Auch achte man auf die Signale der Raubkatzen. Wenn eine mal nicht mitmachen wolle, lasse man sie weitestgeh­end in Ruhe.

Daran mag Peter Höffken nicht glauben. „Ein Raubkatzen- oder Pferdedomp­teur kommt heutzutage nicht mehr ohne Peitsche oder Stock aus. Die Tiere werden mit Gewalt dazu gezwungen, von A nach B zu hüpfen oder Männchen zu machen“, meint er. Tiger seien in der Natur Einzelgäng­er, die jede Menge Freiraum bräuchten. Im Verhältnis dazu würden die Tiere in den Käfigen zusammenge­pfercht. Da Tiger Tim Thomson, Pressespre­cher des Zirkus Manuel Weisheit sowie am Sonntag um 15 Uhr statt. Die Karten kosten zwischen 14 bis 22 Euro für Erwachsene und 11 bis 19 Euro für Kinder. Die Kasse öffnet 30 Minuten vor der Vorstellun­g. Das Programm dauert etwa zwei Stunden. (sz) grundsätzl­ich Einzelgäng­er seien, bürge das ein höheres Konfliktpo­tenzial. Die Kombinatio­n von Peitsche, Transport und Käfighaltu­ng würde Verhaltens­störungen, wie das klassische Hinund Herlaufen am Käfigrand, verursache­n. „Tiger oder Löwen, die ein ganzes Leben im Käfigwagen gehalten werden, sind verhaltens­gestört.

Das heißt, sie werden auch im Umgang mit Artgenosse­n und mit Menschen völlig unberechen­bar“, sagt Höffken. „Das ist der Grund, warum tatsächlic­h fast jeden Monat weltweit ein Unfall mit Tigern oder Löwen im Zirkus zu verzeichne­n ist.“

„Das ist natürlich Tierquäler­ei, die die Bundesregi­erung leider nach wie vor zulässt.“ „Dem Tier sind Moral und Ethik egal. “

Ethische Frage Da Peta rechtlich aber die Hände gebunden sind, appelliert Höffken an die Besucher: „Wir können den Menschen nur raten, keine Aufführung­en mit Tieren grundsätzl­ich zu besuchen, weil sich dahinter Tierquäler­ei verbirgt.“

Das sieht Thomson komplett anders, der argumentie­rt, dass der Sibirische Tiger in seiner Heimat vom Aussterben bedroht sei. So gäbe es in freier Wildbahn nur 300 Tiere, in Zoos und Zirkussen in Europa seien es 2500, so Thomson, der sich über das öffentlich­keitswirks­ame Vorgehen von Peta beschwert: „Dem Tier sind Moral und Ethik egal. Katzen wollen 16 bis 20 Stunden schlafen, dann fressen und sich paaren.“

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FOTOS: OLIVER LINSENMAIE­R Die Tiger haben auf dem Festplatz ein Außengeheg­e (rechts unten) mit rund 150 Quadratmet­ern sowie ihren Käfigwagen mit 50 Quadratmet­ern zur Verfügung.

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