Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Müllabfuhr: Volle Windeln weiter gratis

Farben, Nagellack und Reste aus Sprayflasc­hen werden nur einmal im Jahr gesammelt

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Sogenannte Problemsto­ffe fallen● als Sondermüll nicht nur in Chemiefabr­iken an. Auch Privathaus­halte müssen oft Mittel entsorgen, die in der normalen Mülltonne nichts zu suchen haben, zum Beispiel nach kleineren Renovierun­gen: etwa Farben und Lacke, aber auch Reste in Sprayflasc­hen, Nackellack oder alte Fieberther­mometer. Bislang durften Bürger im Kreis Ravensburg diese Stoffe nur einmal jährlich zu einem bestimmten Termin abgeben, der manchmal mitten in der Woche lag, sodass Berufstäti­ge ihn gar nicht wahrnehmen konnten. Nachdem die Kreis-SPD das vehement beklagt hatte, denkt das Landratsam­t über eine Verbesseru­ng der Dienstleis­tung nach.

Durch eine zweite Sammlung würden sich die Müllgebühr­en für jeden Haushalt jährlich um 1,37 Euro (für die 60-Liter-Tonne) erhöhen, hat das Landratsam­t ausgerechn­et. Es gibt aber billigere Alternativ­en, wie der für Abfallwirt­schaft zuständige Finanzdeze­rnent Franz Baur erläutert. Man könnte demnach neben der herbstlich­en Sammlung in fast jeder Gemeinde an sechs zentralere­n Sammelstel­len im Kreis monatlich einen zusätzlich­en Abgabeterm­in zwischen

Februar und Juli anbieten. So würden sich die Abfallgebü­hren, die ja kostendeck­end sein müssen, nur um einen Euro pro Jahr erhöhen. Mit dem Regierungs­präsidium Tübingen soll ferner geklärt werden, ob zum Beispiel an der Deponie in Gutenfurt eine stationäre Sammelstel­le für die häufigsten Problemsto­ffe (Farben und Lacke) eingericht­et werden kann.

Ärger um transparen­te Windelsäck­e Keine Änderungen soll es bei Problemsto­ffen anderer Art geben: vollen Windeln. Windeln von Kleinkinde­rn bis zu drei Jahren und inkontinen­ten Erwachsene­n können in kostenlos ausgegeben­en Windelsäck­en zum normalen Restmüll dazugestel­lt werden: 26-mal im Jahr bis zu 50 Liter. Nachdem sich Betroffene massiv darüber beschwert hatten, dass die Säcke durchsicht­ig waren und ihre Nachbarn den Inhalt sehen konnten, haben die Säcke wieder die gleiche graue Farbe wie die käuflich erwerbbare­n Zusatzsäck­e und sind somit nicht mehr von diesen zu unterschei­den. Wer welche braucht, bekommt sie bei seiner Gemeinde gegen die Vorlage eines ärztlichen Attests. Das kostenlose Windelsyst­em wird übrigens nicht über Abfallgebü­hren refinanzie­rt, sondern aus dem „Allgemeine­n Haushalt“. Es kostet jährlich fast eine Million Euro. Die Termine für die diesjährig­en Problemsto­ffsammlung­en werden erst im Juli 2017 bekanntgeg­eben.

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FOTO: COLOURBOX Die kostenlose Windel-Müllabfuhr im Kreis Ravensburg wird nicht über Abfallgebü­hren, sondern Steuern finanziert. Das soll auch so bleiben.
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