Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wenig Verständnis vonseiten der Stadt
Verwaltung verweist in Sachen vergünstigte Zehner-Karten auf das jährliche Defizit und den Gemeinderatsbeschluss
WEINGARTEN - Die Verantwortlichen bei der Stadt Weingarten haben sich auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“zu dem Thema „Ermäßigte Zehner-Karten für kinderreiche Familien“geäußert. Dabei wird vor allem auf das jährliche Defizit von 1,2 Millionen der Weingartener Bäder verwiesen. Ohnehin sei die Bäderkonzeption vom Gemeinderat verabschiedet worden – und für kinderreiche, einkommensschwache Familien sowie Alleinerziehende gar ein Vorteil.
Denn diese erhalten seit der Einführung des neuen Kassensystems, mit dem auch die Bäderkonzeption einhergeht, seit dem 1. Januar 2017 jährlich und pro Kind kostenlos eine Geldwertkarte im Wert von 30 Euro, die aufgebraucht werden kann. Damit entfallen die bisherigen Kosten von 7,50 Euro für die ermäßigte 10erKarte. „Unterm Strich ist es daher sogar eine Verbesserung für diese Eltern“, heißt es in dem Schreiben der Stadt. Auch sei es irreführend, die Naturbäder mit dem Freibad Weingarten zu vergleichen, da sie eine andere Kostenstruktur aufweisen.
Die Einführung einer Saison- und Familienkarte – die eben gerade der Familie Bulling helfen würde – sei im Gemeinderat ausführlich diskutiert worden. Da man bereits die andere Geldwertkarte für sozial schwache Familien oder Alleinerziehende so stark bezuschusse, habe sich der Gemeinderat mehrheitlich dagegen entschieden.
Und die Stadt kann es sich aktuell scheinbar auch leisten. Denn: „Die Besucherzahlen belegen die Attraktivität des Weingartener Freibads Nessenreben. Eine Abwanderung konnte die Betriebsleitung an Hand der verbuchten Besucher bisher nicht erkennen“, schreibt die Stadtverwaltung. So haben in der laufenden Saison 18 450 Gäste das Freibad besucht. Im vergangenen Jahr waren es zum gleichen Zeitpunkt gerade einmal 4217 Besucher. Dies sei einerseits dem sommerlichen Wetter, aber auch dem „attraktiven Angebot Weingartens mit den Außenanlagen und Spielflächen“geschuldet.
Um dennoch dem vermeintlichen „Abwandern“von Familien entgegen zu wirken, sehe die Bäderkonzeption einige Neugestaltungen, ein breiteres Angebotsspektrum sowie Verbesserungen innerhalb der Bäder vor. So werde derzeit beispielsweise der Umkleidebereich im Hallenbad erneuert. „Ein Beachbereich und ein neuer Kinderspielplatz sind unter anderem für das Freibad geplant“, schreibt die Stadt, die sich auch in Sachen Kommunikation nichts vorwerfen lassen will. Schließlich sei die Bäderkonzeption in öffentlicher Sitzung des Gemeinderates beschlossen und in der Zeitung besprochen worden. Auch sei in „Weingarten im Blick“berichtet. Zudem seien die Änderungen durch Aushänge in den Bädern und auf der städtischen Website ersichtlich.