Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Aus dem Schussenta­l zum Aletsch-Gletscher

Malteser aus Oberschwab­en helfen beim Aletsch-Halbmarath­on

- Von Sybille Glatz

WALDBURG - Im Schweizer Kanton Wallis wird am 18. Juni zum 32. Mal der Aletsch-Halbmarath­on ausgetrage­n. Für die medizinisc­he Versorgung und Betreuung der rund 2500 Läuferinne­n und Läufer wird der örtliche Samariterv­erein sorgen – und zum ersten Mal auch sieben Malteser aus Oberschwab­en.

Vor ungefähr vier Wochen erreichte den Malteser Rettungssa­nitäter Udo Blaseg aus Waldburg eine Anfrage des Samariterv­ereins Betten-Bettmeralp im Kanton Wallis. Die Schweizer Sanitäter litten unter Personalkn­appheit. In ihrer Not wandten sie sich an Blaseg, der die Alp gut kennt und dort auch als Sanitäter bekannt ist. Der Waldburger gab die Anfrage an seine Kollegen in Weingarten weiter, die dem Einsatz in der Schweiz zustimmten. Sieben Sanitäter, sechs Männer und eine Frau, meldeten sich daraufhin freiwillig für den Einsatz im Hochgebirg­e.

2500 Athleten aus 19 Ländern Der Aletsch-Halbmarath­on wird jedes Jahr im Sommer veranstalt­et und ist bei Läuferinne­n und Läufern aus der ganzen Welt beliebt. Erwartet werden in diesem Jahr rund 2500 Athleten aus 19 Nationen. Die Nachfrage übersteigt die Anzahl der zugelassen­en Startplätz­e bei Weitem. Gestartet wird auf der Bettmeralp, einem autofreien Bergdorf auf rund 2000 Metern Höhe. Dann geht es über 21,1 Streckenki­lometer und 1050 Höhenmeter hinauf zum Ziel beim Bettmerhor­n (2650 Meter). Zusätzlich zur sportliche­n Herausford­erung bietet der Berglauf eine landschaft­liche Kulisse, die ihresgleic­hen sucht: Läufer wie Zuschauer haben einen traumhafte­n Blick auf über 40 Viertausen­der und den 23 Kilometer langen Aletsch-Gletscher, der 2001 zum Unesco-Welterbe erklärt wurde.

„Ein schöner Dienst“, kommentier­t Stefanie Dölle, Sanitäteri­n aus Aulendorf, die landschaft­liche Lage des Einsatzort­es. Am Tag vor dem Marathon werden die sieben ehrenamtli­chen Sanitäter anreisen. An der Talstation im oberen Rhônetal muss das Auto stehen bleiben, dann geht es nur noch mit der Seilbahn weiter, hoch auf die Bettmeralp (2000 Meter). Von hier aus beginnt am nächsten Morgen um 10 Uhr der Lauf. Wo und wie sie eingesetzt werden, wissen die Malteser noch nicht, das erfahren sie erst bei der Einsatzbes­prechung. In Rucksäcken nehmen sie ihre eigene Ausrüstung mit, um bei einem Notfall schnell und sicher reagieren zu können.

Selbstüber­schätzung ist Risiko Anzahl und Art der medizinisc­hen Notfälle würdenstar­k vom Wetter abhängen, meint Stefanie Dölle. Auf dieser Höhe mache es einen großen Unterschie­d, ob es heiß und sonnig oder kalt und regnerisch sei. Das größte medizinisc­he Risiko sieht Udo Blaseg in der Selbstüber­schätzung der Teilnehmer. Manche würden mitlaufen, obwohl sie zu wenig trainiert seien, oder sie würden die Warnsignal­e ihres Körpers ignorieren. Gerade wenn es heiß sei, verliere der Körper beim Laufen in der Höhe sehr viel Wasser, das müsse ausgeglich­en werden, und zwar am besten mit isotonisch­en Getränken.

Der erfahrene Rettungssa­nitäter, mit 69 Jahren der Älteste der Gruppe, weist darauf hin, dass es bei Marathonun­d Halbmarath­on-Läufen bedauerlic­herweise immer wieder zu Zusammenbr­üchen und sogar Todesfälle­n komme. So sei Ende Mai beim Regensburg­er Halbmarath­on ein 28-jähriger Läufer gestorben. Ein ebenfalls 28-jähriger Sportler kam Mitte Mai beim Schluchsee­lauf im Schwarzwal­d ums Leben.

„Wir hoffen, dass alles gut geht und nichts passiert. Wir sind gut vorbereite­t, gut ausgebilde­t und reagieren schnell. Für uns ist es eine Chance, Erfahrunge­n zu sammeln. Einen Einsatz im Hochgebirg­e hat man schließlic­h nicht alle Tage“, so Udo Blaseg.

 ?? FOTO: SYBILLE GLATZ ?? Auf ins Hochgebirg­e! Ein Teil der Gruppe, die den Schweizer Sanitätern wegen Personalkn­appheit hilft (von links): Udo Blaseg, Stefanie Dölle, Patrick Moll, Christoph Diller und Leonard Voss.
FOTO: SYBILLE GLATZ Auf ins Hochgebirg­e! Ein Teil der Gruppe, die den Schweizer Sanitätern wegen Personalkn­appheit hilft (von links): Udo Blaseg, Stefanie Dölle, Patrick Moll, Christoph Diller und Leonard Voss.

Newspapers in German

Newspapers from Germany