Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Die vielen Gesichter Europas
Festival in Oberstdorf wirft facettenreichen Blick auf die Erde
OBERSTDORF (kls) - Die schöne Europa hat in der griechischen Mythologie einst Göttervater Zeus selbst angezogen. Auch die Bewohnerinnen des nach ihr benannten Kontinents wissen um ihre Anziehungskraft und mit ihren Reizen zu spielen – auf sehr verschiedene Art. Das zeigt der Hamburger Fotograf Konrad Schmidt in seiner Ausstellung „Grenzenlos“. Sie bildet vor dem Oberstdorf-Haus in einer Freiluftinstallation gleichsam den Auftakt zum Fotogipfel, der zum fünften Mal in und um den südlichsten Ort Deutschlands herum stattfindet.
Kurator Christian Popkes, Fotograf aus Hamburg, hat viele renommierte Kollegen und einige vielversprechende junge Talente eingeladen, sich in ihren Arbeiten mit dem Thema „Mein Europa“auseinanderzusetzen. So werfen über 20 Ausstellungen einen sehr facettenreichen Blick auf den Kontinent und begleiten damit dieses fünftägige Festival mit Workshops, Exkursionen und Präsentationen. Eine längere Dauer sei wegen des „strammen“Oberstdorfer Veranstaltungskalenders nicht möglich, erklärt Matthias Adam, Betriebsleiter der Oberstdorf Tourismus GmbH.
Die Ausstellungen des Fotogipfels verdeutlichen die landschaftlichen und architektonischen Schönheiten Europas ebenso wie die Kunsttradition des Kontinents, aber sie gewähren auch tiefere Einblicke. Sie lenken das Augenmerk auf Probleme: auf Flüchtlings- und Wirtschaftskrise, auf Ausgrenzung und Abschottung innerhalb einer Gesellschaft. Sie spiegeln aber auch Hoffnung wider: Etwa in den freudestrahlenden Gesichtern der Kinder im Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Kos.
Gefühle vermitteln die meisten Aufnahmen, die in den Ausstellungen dieses Fotogipfels zu sehen sind – egal ob sie im öffentlichen Raum wie dem Kurpark oder am Nebelhorn aufgestellt sind, oder ob sie im Oberstdorf-Haus oder der Villa Jauss hängen.
Viele halten hinter der kunstvollen Darstellung eine tiefergehende Botschaft bereit. So sind die Frauen, die Konrad Schmidt in Szene gesetzt hat, Symbole für eine Gesellschaft, die Grenzen überwunden hat. Die Aufnahmen versuchen nicht die Herkunft, sondern die Persönlichkeit zu ergründen.
Die Ausstellungen im öffentlichen Raum sind bis 23. Juni zu sehen, die Ausstellungen im OberstdorfHaus und der Villa Jauss waren nur bis 11. Juni zu sehen.