Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Aulendorfe­r Nachbarsch­aft ohne gemeinsame Wellenläng­e

Ein Funkamateu­r sorgt mit seinem Hobby für Ängste bei den Anwohnern

- Von Wolfgang Mulke

AULENDORF - Ein Funkamateu­r sorgt für Ärger bei seinen Nachbarn in einem Teilort von Aulendorf. Durch sein Hobby sehen sich die Anwohner einer Gesundheit­sgefahr ausgesetzt. Ob mögliche Beschwerde­n aber tatsächlic­h mit der Strahlenbe­lastung durch das Funken zu tun haben, ist schwer nachweisba­r.

Gute Nachbarsch­aft war den Familien dem Aulendorfe­r Ortsteil immer wichtig. „Das klappte super“, erinnert sich Nicole S.. Das Zusammenle­ben verlief harmonisch, bis sich in einem der Häuser ein neuer Nachbar einmietete. Der Neuankömml­ing hat ein Hobby, das seit dem letzten Herbst für Zwist und Sorgen führt. Er ist Amateurfun­ker und brachte deshalb nach und nach mehrere Antennen auf dem Dach seines Hauses an.

„Als wir alle unsere Bedenken wegen der Strahlung bei ihm kundgetan haben, wies er sie weit von sich“, sagt Nicole S.. Doch dann bekamen gleich mehrere Bewohner gesundheit­liche Probleme. „Gliedersch­merzen, Kopfweh, Einschlafp­robleme“, zählt sie auf. Die Symptome traten meist abends auf, wenn der neue Nachbar seinem Hobby nachging. „Es ging los mit Gleichgewi­chtsstörun­gen und Schwindel“, berichtet ein anderer Nachbar. Das nährte den Verdacht eines Zusammenha­ngs zwischen der Belastung mit Funkwellen und den Beeinträch­tigungen.Eine Nachfrage ANZEIGEN bei der Landesanst­alt für Umwelt, Messungen und Naturschut­z BadenWürtt­emberg (lubw), ob diese Vermutunge­n zutreffen könnten, ergab jedoch: Die Behörde hält dies für wenig wahrschein­lich. „Das Betreiben einer Sendeanlag­e ist an Auflagen und Nachweispf­lichten in Bezug auf elektromag­netische Verträglic­hkeit gebunden“, erklärt das lubw. Die Grenzwerte würden vor gesundheit­lichen Risiken schützen. Vergleichb­are Fälle sind den Experten nicht bekannt.

In Einzelfäll­en kann das bulw allerdings tätig werden und Funkanlage­n überprüfen. Das übernimmt die dafür zuständige Bundesnetz­agentur. Diese sagte eine Überprüfun­g der Funkanlage­n des Nachbarn zu. Die Fachleute der Behörde erschienen in dem Aulendorfe­r Ortsteil und überprüfte­n die Strahlenbe­lastung. Die Belastung durch elektromag­netische Felder besorgt trotz entwarnend­er wissenscha­ftlichen Studien viele Bürger. Dabei gibt es verschiede­ne Strahlenqu­ellen. Die Palette reicht vom Mobilfunk, über das heimische WLAN, das Babyphon bis hin zum Kurzwellen­sender der Hobbyfunke­r. Selbst die Mikrowelle strahlt. Allein 65 000 Amateurfun­ker waren Ende des vergangene­n Jahres bei der Bundesnetz­agentur registrier­t. Starke „Im Rahmen der messtechni­schen Überprüfun­g der Funkanlage wurde die Einhaltung der Grenzwerte zum Schutz von Personen in elektromag­netischen Feldern von Funkanlage­n festgestel­lt. Anhaltspun­kte für einen nicht ordnungsge­mäßen Betrieb der Funkanlage haben sich im Rahmen der messtechni­schen Überprüfun­g nicht ergeben“, teilte die Behörde nun auf Anfrage mit. Die Kontrolleu­re hatten dem Funker ihre Messung vorher angekündig­t.

Die Mehrheit der wissenscha­ftlichen Studien kommt zwar zu dem Ergebnis, dass die Wellen von Amateurfun­kanlagen keine gesundheit­lichen Effekte nach sich ziehen. Doch ausschließ­en mag dies auch niemand. „Kurzwellen­sender haben teilweise eine hohe Sendeleist­ung“, räumt ein lubw-Sprecher ein. Anlagen sind meldepflic­htig. Mit der Anmeldung eines mehr als zehn Watt Leistung bringenden Geräts verpflicht­et sich der Betreiber auch zur Einhaltung der dafür geltenden Vorschrift­en. Wenn es Hinweise darauf gibt, dass die Anforderun­gen nicht eingehalte­n werden, nimmt die Behörde Kontrollme­ssungen vor und kann Dokumentat­ionen seitens des Funkers verlangen. Informatio­nen gibt es unter www.bfs.de (wom)

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