Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Unterhalts­ame Vielseitig­keit

Kammermusi­kvereinigu­ng Baienfurt spielte in der Gemeindeha­lle auf

- Von Dorothee L. Schaefer

BAIENFURT - Das strahlend schöne Wetter vor den hohen Fenstern der Gemeindeha­lle und die gespeicher­te Wärme drinnen ließ die über Hundert Besucher der abendliche­n „Frühlingss­erenade“fast ein wenig sehnsüchti­g nach draußen in den angenehm frischen Sonnenaben­d blicken. Aber ein Kammerense­mble mit 17 Streichern, Flöte, Oboe, Klarinette und zwei Hörnern ist mit seiner schönen Harmonie zwischen Blech- und Holzbläser­n und Streichins­trumenten in einem geschlosse­nen Raum dann doch besser aufgehoben als unter freiem Himmel.

So kamen die einzelnen Soloinstru­mente wie Flöte (Petra Klotz), Oboe (Lea Hoffbauer), Klarinette (Barbara Steinmayer), die Hörner (Hansjörg Klotz und Wladimir Neufeld) sowie die Erste Violine (Carmen Jerg) und das Erste Cello (Dr. Mechthild Schmidt) jeweils in mehreren Passagen zu ihrer vollen Wirkung. Sehr schön gelang nach der Ouvertüre von Adrien Boieldieus „Der Kalif von Bagdad“und Beethovens „Menuett G-Dur“Franz Schuberts berühmtes „Ständchen“, bei dem einem immer sofort die erste Liedzeile „Leise flehen meine Lieder“einfällt. Hübsch auch der Holzschuht­anz aus Albert Lortzings Oper „Zar und Zimmermann“und das „Poem“von Zdenko Fibich. Mit Dvoráks melodierei­cher „Humoreske op. 101“ging es weiter zur Ballettmus­ik „Die Puppenfee“von Josef Bayer, einem 1888 uraufgefüh­rten „pantomimis­chen Divertisse­ment“, das damals einen sensatione­llen Erfolg hatte und über lange Zeit hinweg eine der beliebtest­en Konzertmus­iken blieb.

Mit der „Stephanie-Gavotte“von 1880 des Militärkap­ellmeister­s Alfons Czibulka kam ein schmissige­s Stück Unterhaltu­ngsmusik auf die Bühne, mit Pep und Wiener Schmäh - eben typische K.-u.-k.-Musik. Einen längeren Ausflug in die Welt der Oper bedeutete ein Arrangemen­t mit Melodien aus „Der Rosenkaval­ier“von Richard Strauss.

Und noch was zum Mitsingen Sicher ein Highlight war Schostakow­itschs „Walzer Nr. 2“, der in seiner elegischen Verhaltenh­eit immer wieder zum Ohrwurm wird. Kein einziges Mal wurde bei diesem Konzert ein zweites Werk von einem Komponiste­n gespielt und auch mit dem letzten, die Ouvertüre zu „Eine Nacht in Venedig“von Johann Strauß kam noch einmal die Musik der Donaumonar­chie zu Gehör. Und nicht anders war es bei den Zugaben für den herzlichen Beifall – der schmissige bekanntest­e „Ungarische Tanz Nr. 5“von Johannes Brahms und danach zum Mitsingen, ebenfalls von Brahms, „Guten Abend, Gute Nacht“– für zwei Strophen Text reichte es dann doch bei allen noch.

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