Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Entscheidend ist die Umrüstung“
BERLIN - Klaus Müller (Foto: dpa), Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband, macht der Autoindustrie schwere Vorwürfe. Die Verbraucher seien mit Vorsatz getäuscht worden, sagte er zu Rasmus Buchsteiner.
Herr Müller, eben noch galt der Diesel als saubere Alternative zum Benziner. Jetzt drohen Fahrverbote in München, Stuttgart und anderen Metropolen. Sind Diesel-Fahrer jetzt die Dummen? Sie sind mit Vorsatz getäuscht worden. Volkswagen hat das inzwischen eingeräumt. Wir sehen jetzt, dass das auch für andere Konzerntöchter wie Audi gilt. Es wäre ein Wunder, wenn damit schon das Ende der Fahnenstange erreicht wäre. Bei Fiat wird ermittelt, bei Daimler, bei Porsche. Politik und Automobilindustrie haben hier versagt und das Problem kleingeredet. Es kann nicht sein, dass die Verbraucher das jetzt ausbaden müssen.
Lassen sich Fahrverbote überhaupt noch vermeiden? Entscheidend ist die Umrüstung. Das ist kein Pappenstiel. Es ist teuer und technisch anspruchsvoll. Die Konzerne müssen jetzt für die Umrüstung aufkommen. Hier gilt das Verursacherprinzip: Wer den Fehler zu verantworten hat, muss auch für dessen Beseitigung bezahlen.
Welche Rückmeldungen haben Sie zu den bisherigen Umrüstungen durch VW? Nach den Umrüstungen gibt es zahlreiche Probleme für Verbraucher. Betroffene können dann nur zwischen Pest und Cholera wählen: Entweder sie klagen. Oder sie schließen sich einer der Kanzleien an – mit dem Ergebnis, dass dann im Erfolgsfall 35 Prozent der Entschädigung abgezogen werden. Die Ansprüche, was Motorleistung, Benzinverbrauch und Verschleiß angeht, müssen sie bis Ende des Jahres geltend gemacht haben, sonst greift die Verjährung. Wir fordern weiterhin, die Verjährungsfrist eventueller Gewährleistungs-und Schadensersatzansprüche auszusetzen, bis ein Urteil des Bundesgerichtshofs vorliegt.