Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Schmuddele­cke soll schöner werden

Die Ravensburg­er Stadtplane­r knöpfen sich das Bahnhofsge­lände vor

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Es gehört zweifellos nicht zu den schönsten Ecken von Ravensburg: Das Bahnhofsum­feld und die Flächen entlang der Gleise sind aber das Erste, was viele Reisende von der Stadt zu sehen bekommen. Um das Gebiet städtebaul­ich aufzuwerte­n, ruft die Stadt jetzt einen Ideenwettb­ewerb „Stadteinga­ng an der Schussen“ins Leben.

„Der Ravensburg­er Bahnhof – das kann man sich heute nicht mehr vorstellen – war mal schön.“Oberbürger­meister Daniel Rapp erinnert an die Zeit vor 120 Jahren, die man heute nur noch von alten Postkarten kennt. Damals am Rand der Stadt gebaut, lagen im unmittelba­ren Umfeld des Bahnhofs Grand Hotels, zu denen Frauen mit breitkremp­igen Hüten flaniert sind, wenn sie auf dem Weg nach Italien oder in die Schweiz in Ravensburg Station gemacht haben. Nach der Industrial­isierung haben die Gleisanlag­en die Stadt dann in zwei Teile geschnitte­n: Die Innenstadt war dadurch abgekoppel­t von Escher Wyss und nur über den Eschersteg oder durch eine Unterführu­ng zu erreichen.

Heute erfüllt das Areal viele unterschie­dliche Funktionen: Es ist jenseits der Gleise eines der letzten Industrieg­ebiete und ein Verkehrskn­otenpunkt für Bahn, Fernbusse, Linienbuss­e, Radfahrer und Fußgänger. Ein Naherholun­gsraum ist es noch nicht, aber das soll sich ändern. Die Schussen soll wieder „erlebbar“oder wenigstens sichtbar gemacht werden. Wer heute auf dem „Schussenba­lkon“in der Nähe vom Restaurant „Gleis 9“steht, sieht laut Rapp nur „ein bisschen Plätscher-Plätscher“und sonst Gestrüpp und wild wucherndes Unterholz.

Wenn das Areal aufgewerte­t wird, könnte das auch dem Eschersteg zu neuem Leben verhelfen. Vielleicht werde das Industried­enkmal nicht ganz in seiner ursprüngli­chen Form wieder aufgebaut – das geht auch wegen der Elektrifiz­ierung der Südbahn gar nicht – sondern höher und eventuell ergänzt um neue Elemente, die Stelle hält Rapp aber für gut und richtig. Die Flächen jenseits der Bahnlinien würden sich außerdem für ein neues Parkhaus eignen.

Bahn würde Bahnhof verkaufen Ein besonderer Dorn im Auge ist Rapp aber das Bahnhofsge­bäude. „Alles hat sich in der Bahnstadt entwickelt, bloß nicht der Bahnhof.“Angeblich kann sich die Deutsche Bahn vorstellen, ihn zu verkaufen. Rapp hat zudem schon mit Investoren gesprochen, die dort gern ein repräsenta­tives, bis zu 24 Meter hohes neues Gebäude errichten würden. Mit ein paar Quadratmet­ern für die Belange der Bahn im Erdgeschos­s (Schließfäc­her und dergleiche­n), Bürofläche­n in den Zwischenet­agen und einem Penthouse-artigen Restaurant auf dem Dach. Rapp will diesbezügl­ich dem städtebaul­ichen Ideenwettb­ewerb aber nicht vorgreifen. „Das ist bloß meine eigene Vision“, meint er.

Welche Anforderun­gen konkret gestellt werden, soll der Beirat für Städtebau am 28. Juni formuliere­n. Der Beschluss für die Auslobung ist für Oktober geplant, sodass das Preisgeric­ht im Januar 2018 entscheide­n könnte.

 ?? FOTO: ARCHIV ?? Der Ravensburg­er Bahnhof ist zwar das Erste, was viele Reisende von der Stadt sehen, aber derzeit kein Aushängesc­hild. Oberbürger­meister Daniel Rapp schwebt vor, das Gebäude abreißen zu lassen und dort ein bis zu 24 Meter hohes Gebäude zu errichten.
FOTO: ARCHIV Der Ravensburg­er Bahnhof ist zwar das Erste, was viele Reisende von der Stadt sehen, aber derzeit kein Aushängesc­hild. Oberbürger­meister Daniel Rapp schwebt vor, das Gebäude abreißen zu lassen und dort ein bis zu 24 Meter hohes Gebäude zu errichten.

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