Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kleinkunstabend der Lateinklasse
„Diese Fremden sind nicht von hier...“
WILHELMSDORF - Verbirgt sich hinter Paris ausschließlich die Hauptstadt Frankreichs? Was ist ein Trojaner? Erfreut ein Danaergeschenk die Herzen der Menschen? Wer meint, die lateinische Sprache mit ihren antiken Klassikern habe keinen Bezug mehr zur heutigen Realität, der täuscht sich gewaltig. Die Lateinklassen des Gymnasiums Wilhelmsdorf bewiesen im Laufe eines faszinierenden Abends in der Scheune, dass die Themen des Lateinunterrichts immer noch topaktuell sind.
Eingebettet in eine moderne Rahmenhandlung, bestehend aus alltagsnahen Einzelszenen, wurden die Zuschauer auf eine Reise mitgenommen, die spannende Momente aus Vergils Aeneis inszenierte. Leicht, geistreich, witzig und pointiert, aber auch tiefgründig, lehrreich, bewegend und ernsthaft eröffneten sich die Themen eines Menschen, der sich außerhalb der Heimat fremd fühlt, der mit dem Krieg einhergehende Ängste und Verluste spürt, der letztendlich flüchten und alles Liebgewonnene hinter sich lassen muss. Dabei wurde immer wieder eine Brücke von den Mythen der Antike zu zeitgenössischen Momentaufnahmen geschlagen - gegen Ende vor allem zur Flüchtlingsthematik der jüngsten Zeit - in Form von eindrucksvollen Bildern, musikalischen Einlagen, Parallelszenen und wegweisenden Erläuterungen.
Abgerundet wurde der gelungene Abend mit einem wohlschmeckenden römischen Büfett. Der Dank gilt allen Beteiligten, insbesondere den Lateinlehrerinnen Martina Lagler, Eva-Maria Schnell und Monika Motz.