Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Explosive Mischung
Manche Dinge erscheinen so ungleich, dass es ein Rätsel bleibt, wie sie zusammenfinden konnten. Man denke nur an Pizza und Ananas, an Porsche und Diesel oder an Helene Fischer und Fußball. Ein ungewöhnliches Paar bilden auch: Atomkraft und Bikini. Dabei hat diese Verbindung eine Tradition, die mit dem Bikini-Atoll im Pazifik beginnt. Der zweiteilige Bikini wurde tatsächlich nach der Inselkette benannt. Berühmtheit erlangte das Atoll aber auch, weil es in den 1940er- und 1950er-Jahren Schauplatz zahlreicher Atomwaffentests der USA war. Seither bilden das luftige Textil und die Kernkraft eine explosive Mischung.
Das müssen sich auch die tschechischen Atomkraftwerksbetreiber CEZ gedacht haben, als sie über einen Bikini-Wettbewerb eine Praktikantin auswählen ließen. Auf der Facebook-Seite des Konzerns konnten Nutzer für eine von zehn spärlich bekleideten Abiturientinnen stimmen. Die Siegerin bekommt ein 14tägiges Praktikum im AKW Temelin, wie Medien berichteten. Aufkeimende Kritik können die Betreiber nicht verstehen. „Modeschauen in Bademode gehören allgemein zu Schönheitswettbewerben“, teilte ein AKWSprecher mit. Klingt plausibel, obwohl neu sein dürfte, dass Modeschauen und Atomkraftwerke eine logische Verbindung bilden. Egal, in Altherrenmanier werden die AKWBetreiber sich nun über die neue Praktikantin freuen, geben Brennstäbe, Kühlbecken und heiß ersehnte Kernschmelzen doch genug Stoff für Schenkelklopfer. Womit auch geklärt sein dürfte, wer hier eigentlich verstrahlt ist. (dg)
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