Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Sturm fordert noch ein weiteres Opfer
Nur im äußersten Süden und im Alpenraum kann es heute nochmal Gewitter geben
BERLIN (dpa) - Das heftige Sturmtief „Paul“mit Gewittern und Hagel hat noch ein zweites Todesopfer gefordert: Im Kreis Gifhorn starb eine 83 Jahre alte Frau, nachdem sie mit ihrem Auto durch das Geäst eines umgestürzten Baumes gefahren war. Am Wochenende wird es wieder ruhiger, nur im äußersten Süden und dem Alpenraum könnten sich heute noch einmal kräftige Schauer und Gewitter zusammenbrauen, berichtete der Deutsche Wetterdienst in Offenbach. Die wegen der Hitze verhängten Tempolimits auf den Autobahnen rund ums Walldorfer Kreuz werden am Sonntag wieder aufgehoben.
Einsatzkräfte waren am Freitag vielerorts mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Wegen der Sturmschäden hatten Reisende auf einigen Strecken mit Verspätungen und Streckensperrungen zu kämpfen. So war die ICEStrecke von Berlin nach Düsseldorf und Köln den halben Tag dicht. Auch auf der Fernstrecke Hamburg-Hannover ging zeitweise nichts mehr.
Wegen des Sturms strandeten in der Nacht zum Freitag an den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld etliche Passagiere. Etwa 2400 Menschen mussten nach Angaben eines Flughafensprechers dort übernachten. Es kam zeitweise zu chaotischen Zuständen am Flughafen Tegel. Die Bodenabfertigung wurde an beiden Flughäfen bis Freitagvormittag mehrmals unterbrochen.
Ein Lufthansa-Sprecher nannte es am Freitag wünschenswert, wenn die Behörden in solchen Ausnahmesituationen flexibler reagieren würden – etwa bei der Genehmigung von Landungen außerhalb der generell erlaubten Zeiten. Eine Maschine aus Frankfurt/Main etwa habe am Donnerstag nicht mehr in Tegel landen dürfen, weil sie erst kurz nach 23 Uhr ankam – und sei deshalb nach Schönefeld umgeleitet worden.
Ebenfalls in Berlin wurde am Freitag ein Flüchtlingsheim mit 200 Bewohnern geräumt, weil ein Blitz in ein Nachbargebäude eingeschlagen war. Laut Feuerwehr fing der Garagenkomplex Feuer, insgesamt brannten etwa 170 Quadratmeter. Wegen der starken Rauchentwicklung räumten die Einsatzkräfte die nahe Flüchtlingsunterkunft.
Bereits am Donnerstagabend musste die Rockband Guns N’Roses in Hannover ein Konzert unterbrechen. Rund 70 000 Fans mussten den Zuschauerraum verlassen und wurden in einer angrenzenden Messehalle untergebracht. Nachdem das Unwetter durchgezogen war, setzte die Band das Konzert fort. Auch eine Verdi-Aufführung an der Staatsoper Hannover wurde abgebrochen.
Das Sturmtief „Paul“brachte zum Teil extreme Regenmengen und Windgeschwindigkeiten mit sich. Im hessischen Neu-Ulrichstein fielen innerhalb einer Stunde 42 Liter Regen pro Quadratmeter. Zudem fegten Orkanböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 127 Kilometern pro Stunde über den Ort hinweg.