Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kritik an der Regionalli­ga Fernost

Waldhof Mannheim kündigt Boykott der Spiele gegen das China-Team an

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FRANKFURT (SID/sz) - Eine BoykottDro­hung und viel Kritik: Das geplante China-Team in der Regionalli­ga Südwest – Spötter sprechen bereits von der Regionalli­ga Fernost – birgt jede Menge Zündstoff. Einige Vereine gehen auf Konfrontat­ionskurs mit dem Deutschen Fußball-Bund. Als erster Club hat Waldhof Mannheim angekündig­t, Spiele gegen die Asiaten zu boykottier­en, sollte die vom Verband geplante Einglieder­ung der chinesisch­en U20-Nationalma­nnschaft in die Liga zustande kommen.

„Waldhof Mannheim hat einer Teilnahme an den beiden Partien gegen die Asiaten nicht zugestimmt und wird nach interner Absprache auch an keinem Spiel teilnehmen“, schrieb der Club auf Facebook. Die Überschrif­t des Beitrags lautet: „SV Waldhof sagt ,Nein' zum Spiel gegen Chinas U20.“Stattdesse­n haben die Mannheimer dem aus der Regionalli­ga abgestiege­nen FK Pirmasens ein Freundscha­ftsspiel angeboten. Auch wenn eine Partie gegen die Chinesen „eine gute Vermarktun­gsmöglichk­eit“biete, „sollte man den regionalen Bezug nicht komplett verlieren“, erklärte Waldhof-Geschäftsf­ührer Markus Kompp. In den Regionalli­gen und bei den Vereinen gebe es „wichtigere Probleme“, welche vorrangig zu klären seien. Die Mannheimer hatten gegenüber dem Verband bereits in einem Telefonat ihre Bedenken mitgeteilt.

Der FK Pirmasens erhielt am Freitag endgültig keine Zulassung für die kommende Saison, eine Beschwerde der Pfälzer lehnte die Gesellscha­fterversam­mlung ab. Pirmasens hatte bereits am Donnerstag entsetzt auf die Einglieder­ungspläne reagiert. „Sechs Mannschaft­en steigen ab, und nun holt der DFB die chinesisch­e Nationalma­nnschaft. Wir müssen das wohl hinnehmen, aber für mich ist das purer Kapitalism­us“, hatte Geschäftss­tellenleit­er Christoph Radtke gesagt.

Pirmasens hatte laut Radtke „einen Antrag gestellt, die Liga auf 20 Teams aufzustock­en, weil auch unser U23Team als Achter der Oberliga absteigen muss, wenn wir absteigen. Aber statt uns zu behalten, wird nun offenbar, man muss es wohl so sagen, eine Geldquelle aus China ausgewählt. Eine Horrormeld­ung.“

Auch aus der Regionalli­ga West kam Kritik. „Wir haben das Gefühl, dass der DFB nicht mehr erkennt, wo die Grenze der Kommerzial­isierung liegt“, meinte Präsident Michael Welling von RW Essen: „Wollen wir für 30 000 Euro wirklich die Seele des Fußballs verkaufen? Ich nicht!“Der chinesisch­e Nachwuchs, den der Frankfurte­r Lars Isecke betreut, zuvor deutscher U20-Trainer, soll in der 19er-Liga die Lücke für den jeweils spielfreie­n Verein füllen und gegen jeden Club zweimal antreten – ohne in der Tabelle geführt zu werden. Jeder Verein soll dafür zwischen 15 000 und 20 000 Euro erhalten.

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FOTO: DPA Deutscher Anführer: Chinas U20Trainer Lars Isecke.

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