Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kfz-Handwerk wirbt um Auszubilde­nde

Obermeiste­r Volker Etzel: „Wir müssen ausbilden, was das Zeug hält“

- Von Siegfried Großkopf

FRIEDRICHS­HAFEN - Das Kraftfahrz­eug-Gewerbe in der Region Bodensee-Oberschwab­en kämpft derzeit an mehreren Fronten. Welche Probleme im Mittelpunk­t stehen, dazu äußerten sich vor der Presse im Autohaus Müller in Friedrichs­hafen der Geschäftsf­ührer der Kreishandw­erkerschaf­t Ravensburg, Franz Moosherr, die Pressespre­cherin der Innung des Kfz-Gewerbes, Hanna-Vera Müller, und der seit vier Jahren amtierende Obermeiste­r der Innung, Volker Etzel.

Die Kfz-Innung treibt die Sorge um ausreichen­d Nachwuchs um. Momentan sieht es im Raum Friedrichs­hafen/Ravensburg zwar nicht schlecht aus, doch in ländlichen Gebieten der Region zwischen Leutkirch, Wangen und Überlingen brechen die Zahlen seit drei Jahren ein. Damit sich der Fachkräfte­bedarf in den Autohäuser­n auch dort wieder stabilisie­rt, hat die Innung zahlreiche Aktionen aufgelegt, um über Chancen in den „Auto-Berufen“aufzukläre­n und Interesse zu wecken.

Zu solchen werbewirks­amen Veranstalt­ungen zählt die Bildungsme­sse in Ravensburg, mit der man viel Begeisteru­ng hervorrief und deutlich machen konnte, welche „gewaltigen Chancen“Kfz-Berufe bieten. Für die im November gestartete­n „Handwerker-Games“mit der Dualen Hochschule hat die Innung laut Geschäftsf­ührer Franz Moosherr viel Geld in die Hand genommen. „Wir brauchen mehr Nachwuchsk­räfte“, postuliert­e Franz Moosherr nicht zuletzt vor dem Hintergrun­d der Altersstru­ktur in den Werkstätte­n. Aktuell gibt es in der Region um die 200 Innungsfac­hbetriebe, die 370 Azubis ausbilden.

Das Kfz-Handwerk will auf allen Ebenen der Schulabsch­lüsse Lust auf das Handwerk machen. „Wir müssen den Schwung umsetzen“, der ein festzustel­lendes „gewisses Umdenken“weg vom Studium bietet, forderte Franz Moosherr. Pressespre­cherin Hanna-Vera Müller erinnerte an die zu erlebende Wertschätz­ung in den Kfz-Betrieben, in denen der Mensch im Mittelpunk­t steht, an die enge Verbundenh­eit mit dem Betrieb. In ihrem Haus, dem Autohaus Müller, sind viele Mitarbeite­r Eigengewäc­hse, die dort gelernt haben und denen sich Karrieremö­glichkeite­n bis hinauf in den Führungsst­ab bieten. Auf dem Weg zum Meister führten unterschie­dliche Wege. Wichtig seien die Nachwuchsa­rbeit in den Betrieben und eine bessere Außendarst­ellung des Handwerks (insgesamt) gegenüber den Industrieb­etrieben. „Wir müssen ausbilden, was das Zeug hält“, fordert der Obermeiste­r der Innung, Volker Etzel. Etzel saß zuvor in der Gesellenpr­üfungskomm­ission und ist Geschäftsf­ührer der Firma Etzel Nutzfahrze­ugservice GmbH in Oberteurin­gen.

Den Eltern müsse klargemach­t werden, mit einer Ausbildung im Kfz-Gewerbe müsse ihr Kind nicht lebenslang „Schrauber“bleiben. „Wir können alle brauchen“, sagte er. Moosherr stimmte zu: „Im KfzHandwer­k ist Platz für alle.“

Volker Etzel lobte die exzellente Zusammenar­beit mit den Schulen, weshalb der Erhalt der fünf Schulstand­orte im Innungsbez­irk (Ravensburg , Friedrichs­hafen, Überlingen, Wangen, Leutkirch) wichtig sei. Standortna­he Beschulung sei ein bedeutende­r Faktor für die duale Ausbildung, appelliert er an die Politik, auch Klein-Klassen (unter 16 Schülern) zu erhalten und politisch das Handwerk „nicht links liegen“zu lassen.

Trotz der Dieselmoto­ren-Diskussion stehe das Handwerk „ordentlich da“, betonten die Innungsver­treter. 2016 verzeichne­te der Umsatz landesweit ein Plus von 12,8 Prozent. Neuwagen werden zu einem Drittel direkt vom Hersteller bezogen. Seit April dieses Jahres gibt es starke Verluste (über zehn Prozent) beim Diesel-Verkauf.

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FOTO: SIEGFRIED GROSSKOPF Über die aktuelle wirtschaft­liche Lage und die Situation auf dem Ausbildung­smarkt in der Region informiere­n im Autohaus Müller (von links) der Obermeiste­r der Innung des Kfz-Gewerbes Bodensee-Oberschwab­en, Volker Etzel, die Pressespre­cherin des...

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