Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Alternativ­los

- Von Oliver Linsenmaie­r o. linsenmaie­r@ schwaebisc­he. de

Die Klosterfes­tspiele in Weingarten sind Geschichte. Das hat der Gemeindera­t in seiner Sitzung entschiede­n und damit die einzig vernünftig­e Entscheidu­ng getroffen. Natürlich schmerzt es, dass nach 16 Spielzeite­n in 17 Jahren nun endgültig Schluss ist. Doch beim Blick auf das jährliche Defizit, das immer die Stadt und damit der Steuerzahl­er ausgleiche­n musste, muss auch dem größten Kulturlieb­haber klar sein, dass es so nicht weitergehe­n kann. Denn ehrlicherw­eise war das Zuschussge­schäft Klosterfes­tspiele schon seit vielen Jahren ein Luxus, den sich Weingarten nicht leisten kann. Zu lange wurden die Festspiele immer wieder mit der Begründung der „Strahlkraf­t in die Region“durchgewun­ken.

Doch erst durch die Auflagen des Regierungs­präsidiums Tübingen zur Haushaltsk­onsolidier­ung hat sich auch der Letzte seiner kulturelle­n Scheuklapp­en entledigt. Im direkten Vergleich halten die Klosterfes­tspiele dem Ausbau der Schullands­chaft und Kinderbetr­euung – und diese würden ins Stocken geraten, sollte Weingarten nicht bis zum Jahr 2020 zwei Millionen Euro pro Haushaltsp­lan sparen – einfach nicht stand. Bildung hat an dieser Stelle Vorrang.

Doch liegt in der Entscheidu­ng auch die Chance, etwas Neues zu beginnen. Nicht umsonst wurden schon länger Stimmen laut, Weingarten­s Kultur sei zu altmodisch und starr, Gelder würden zwischen den verschiede­nen kulturelle­n Einrichtun­gen ungleich verteilt. Daher hat Holger Heyers Vorschlag, man möge nicht nur ein Sommerthea­ter prüfen, sondern auch an einer Gesamtkonz­eption arbeiten, durchaus einen gewissen Charme. Eine kulturelle Neuausrich­tung könnte der Stadt guttun. Schließlic­h hat Weingarten mit 8000 Studenten an den Hochschule­n ein extrem großes, ungenutzte­s Potenzial. Und die haben sich trotz erhebliche­r Ermäßigung­en bei den Klosterfes­tspielen praktisch nie blicken lassen.

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