Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Alternativlos
Die Klosterfestspiele in Weingarten sind Geschichte. Das hat der Gemeinderat in seiner Sitzung entschieden und damit die einzig vernünftige Entscheidung getroffen. Natürlich schmerzt es, dass nach 16 Spielzeiten in 17 Jahren nun endgültig Schluss ist. Doch beim Blick auf das jährliche Defizit, das immer die Stadt und damit der Steuerzahler ausgleichen musste, muss auch dem größten Kulturliebhaber klar sein, dass es so nicht weitergehen kann. Denn ehrlicherweise war das Zuschussgeschäft Klosterfestspiele schon seit vielen Jahren ein Luxus, den sich Weingarten nicht leisten kann. Zu lange wurden die Festspiele immer wieder mit der Begründung der „Strahlkraft in die Region“durchgewunken.
Doch erst durch die Auflagen des Regierungspräsidiums Tübingen zur Haushaltskonsolidierung hat sich auch der Letzte seiner kulturellen Scheuklappen entledigt. Im direkten Vergleich halten die Klosterfestspiele dem Ausbau der Schullandschaft und Kinderbetreuung – und diese würden ins Stocken geraten, sollte Weingarten nicht bis zum Jahr 2020 zwei Millionen Euro pro Haushaltsplan sparen – einfach nicht stand. Bildung hat an dieser Stelle Vorrang.
Doch liegt in der Entscheidung auch die Chance, etwas Neues zu beginnen. Nicht umsonst wurden schon länger Stimmen laut, Weingartens Kultur sei zu altmodisch und starr, Gelder würden zwischen den verschiedenen kulturellen Einrichtungen ungleich verteilt. Daher hat Holger Heyers Vorschlag, man möge nicht nur ein Sommertheater prüfen, sondern auch an einer Gesamtkonzeption arbeiten, durchaus einen gewissen Charme. Eine kulturelle Neuausrichtung könnte der Stadt guttun. Schließlich hat Weingarten mit 8000 Studenten an den Hochschulen ein extrem großes, ungenutztes Potenzial. Und die haben sich trotz erheblicher Ermäßigungen bei den Klosterfestspielen praktisch nie blicken lassen.