Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Neues Gewerbegebiet in Reichweite
Aulendorf, Bad Saulgau, Altshausen und Boms gründen gemeinsam interkommunalen Gewerbe-Zweckverband
AULENDORF - Neue Gewerbegebiete sind in vielen Städten in Oberschwaben ein Problemthema – es fehlt schlicht an geeigneten Flächen. Zum Beispiel tut sich die Stadt Aulendorf seit Jahren mit der Erschließung von neuen Flächen schwer und muss Firmen, die sich ansiedeln wollen, eine Absage erteilen. Wollen Kommunen wettbewerbsfähig bleiben, müssen sie zusammenarbeiten und gemeinsame Gebiete ausweisen, denn oft besitzen gerade die Gemeinden auf dem Land noch mögliche Flächen. Die Stadt Aulendorf möchte daher mit Bad Saulgau und den Gemeinden Altshausen und Boms gemeinsam neue Wege beschreiten. Der Gemeinderat stimmte in jüngster Sitzung dem Beitritt zum Zweckverband Interkommunaler Gewerbe- und Industriepark Oberschwaben (GIO) einstimmig zu.
Die Flächen in der Region sind begrenzt. Oft stoßen denkbare Flächen an rechtlich fixierte Schutzgebiete oder es gibt andere Restriktionen, die ein Gewerbegebiet nicht zulassen. Der Regionalverband BodenseeOberschwaben hat bereits damit begonnen, zusammen mit den Kommunen im Kreis Ravensburg ein regionales Gewerbeflächenentwicklungskonzept zu erarbeiten.
32 Hektar südlich von Aulendorf Die Stadt Aulendorf geht mit Bad Saulgau, Altshausen und Boms mit Gründung des Zweckverbands GIO bereits einen Schritt weiter. Gemeinsam streben sie die gewerbliche und industrielle Entwicklung auf verschiedenen Standorten an. Konkret geht es um zwei interkommunale Gewerbegebiete: eine 32 Hektar große Fläche südlich von Aulendorf und eine 45 Hektar große Fläche zwischen Bad Saulgau und Boms.
Wie Aulendorfs Bürgermeister Matthias Burth erläuterte, soll durch die interkommunale Zusammenarbeit die Wirtschaft gestärkt und die Einwohnerzahlen stabil gehalten werden (siehe Kasten). Fünf Bürgermeisterrunden und eine Infoveranstaltung für alle Gemeinderäte der beteiligten Kommunen habe es bereits gegeben. Weitere Kommunen könnten laut Satzung auch zu einem späteren Zeitpunkt in den Zweckverband aufgenommen werden.
Der Vorteil des Zweckverbands: Je nach Größe der Kommune kauft sie sich sozusagen mit einem bestimmten Anteil ein (siehe Kasten), trägt dementsprechend Erschließungs- und Unterhaltskosten mit und profitiert dem Anteil entsprechend von der Gewerbe- und Grundsteuer und von Grundstücksverkäufen.
Die interkommunalen Gebiete sollen die einzelnen Kommunen „nicht davon abhalten, eigene Gewerbeflächen für bereits ortsansässige Firmen zu entwickeln“, erläuterte Burth. Als Beispiel wurde die fünf Hektar große benötigte Erweiterungsfläche für Carthago genannt, doch der Flächennutzungsplan steckt noch in der Verfahrensrunde. Burth rechnet erst Ende des Jahres mit einem Ergebnis, ob die Raum- ordnungsbehörde (Landratsamt) der gewünschten Fläche zustimmt.
Auch über Carthago hinaus gibt es immer wieder mal Firmen, die Gewerbeflächen in Aulendorf zwischen unter 1000 und bis zu 3000 Quadratmetern suchen – aber es gibt keine. Mit dieser Problematik steht Aulendorf nicht allein da, auch größere Städte wie Ravensburg können Gewerbeflächen in dieser Größenordnung kaum mehr anbieten.
Gründung noch im Juli Mit der Gründung und dem Beitritt zum Zweckverband will die Stadt Aulendorf die Weichen für die Zukunft stellen. Noch im Juli soll die offizielle Gründung des Zweckverbands mit Unterzeichnung der Satzung durch alle beteiligten Bürgermeister erfolgen. Im Herbst soll dann die erste konstituierende Sitzung mit der Wahl des Vorsitzenden und dessen Stellvertreter erfolgen und die Geschäftsordnung beschlossen werden.
CDU-Stadtrat Konrad Zimmermann bewertete das Vorhaben positiv. „Aulendorf hat deutlich mehr Auspendler als Einpendler. Durch Gewerbegebiete Arbeitsplätze zu schaffen, ist wichtig für Aulendorf. Das ist nun ein Weg, die Stadt und die ganze Region weiterzubringen.“
Ob es für den Gemeinderat einen regelmäßigen Bericht über die Aktivitäten des Zweckverbands gibt, wollte Hartmut Holder (CDU) wis- sen, was Bürgermeister Burth zusagte. Holder war zudem der Meinung, dass die interkommunale Zusammenarbeit ein „Schulterschluss für die ganze Region“sei. „Wir können nur zusammen mit den Gemeinden rundherum weiterkommen.“Das sah auch Pierre Groll (BUS) so: „Wir begrüßen die interkommunale Zusammenarbeit. Das ist der richtige Weg, um Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern.“