Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bürger lehnen Pläne für Ortsmitte entschieden ab
Raiffeisenbank plant drei Gebäude mit 32 Wohnungen am Kreisel in Horgenzell
HORGENZELL - Der Plan, in der Horgenzeller Ortsmitte am Kreisverkehr drei neue dreigeschossige Gebäude mit 32 Wohneinheiten zu bauen, ist am Montag bei einer Infoveranstaltung für die Bürger auf heftige Ablehnung gestoßen. Investor wäre die Raiffeisenbank Ravensburg. Sie soll die Fläche im Tausch für ihr bisheriges Grundstück neben dem Rathaus bekommen. Die Gemeinde will das alte Bankgebäude kaufen und zum neuen Rathaus umbauen.
Eigentlich war das gemeindeeigene Grundstück am Horgenzeller Kreisel für ein Alters- oder Pflegeheim gedacht, sagte Bürgermeister Volker Restle. Gespräche mit verschiedenen Anbietern hätten jedoch ergeben, dass die rund 3000 Quadratmeter große Fläche für eine Kombination aus Pflegeheim, betreuten Wohnungen und Wohnen für Jung und Alt zu klein sei. Eine solche Kombination mit 30 Pflegebetten, 10 bis 15 betreuten Wohnungen und 15 bis 20 Wohneinheiten im generationenübergreifenden Wohnen hatte der Horgenzeller Arbeitskreis „Seniorengerechte Wohnformen“als wünschenswert vorgestellt.
Gemeinde wollte das Bankhaus kaufen und umbauen Restle erinnerte an die Raumnot im Horgenzeller Rathaus und an die Verlagerung des größten Teils der Raiffeisenbank nach Ravensburg. Die Gemeinde wolle das benachbarte Bankhaus kaufen und in ein neues Rathaus umbauen. Dafür werde aber das komplette Gebäude benötigt. Das heißt, die Raiffeisenbank muss ganz ausziehen. „Wir haben jedoch größtes Interesse daran, dass die Raiba uns in Horgenzell nicht verloren geht“, sagte der Bürgermeister. Deshalb die Idee einer Raiba-Filiale am Kreisel, kombiniert mit drei neuen Gebäuden.
„Wir wollen mittel- und langfristig in Horgenzell bleiben“, sagte denn auch Raiffeisenbank-Vorstand Bernd Obrist. Nur der Service werde sich verändern. Werner Staudacher stellte im Bürgersaal den Entwurf vor: „Der geht schon fast in Richtung Baugesuch“, sagte der ImmobilienBeauftragte der Bank. 8 bis 8,5 Millionen Euro wolle die Raiba am Kreisel investieren. Eins der geplanten drei Gebäude soll in einem Teil des Erdgeschosses die neue Bankfiliale enthalten. Dazu sollen 32 barrierefreie Wohnungen mit zwei, drei oder vier Zimmern kommen.
Zusätzlich zur Tiefgarage mit 30 Plätzen sind 19 oberirdische Stellplätze für die Bewohner sowie drei Parkplätze für Kunden der Bank vorgesehen. Dazu kommen 13 öffentliche Parkplätze an der Südgrenze des Grundstücks. Das Ganze werde sich in die vorhandene Bebauung gut einfügen, sagte Staudacher. „Das sieht harmonisch und freundlich aus.“
Der Vorschlag: ein neues Rathaus am Kreisel Diese Prognose hat den Horgenzeller Armin Kienle nicht überzeugt: „Die Bebauung ist äußerst massiv“, kritisierte er. „Da wird reingepackt, was möglich ist, nur um die Rendite maximal zu machen.“Für Kienle sind die aktuellen Pläne „ein riesiger Fehler“. Stattdessen schlägt er vor, am Kreisel ein neues Rathaus zu bauen. „Warum nicht eine Ortsmitte schaffen, die Horgenzell gerecht wird?“Dafür bekam er lauten Applaus der versammelten Bürger. Raiba-Mann Staudacher dagegen beklagte, dass er zu seiner Planung nur Einwände hört. „Gibt’s hier denn auch jemand, der sagt: Ich find’ das gar nicht schlecht?“, wollte er wissen. Darauf nur Schweigen im Saal. Sorgen macht den 60 Teilnehmern der Infoveranstaltung vor allem die Parkplatzsituation. Sie rechnen damit, dass die neuen Gebäude noch mehr Autos anlocken, die dann die benachbarten Wohnstraßen zuparken.
„Man kann nicht die ganze Verkehrsproblematik an diesem Projekt festmachen“, sagte dazu Bürgermeister Restle. Die Gemeinde müsse Flächen für Parkplätze suchen. Und man müsse in die Verkehrsüberwachung einsteigen und Strafzettel für Falschparker verteilen. Die Idee, das neue Rathaus am Kreisel zu bauen, gefällt Restle nicht: „Dafür ist der Platz zu schade.“Die Fläche eigne sich besser für Wohnungen und Gewerbe. Außerdem würde ein neues Rathaus eine Million Euro mehr kosten als der Umbau des Raiba-Gebäudes. Auf die Frage der Bürger, wo denn dann Pflegeheim und seniorengerechtes Wohnen entstehen könnten, hat Restle keine Antwort gege- ben. Ins alte Rathaus könnten nach den Worten des Bürgermeisters künftig Arbeitsplätze für Lehrer und die Horgenzeller Bücherei einziehen.
Auf dem gemeindeeigenen Grundstück im Winkel von Alter Poststraße, Kornstraße und Blumenwiese in der Horgenzeller Ortsmitte hat die Gemeinde im Frühjahr 2015