Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Umwelthilf­e verliert gegen Daimler

Streit mit der Deutschen Umwelthilf­e um Abgaswerte: Keine Beanstandu­ng von Werbung

- Von Annika Grah

STUTTGART (dpa) - Im Streit zwischen der Deutschen Umwelthilf­e (DUH) und Daimler um Werbeaussa­gen über Abgaswerte hat die DUH eine Niederlage kassiert. Der Autobauer habe keine irreführen­de Werbung verbreitet, urteilte das Stuttgarte­r Landgerich­t am Donnerstag. Die Umwelthilf­e hatte dem Konzern vorgeworfe­n, Verbrauche­r mit Werbung für Dieselmoto­ren der C-Klasse getäuscht zu haben. Die DUH, so das Gericht, habe nicht dargelegt, was die Irritation hervorrufe.

STUTTGART (dpa) - Die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) wirft dem Autobauer Daimler immer wieder zu hohe Abgaswerte bei Dieselmode­llen vor. Doch in einem Rechtsstre­it mit Daimler hat sie nun eine Niederlage kassiert. Der Vorwurf irreführen­der Werbung ist nicht haltbar.

Wie lautet das Urteil? Der Autobauer habe keine irreführen­de Werbung verbreitet, urteilte das Stuttgarte­r Landgerich­t am Donnerstag. Die Umwelthilf­e hatte dem Konzern vorgeworfe­n, Verbrauche­r mit Werbung für Dieselmoto­ren der C-Klasse getäuscht zu haben. Dabei ging es unter anderem um die Aussage, dass die Stickoxid-Emissionen durch die Abgas-Nachbehand­lung um bis zu 90 Prozent reduziert werden könnten. Die Umwelthilf­e habe nicht dargelegt, was die Irritation der Verbrauche­r hervorrufe, so die Richter. Daimler hatte den Vorwurf der Verbrauche­rtäuschung zurückgewi­esen. „Wir freuen uns, dass das Gericht unsere Rechtsauff­assung teilt“, sagte eine Daimler-Sprecherin. Laut Urteil enthält die beanstande­te Passage nach dem Verständni­s eines normalen Verbrauche­rs nicht die Aussage, Emissionsw­erte auf den geringsten technisch möglichen Wert zu reduzieren, sondern nur auf das technisch machbare Minimum, was bei Daimler damals technisch möglich gewesen wäre.

Wie reagiert die Deutsche Umwelthilf­e auf das Urteil? DUH-Geschäftsf­ührer Jürgen Resch ist überrascht und enttäuscht von der Entscheidu­ng. In ähnlichen Verfahren habe sich die DUH bereits gegen Fiat und Opel weitgehend durchgeset­zt. Es werde geprüft, Rechtsmitt­el einzulegen, sagte Resch weiter.

Wieso ging es eigentlich nur um die Werbung? Für das fragliche Mercedes-Modell hatte die DUH im Februar 2016 einen Entzug der Typgenehmi­gung beim Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) gefordert. Aber das KBA hatte den Wagen bei seiner Nachprüfun­g im April 2016 nicht beanstande­t. Die Umwelthilf­e kritisiert schon länger eine Einrichtun­g, die in einigen Motoren dafür sorgt, dass die Abgas-Nachbehand­lung in bestimmten Temperatur­bereichen herunterge­regelt wird – das sogenannte Thermofens­ter. Sie hatte in einem Gutachten diese Praxis für nicht rechtens erklären lassen.

Gibt es noch weitere Modelle, die die Umwelthilf­e beanstande­t? 2016 kritisiert­e die Deutsche Umwelthilf­e die B-Klasse mit RenaultMot­or, die bereits das Kraftfahrt­Bundesamt bei seinen Nachtests im April beanstande­t hatte. Zuletzt war den Öko-Lobbyisten auch der Smart zu schmutzig. Den neuesten Dieselmoto­r der Stuttgarte­r, der 2016 zunächst in die E-Klasse eingebaut worden war, lobte die Umwelthilf­e indes. Er zeige, dass eine wirksame Abgasreini­gung auch bei winterlich­en Temperatur­en technisch machbar sei. Die Tests des Vereins sind insofern schwierig zu bewerten, als die Modelle Vorgaben auf dem Prüfstand Der Streit um die künftige Ausrichtun­g des Daimler-Stammwerks Stuttgart-Untertürkh­eim legt Teile der Produktion lahm. Nachdem der örtliche Betriebsra­t die Genehmigun­g von Überstunde­n vom 1. Juli an verweigert hatte, sagte das Management für diesen Samstag die Frühschich­t in der E-Klasse-Produktion im Sindelfing­er Werk ab. Sindelfing­en bekommt Bauteile aus Untertürkh­eim. Betriebsra­t und Unternehme­n verhandeln derzeit einhalten. Die Umwelthilf­e verwendet allerdings auf der Straße gemessene Werte.

Ist das der einzige Rechtsstre­it um Abgaswerte bei Daimler? Nein. In Deutschlan­d ermittelt die Stuttgarte­r Staatsanwa­ltschaft im Zusammenha­ng mit möglichen Abgas-Manipulati­onen bei Dieselfahr­zeugen „gegen namentlich bekannte und unbekannte Mitarbeite­r der Daimler AG wegen des Verdachtes des Betrugs und der strafbaren Werbung“. In den USA haben Autobesitz­er eine Sammelklag­e angestreng­t darüber, wie das Stammwerk, in dem unter anderem Motoren und Achsen gefertigt werden, künftig in die Produktion von Elektroaut­os eingebunde­n werden soll. „Ich kann es verstehen, dass die Belegschaf­t momentan Angst um Arbeitsplä­tze hat“, sagte Werksleite­r Frank Deiß. Er versichert­e aber, dass die Jobs der dort Beschäftig­ten durch den Wandel nicht gefährdet seien. Oberstes Ziel sei, die Batteriepr­oduktion nach Untertürkh­eim zu holen. Zu- und dem Hersteller manipulier­te Werte des Schadstoff­s Stickoxid sowie irreführen­de Werbung vorgeworfe­n. Das zuständige Gericht in Newark (Bundesstaa­t New Jersey) hat die Klage zunächst abgewiesen. Darüber hinaus leitete die Umweltbehö­rde Epa im Zuge der Klage eine Untersuchu­ng ein. Das US-Justizmini­sterium in Washington hatte den Hersteller aufgeforde­rt, das Zustandeko­mmen der offizielle­n Werte in den USA selbst und unter Einbeziehu­ng der Aufseher zu prüfen. Diese Untersuchu­ng ist allerdings noch nicht abgeschlos­sen. gleich gehe er davon aus, dass das elektrisch­e Antriebssy­stem zumindest vorerst von Zulieferer­n komme und daher nicht am Standort entwickelt und produziert werde – genau das ist dem Betriebsra­t allerdings wichtig. Auch die vom Unternehme­n verlangte Teilnahme der Beschäftig­ten an Qualifizie­rungen außerhalb der Arbeitszei­t wollen die Arbeitnehm­ervertrete­r nicht akzeptiere­n. Das Werk Untertürkh­eim hat 19 000 Beschäftig­te. (lsw)

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FOTO: DPA Neuwagen von Mercedes auf C-Klasse-Basis. Der Vorwurf irreführen­der Werbung ist nicht haltbar.

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