Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kultur leben
icht nur Kunstliebhaber können der neuen Ausstellung „We love Animals“im Kunstmuseum Ravensburg etwas abgewinnen. Freude an der Darstellung von Tieren macht ja nicht an einer Museumstür halt. Die Schau zur Beziehung von Mensch und Tier hält einige wirkliche Knüller parat. Wenigstens einer soll hier empfohlen werden: die drei Skulpturen von Deborah Sengl im Obergeschoss! Die haben es in sich. Auf den ersten Blick sehen wir drei putzig bekleidete Fellwesen: Wiesel, Fuchs und Nerz posieren auf einem Podest mitten im Saal. Aufgehübscht in Abendgarderobe stehen sie auf zwei Beinen, fertig zum Ausgang. Wollen sie eine Kunstvernissage besuchen? Ein genauerer Blick aus der Nähe erwischt uns kalt. Die Tierpräparate tragen über ihrem Fell menschliche Körperteile: ein Mantel aus Haut, ein Kragen aus Finger, die Handtasche der Nerzfrau eine Brustwarze, die Fuchsstola aus ganzen Unterarmen. Sengl ertappt uns, die gewohnten Verhältnisse kehren sich ins Gegenteil. Nicht das Fell ziert die Dame. Indem die uns scheinbar unterlegenen Tiere Schmuck und Kleidung aus menschlichen Gliedmaßen zum Aufputz verwenden (keine Sorge, ist alles aus Wachs), wird die Kritik der Künstlerin eindeutig. Ein Spaß, der im Halse stecken bleibt. Die drei Arbeiten aus der Serie „Killed to be dressed“zählen ganz klar zur Kategorie: „Unbedingt ansehen“. Um eine andere Form von Solidarität geht es im aktuellen Film des finnischen Regisseurs Aki Kaurismäki. In „Die andere Seite der Hoffnung“erzählt er eine Geschichte zweier Strauchelnder, die sich wie durch ein Wunder zusammen tun. Ein junger Syrer kommt als blinder Passagier auf Asylsuche nach Helsinki. Er trifft auf einen ehemaligen Verkäufer von Männerhemden und Krawatten, der seinen frustrierenden Job an den Nagel hing, um neu anzufangen. Er übernimmt ein runtergekommenes Restaurant, setzt alles auf eine Karte. Eines Tages findet er Khaled, den Syrer, im Hof hinter der Küche. Sieht er sich selbst in diesem ramponierten Mann? Khaled kann als Tellerwäscher bei ihm anfangen. Das Filmende bleibt offen, geht es ins Leben zurück oder auf den Friedhof? Die Filminitiative „Weisse Wand“zeigt den Film heute und morgen um 20.15 Uhr im Lichtspielhaus Sohler in Wangen. Zuviel der Empathie? Dann vielleicht am kommenden Wochenende ab nach Ulm zum „Big Rhythm Rumble“mit viel Rockabilly, Country, Honky Tonk. Wer schon immer mal eine Rockabillyband aus Polen hören wollte, kann das am Freitag, 7. Juli, im Roxy: „The Real Gone Tones“spielen auf. Oder man pilgert Samstag zu Annita & The Starbombers, der europäischen Queen des CountryRockabilly. Dazu DJs, Tanzworkshops, Vintage-Flohmarkt. Spaß pur hoffentlich, Gesellschaftskritik bleibt vor der Tür. Muss ja nicht immer sein. Aber die Tiere von Deborah Sengl, die müssen Sie anschauen.
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