Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Dauerregen beeinträchtigt das Patrozinium
Hunderte Gläubige feierten in Bergatreute das Wallfahrtsfest
BERGATREUTE (ymo) - Einmal im Jahr wird in Bergatreute einr hoher Feiertag feierlich begangen: Egal, auf welchen Wochentag der 2. Juli fällt – dann feiert Bergatreute sein Wallfahrtsfest. Kein örtlicher Betrieb ist geöffnet, weder Gemeindeverwaltung oder Firmen noch Schüler arbeiten. Dafür sind Fassaden, Fenster und Vorgärten festlich geschmückt und herausgeputzt.
Seit mehr als 300 Jahren gehört dieses Fest zum Leben in Bergatreute. Die Wallfahrt „Maria vom Blute“in Bergatreute hat ihren Ursprung in dem Dorf Re in Oberitalien. Dort war an der Außenseite der Kirche ein viel verehrtes Bild der allerseligsten Jungfrau mit dem Jesuskind auf dem Schoß angebracht. Es trug die Inschrift: „Im Schoße der Mutter sitzt die Weisheit des Vaters.“Am 29. April 1494 warf zur allgemeinen Entrüstung ein gewisser Johannes Zucconi in frevlerischer Weise einen Stein gegen das Bild, der die Stirn der Madonna traf. Am folgenden Tag sah man das Bild von Blut überströmt. Das Blut floss aus der Stirnwunde der Madonna auf das Jesuskind. Von da an setzte ein Pilgerstrom zu „Maria vom Blute“ein. Es wird von vielen Gnadenerweisen berichtet. Ein Abbild des Gnadenbildes kam nach Klattau in Böhmen. Am 8. Juli 1685, so heißt es, sei auch an diesem Bild Blut geflossen. Der Bürgermeister von Klattau, Johannes Jakob Teplitz, sandte eine Kopie dieses Bildes seinem Schwager, dem Pfarrer Johann Michael Müetinger in Bergatreute (1686). Von manchen Gnadenerweisen des Bildes berichten die Akten. Also begann auch in Bergatreute das gläubige Volk um Hilfe zu bitten.
Heuer nun fiel dieser Feiertag in Bergatreute auf einen Sonntag. Der Dauerregen und der für geistliche Gäste ungünstig gelegene Patroziniumstag „Maria Himmelfahrt“beeinflussten den Ablauf der Feierlichkeiten sehr. So waren neben dem Pfarrer der Seelsorgeeinheit, Klaus Stegmaier, lediglich Festprediger Diakon i.R. Gerhard Plura aus Deggingen im Dekanat Göppingen-Geislingen da. Zum Hochamt kamen dennoch auch heuer Hunderte Gläubige. Die Kirchenbänke waren bis auf den letzten Platz belegt und wurden durch zusätzliche Sitzmöglichkeiten erweitert.
Der Musikverein begleitete die Geistlichen und die Ministranten zur Kirche. In der Kirche gestalteten der Kirchenchor unter der Leitung von Caroline Forderer und vier Bläser den feierlichen Gottesdienst. Die Prozession im Anschluss an die Festmesse wurde wegen des Wetters abgesagt. Dafür wurde nach dem Hochamt das Gnadenbild „Maria vom Blut“aus dem Hochaltar genommen und bis zum Abend in der Wallfahrtskirche aufgestellt.
Nach dem Gottesdienst gab es im Pfarrgemeindehaus ein gemütliches Mittagessen für alle Mitfeiernden sowie Kaffee und Kuchen. Viele ehemalige Bergatreuter reisen nämlich eigens zu diesem hohen örtlichen Feiertag an und treffen dort alte Freunde und Bekannte wieder. Begegnungen nicht nur in religiöser Hinsicht, sondern auch in fröhlicher Runde gehören zum 2. Juli selbstverständlich dazu. Und so endete der Tag mit Rosenkranz, sakramentalem Segen und feierlicher Vesper.