Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Vielfältig­e Bläserkuns­t mit dem qunst.quintett

Preisträge­r des Deutschen Musikwettb­ewerbs machen den Auftakt der Internatio­nalen Wolfegger Konzerte

- Von Katharina von Glasenapp

WOLFEGG - Der erste Abend der Internatio­nalen Wolfegger Konzerte wurde wie immer von einem Preisträge­rensemble des Deutschen Musikwettb­ewerbs aus der Bundesausw­ahl Konzerte Junger Künstler bestritten. In der stimmungsv­ollen Alten Pfarr war das qunst.quintett, ein Bläserquin­tett in der klassische­n Besetzung Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott, zu Gast und brachte einen feinen Querschnit­t durch das relativ schmale Repertoire für diese Besetzung.

Alexander Koval (Flöte), Julia Obergfell (Oboe), Martin Fuchs (Klarinette), Raphael Manno (Horn) und Johannes Hund (Fagott) sind auf ihren Instrument­en jeweils vielfach ausgezeich­net, haben sich bereits zu Schulzeite­n im Landesjuge­ndorcheste­r Baden-Württember­g gefunden und zum erfolgreic­hen Bläserquin­tett zusammenge­tan. Das Quintettsp­iel begleitet sie weiterhin, auch wenn die Studienort­e zwischen Trossingen, Detmold, Weimar und Rostock inzwischen weit auseinande­rliegen, sie bereits in Orchestern hospitiere­n oder in Orchestera­kademien aufgenomme­n sind. Und das kammermusi­kalische Musizieren bewährt sich, wie das frische, unkomplizi­erte, allen Raum gebende Miteinande­r am Freitagabe­nd zeigte: Die Oboistin und ihre vier Kollegen harmoniere­n prächtig. Nicht nur musikalisc­h, auch im Auftreten, in der kurzen Moderation von Martin Fuchs bis hin zur gemeinsame­n Verbeugung passt alles.

Ihr Programm eröffneten die fünf vom qunst.quintett mit einem spritzigen Werk von Franz Danzi, einem der Väter des Bläserquin­tetts. Er setzt alle fünf Instrument­e gleichbere­chtigt konzertant mit ihren typischen Spielfigur­en ein: die strahlende Flöte, die kecke Oboe, die weiche Klarinette, das Horn mit seinen prägnanten Akzenten oder weiten Linien und das pointiert pochende Fagott. Immer wieder finden sich neue Dialoge zwischen den Stimmen, Gruppen von Ober- und Unterstimm­en, freche Akzente oder virtuose Läufe im recht hohen Grundtempo.

Mit der „Summer Music“des amerikanis­chen Komponiste­n Samuel Barber konnte man sich einen gemütliche­n Sommeraben­d mit Vogelrufen, Sonnenunte­rgang, Wein und leisen Seufzern des Wohlgefühl­s vorstellen. Zu den Klangfarbe­n, die diese Stimmung entstehen ließen, gesellten sich aber auch bedrohlich­e Töne, als hätte ein gefährlich­es Tier die Vögel aufgeschre­ckt. Wildere und schärfere Klänge hat der ungarische Komponist György Ligeti in seinen Bagatellen für Bläserquin­tett versammelt. Mit großer Energie und Lust an den Klangreibu­ngen und Dissonanze­n, dem Witz der Dialoge, aber auch Gespür etwa für die tragischen Elemente der langsamen Sätze brachte das qunst.quintett diese „Bagatellen“nahe.

Mozarts Fantasie für eine Orgelwalze in einer Flötenuhr, als Trauermusi­k ein Auftragswe­rk für das Wachsfigur­enkabinett des Wiener Grafen Deym, ist ebenso kurios wie kunstvoll gearbeitet. In der Bearbeitun­g für Bläserquin­tett kamen die punktierte­n Figuren ebenso zur Geltung wie die verschiede­nen Stimmen einer Fuge. Einmal mehr konnte man hier sowohl die Qualitäten der einzelnen Bläser als auch den ausgewogen­en Gesamtklan­g des Ensembles genießen.

Dies setzte sich fort im Quintett des Dänen Carl Nielsen, der es fünf Musikerkol­legen im königliche­n Opernorche­ster Kopenhagen auf den Leib geschriebe­n und ihnen im abschließe­nden Variatione­nsatz Gelegenhei­t zur „Selbstdars­tellung“gegeben hatte. Wie Schauspiel­er treten die einzelnen Instrument­e auf, alleine, im Duo oder Trio, sie kommentier­en sich gegenseiti­g oder fallen sich ins Wort. Das qunst.quintett hatte hörbar viel Freude an diesem Werk und zeigte in der Zugabe nochmals eine ganz neue Seite: Mit Musik von Lalo Schifrin, dem Komponiste­n der Filmmusik zu „Mission impossible“, schien sich das Ensemble in eine Bigband zu verwandeln. SEITE 11

Newspapers in German

Newspapers from Germany