Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Vielfältige Bläserkunst mit dem qunst.quintett
Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbs machen den Auftakt der Internationalen Wolfegger Konzerte
WOLFEGG - Der erste Abend der Internationalen Wolfegger Konzerte wurde wie immer von einem Preisträgerensemble des Deutschen Musikwettbewerbs aus der Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler bestritten. In der stimmungsvollen Alten Pfarr war das qunst.quintett, ein Bläserquintett in der klassischen Besetzung Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott, zu Gast und brachte einen feinen Querschnitt durch das relativ schmale Repertoire für diese Besetzung.
Alexander Koval (Flöte), Julia Obergfell (Oboe), Martin Fuchs (Klarinette), Raphael Manno (Horn) und Johannes Hund (Fagott) sind auf ihren Instrumenten jeweils vielfach ausgezeichnet, haben sich bereits zu Schulzeiten im Landesjugendorchester Baden-Württemberg gefunden und zum erfolgreichen Bläserquintett zusammengetan. Das Quintettspiel begleitet sie weiterhin, auch wenn die Studienorte zwischen Trossingen, Detmold, Weimar und Rostock inzwischen weit auseinanderliegen, sie bereits in Orchestern hospitieren oder in Orchesterakademien aufgenommen sind. Und das kammermusikalische Musizieren bewährt sich, wie das frische, unkomplizierte, allen Raum gebende Miteinander am Freitagabend zeigte: Die Oboistin und ihre vier Kollegen harmonieren prächtig. Nicht nur musikalisch, auch im Auftreten, in der kurzen Moderation von Martin Fuchs bis hin zur gemeinsamen Verbeugung passt alles.
Ihr Programm eröffneten die fünf vom qunst.quintett mit einem spritzigen Werk von Franz Danzi, einem der Väter des Bläserquintetts. Er setzt alle fünf Instrumente gleichberechtigt konzertant mit ihren typischen Spielfiguren ein: die strahlende Flöte, die kecke Oboe, die weiche Klarinette, das Horn mit seinen prägnanten Akzenten oder weiten Linien und das pointiert pochende Fagott. Immer wieder finden sich neue Dialoge zwischen den Stimmen, Gruppen von Ober- und Unterstimmen, freche Akzente oder virtuose Läufe im recht hohen Grundtempo.
Mit der „Summer Music“des amerikanischen Komponisten Samuel Barber konnte man sich einen gemütlichen Sommerabend mit Vogelrufen, Sonnenuntergang, Wein und leisen Seufzern des Wohlgefühls vorstellen. Zu den Klangfarben, die diese Stimmung entstehen ließen, gesellten sich aber auch bedrohliche Töne, als hätte ein gefährliches Tier die Vögel aufgeschreckt. Wildere und schärfere Klänge hat der ungarische Komponist György Ligeti in seinen Bagatellen für Bläserquintett versammelt. Mit großer Energie und Lust an den Klangreibungen und Dissonanzen, dem Witz der Dialoge, aber auch Gespür etwa für die tragischen Elemente der langsamen Sätze brachte das qunst.quintett diese „Bagatellen“nahe.
Mozarts Fantasie für eine Orgelwalze in einer Flötenuhr, als Trauermusik ein Auftragswerk für das Wachsfigurenkabinett des Wiener Grafen Deym, ist ebenso kurios wie kunstvoll gearbeitet. In der Bearbeitung für Bläserquintett kamen die punktierten Figuren ebenso zur Geltung wie die verschiedenen Stimmen einer Fuge. Einmal mehr konnte man hier sowohl die Qualitäten der einzelnen Bläser als auch den ausgewogenen Gesamtklang des Ensembles genießen.
Dies setzte sich fort im Quintett des Dänen Carl Nielsen, der es fünf Musikerkollegen im königlichen Opernorchester Kopenhagen auf den Leib geschrieben und ihnen im abschließenden Variationensatz Gelegenheit zur „Selbstdarstellung“gegeben hatte. Wie Schauspieler treten die einzelnen Instrumente auf, alleine, im Duo oder Trio, sie kommentieren sich gegenseitig oder fallen sich ins Wort. Das qunst.quintett hatte hörbar viel Freude an diesem Werk und zeigte in der Zugabe nochmals eine ganz neue Seite: Mit Musik von Lalo Schifrin, dem Komponisten der Filmmusik zu „Mission impossible“, schien sich das Ensemble in eine Bigband zu verwandeln. SEITE 11