Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kiesabbau nimmt erste Hürde – Protest geht weiter
Grünes Licht vom Regionalverband – Bereits über 500 Unterschriften gegen die Vorhaben
VOGT/AMTZELL/ISNY - In Grenis zwischen Vogt und Amtzell sollen Kiesabbau und Asphaltherstellung länger als ursprünglich vorgesehen weitergehen. In der Nähe des Vogter Teilorts Grund soll ein weiterer Standort für Kiesabbau kommen. Mit dem Kies von dort soll die Asphaltmischanlage in Grenis beliefert werden. Der Planungsausschuss des Regionalverbands hat am Montag in Isny grünes Licht für die weitere Planung dieser Vorhaben gegeben. Die Interessengemeinschaft (IG), die sich gegen diese Pläne wendet, läuft weiter Sturm und hat nach Angaben ihres Sprechers Bruno Werner von Kreit bereits mehr als 500 Unterschriften gesammelt, die unter anderem an Ministerpräsident Winfried Kretschmann gingen.
Das Satelliten-Konzept GrenisGrund sei „langfristig schlichtweg falsch“, schreibt Bruno Werner von Kreit, Sprecher der IG, in einer Stellungnahme. Den Bürgern sei zugesichert worden, dass der Kiesabbau in Grenis bis 2025 befristet ist und somit auch die Asphaltanlage ein „definitives Ende“habe, so von Kreit, der den Behörden nun „Wort- und Vertragsbruch“vorwirft. Die IG kritisiert außerdem, dass die geplanten Lkw-Fahrten zwischen Grenis und Grund eine große Belastung für Anwohner darstellen. Sie fordert, der Regionalverband müsse einen neuen Kiesabbauort suchen, der Bürgerinteressen berücksichtige und nicht in erster Linie strategische Interessen eines Kiesbetreibers umsetze. 800 Meter vom geplanten Kiesabbau in Grund liege außerdem die Quellfassung Vogt für das Trinkwasser von mehr als 5000 Menschen.
Sorge um Trinkwasser Das Thema Trinkwasser hatte auch im Vogter Gemeinderat schon für Bedenken gesorgt. Der Rat hat bei seiner jüngsten Sitzung beschlossen, einen unabhängigen Geologen zu beauftragen, der untersuchen soll, ob ein Kiesabbau bei Grund die Trinkwasserversorgung beeinträchtigen könnte. Die Gemeinde Vogt hatte beim Regionalverband kurzfristig beantragt, den Tagesordnungspunkt Kiesabbau auf eine der nächsten Sitzungen zu verschieben, um noch mehr Zeit für Gespräche mit betroffenen Bürgern zu haben, jedoch ohne Erfolg.
Umfahrung von Wassers Auch in Wolfegg wird diskutiert – dort befürchten die Anwohner der Strecke, auf der die Kieslaster künftig hin- und herfahren würden, Lärm und Gestank. Die Strecke durch den Wolfegger Teilort Wassers führe durch eine scharfe Kurve und über eine Brücke, auf der zwei Lkw gar nicht aneinander vorbeikommen, sagt Bürgermeister Peter Müller. Die von Kiesgrubenbetreiber Rolf Mohr vorgeschlagene Umfahrung von Wassers sei deshalb aus Wolfegger Sicht sehr zu befürworten, so Müller. Dafür müsse geprüft werden, ob ein Feldweg ausgebaut werden kann. Laut Rolf Mohr ist geplant, zwei Lkw einzusetzen, die jeweils neunmal zwischen Grenis und Grund pendeln. Die Fahrtroute ohne Umfahrung würde über Wassers und Vogt nach Grenis führen, Fahrten durch Grund seien für Lkw nicht machbar, so Rolf Mohr.
Tempolimit soll kommen Auch die Fraktion von Bündnis 90/ Die Grünen und ÖDP im Regionalverband plädiert für die Umfahrung von Wassers. Wie von Mohr vorgeschlagen, sollen Kieswerk, Straßenbaubehörde und die Gemeinden Vogt und Wolfegg mit den Grundstücksbesitzern über eine Umsetzung dieser Entlastung sprechen, so Walter Widler, stellvertretender Kreisvorsitzender der ÖDP im Kreis Ravensburg. Die Gemeinde Vogt solle außerdem zumindest auf Teilstrecken eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 70 Stundenkilometern beantragen, so Widler. Seine Fraktion spricht sich zudem für den Bau eines durchgängigen Fuß- und Radwegs entlang der Straße von Wolfegg nach Grenis aus, der Radweg weist derzeit am Feldersee eine Lücke auf. Wünschenswert sei, dass die Strabag AG, Betreiber der Asphaltmischanlage, und die Firma Meichle und Mohr, Betreiber der Kiesgrube, dieses Vorhaben auch „materiell“unterstützten.
Werden diese Maßnahmen umgesetzt, sehen Bündnis 90/Die Grünen und ÖDP die Voraussetzungen dafür erfüllt, dass der weitere Kiesabbau genehmigt werden könne, weil so der Regionalverband einerseits dem Auftrag gerecht werde, die Region mit den vorhandenen Rohstoffen zu versorgen, gleichzeitig aber auch die Anwohner weitgehend entlastet würden.
Moll: Erst am Anfang Amtzells Bürgermeister Clemens Moll stimmte am Montag als stellvertretendes Mitglied im Planungsausschuss dem Beschluss zu. „Jetzt geht es darum, das Verfahren überhaupt erst mal in Gang zu setzen“, sagt er auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Die Offenlegung des neuen Entwurfs des Regionalplans sei für Ende Dezember geplant. Erst damit starte das Verfahren offiziell. Clemens Moll kann verstehen, dass das Kieswerk, das auf Amtzeller Gemarkung steht, für manche Bürger eine Beeinträchtigung darstellt. Er erinnert aber auch daran, dass überall der Bau neuer Straßen und Häuser gefordert werde. „Kies kann nur dort abgebaut werden, wo er ist.“
Zum Thema Befristung sagt er, für die Anwohner bedeute das Wort „befristet“zugleich „vorbei“. Betrachte man das Wort aber in Zusammenhang mit dem Arbeitsrecht, etwa bei befristeten Verträgen, heiße befristet nicht automatisch, dass ein Arbeitsverhältnis „vorbei“sei. Vielmehr gehe es darum, nach einer Befristung „neu zu entscheiden“, ob das Arbeitsverhältnis verlängert oder beendet werde. So definiert Moll auch das Wort Befristung im Zusammenhang mit dem Kieswerk.