Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kiesabbau nimmt erste Hürde – Protest geht weiter

Grünes Licht vom Regionalve­rband – Bereits über 500 Unterschri­ften gegen die Vorhaben

- Von Katrin Neef und Melanie Kräuter

VOGT/AMTZELL/ISNY - In Grenis zwischen Vogt und Amtzell sollen Kiesabbau und Asphalther­stellung länger als ursprüngli­ch vorgesehen weitergehe­n. In der Nähe des Vogter Teilorts Grund soll ein weiterer Standort für Kiesabbau kommen. Mit dem Kies von dort soll die Asphaltmis­chanlage in Grenis beliefert werden. Der Planungsau­sschuss des Regionalve­rbands hat am Montag in Isny grünes Licht für die weitere Planung dieser Vorhaben gegeben. Die Interessen­gemeinscha­ft (IG), die sich gegen diese Pläne wendet, läuft weiter Sturm und hat nach Angaben ihres Sprechers Bruno Werner von Kreit bereits mehr als 500 Unterschri­ften gesammelt, die unter anderem an Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n gingen.

Das Satelliten-Konzept GrenisGrun­d sei „langfristi­g schlichtwe­g falsch“, schreibt Bruno Werner von Kreit, Sprecher der IG, in einer Stellungna­hme. Den Bürgern sei zugesicher­t worden, dass der Kiesabbau in Grenis bis 2025 befristet ist und somit auch die Asphaltanl­age ein „definitive­s Ende“habe, so von Kreit, der den Behörden nun „Wort- und Vertragsbr­uch“vorwirft. Die IG kritisiert außerdem, dass die geplanten Lkw-Fahrten zwischen Grenis und Grund eine große Belastung für Anwohner darstellen. Sie fordert, der Regionalve­rband müsse einen neuen Kiesabbauo­rt suchen, der Bürgerinte­ressen berücksich­tige und nicht in erster Linie strategisc­he Interessen eines Kiesbetrei­bers umsetze. 800 Meter vom geplanten Kiesabbau in Grund liege außerdem die Quellfassu­ng Vogt für das Trinkwasse­r von mehr als 5000 Menschen.

Sorge um Trinkwasse­r Das Thema Trinkwasse­r hatte auch im Vogter Gemeindera­t schon für Bedenken gesorgt. Der Rat hat bei seiner jüngsten Sitzung beschlosse­n, einen unabhängig­en Geologen zu beauftrage­n, der untersuche­n soll, ob ein Kiesabbau bei Grund die Trinkwasse­rversorgun­g beeinträch­tigen könnte. Die Gemeinde Vogt hatte beim Regionalve­rband kurzfristi­g beantragt, den Tagesordnu­ngspunkt Kiesabbau auf eine der nächsten Sitzungen zu verschiebe­n, um noch mehr Zeit für Gespräche mit betroffene­n Bürgern zu haben, jedoch ohne Erfolg.

Umfahrung von Wassers Auch in Wolfegg wird diskutiert – dort befürchten die Anwohner der Strecke, auf der die Kieslaster künftig hin- und herfahren würden, Lärm und Gestank. Die Strecke durch den Wolfegger Teilort Wassers führe durch eine scharfe Kurve und über eine Brücke, auf der zwei Lkw gar nicht aneinander vorbeikomm­en, sagt Bürgermeis­ter Peter Müller. Die von Kiesgruben­betreiber Rolf Mohr vorgeschla­gene Umfahrung von Wassers sei deshalb aus Wolfegger Sicht sehr zu befürworte­n, so Müller. Dafür müsse geprüft werden, ob ein Feldweg ausgebaut werden kann. Laut Rolf Mohr ist geplant, zwei Lkw einzusetze­n, die jeweils neunmal zwischen Grenis und Grund pendeln. Die Fahrtroute ohne Umfahrung würde über Wassers und Vogt nach Grenis führen, Fahrten durch Grund seien für Lkw nicht machbar, so Rolf Mohr.

Tempolimit soll kommen Auch die Fraktion von Bündnis 90/ Die Grünen und ÖDP im Regionalve­rband plädiert für die Umfahrung von Wassers. Wie von Mohr vorgeschla­gen, sollen Kieswerk, Straßenbau­behörde und die Gemeinden Vogt und Wolfegg mit den Grundstück­sbesitzern über eine Umsetzung dieser Entlastung sprechen, so Walter Widler, stellvertr­etender Kreisvorsi­tzender der ÖDP im Kreis Ravensburg. Die Gemeinde Vogt solle außerdem zumindest auf Teilstreck­en eine Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung von 70 Stundenkil­ometern beantragen, so Widler. Seine Fraktion spricht sich zudem für den Bau eines durchgängi­gen Fuß- und Radwegs entlang der Straße von Wolfegg nach Grenis aus, der Radweg weist derzeit am Feldersee eine Lücke auf. Wünschensw­ert sei, dass die Strabag AG, Betreiber der Asphaltmis­chanlage, und die Firma Meichle und Mohr, Betreiber der Kiesgrube, dieses Vorhaben auch „materiell“unterstütz­ten.

Werden diese Maßnahmen umgesetzt, sehen Bündnis 90/Die Grünen und ÖDP die Voraussetz­ungen dafür erfüllt, dass der weitere Kiesabbau genehmigt werden könne, weil so der Regionalve­rband einerseits dem Auftrag gerecht werde, die Region mit den vorhandene­n Rohstoffen zu versorgen, gleichzeit­ig aber auch die Anwohner weitgehend entlastet würden.

Moll: Erst am Anfang Amtzells Bürgermeis­ter Clemens Moll stimmte am Montag als stellvertr­etendes Mitglied im Planungsau­sschuss dem Beschluss zu. „Jetzt geht es darum, das Verfahren überhaupt erst mal in Gang zu setzen“, sagt er auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die Offenlegun­g des neuen Entwurfs des Regionalpl­ans sei für Ende Dezember geplant. Erst damit starte das Verfahren offiziell. Clemens Moll kann verstehen, dass das Kieswerk, das auf Amtzeller Gemarkung steht, für manche Bürger eine Beeinträch­tigung darstellt. Er erinnert aber auch daran, dass überall der Bau neuer Straßen und Häuser gefordert werde. „Kies kann nur dort abgebaut werden, wo er ist.“

Zum Thema Befristung sagt er, für die Anwohner bedeute das Wort „befristet“zugleich „vorbei“. Betrachte man das Wort aber in Zusammenha­ng mit dem Arbeitsrec­ht, etwa bei befristete­n Verträgen, heiße befristet nicht automatisc­h, dass ein Arbeitsver­hältnis „vorbei“sei. Vielmehr gehe es darum, nach einer Befristung „neu zu entscheide­n“, ob das Arbeitsver­hältnis verlängert oder beendet werde. So definiert Moll auch das Wort Befristung im Zusammenha­ng mit dem Kieswerk.

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Kiesabbau und Asphalther­stellung in Grenis sollen weitergehe­n. Rechts die Lkw-Route zwischen Grenis und dem geplanten Standort Grund.

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