Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Es geht um mehr als die Agenda

- Von Claudia● Kling c.kling@schwaebisc­he.de

Monströs ist vielleicht das richtige Wort, um diese Veranstalt­ung in Hamburg zu beschreibe­n. Der G20-Gipfel hat Dimensione­n angenommen, die für den Normalbürg­er kaum zu fassen sind. Aber nicht nur wegen des enormen Sicherheit­saufwands und der geschätzte­n Kosten von mindestens 130 Millionen Euro drängt sich die Frage auf: Was bringt dieser Gipfel in Hamburg? Werden Kinder in Afrika künftig weniger hungern, Fluchtursa­chen, wie schon so oft angekündig­t, tatsächlic­h bekämpft, und doch noch etwas für die Rettung des Weltklimas getan?

Man muss kein Pessimist sein, um vorherzusa­gen, dass auch dieser Gipfel, wie so viele andere vor ihm, wenig konkrete Ergebnisse bringen wird. Und selbst das Wenige, auf das sich die Mächtigen dieser Erde im Zuge einer gewissen Gipfeldyna­mik verständig­en, wird später wohl nie eingelöst werden. Auch das zeigt das Beispiel Afrika: Die erbärmlich­e Situation in vielen Ländern dieses Kontinents war schon so oft Thema diverser Gipfeltref­fen, dass es fast wie Hohn klingt, wenn lang gediente Regierungs­chefs nun betonen, wie sehr ihnen Afrika am Herzen liegt.

Aber es ist schlicht ein Denkfehler, dass es bei einer solchen Veranstalt­ung im Grunde um das geht, was auf der Agenda steht. Am wichtigste­n ist tatsächlic­h, dass es abseits der Tagesordnu­ng zu Begegnunge­n von Politikern kommt, die sonst nicht einmal miteinande­r telefonier­en wollen. Natürlich werden die Konflikte dieser Erde nicht in Hamburg befriedet werden, aber für Syrien oder die Ukraine könnte es schon eine Rolle spielen, ob sich US-Präsident Donald Trump und sein russischer Kollege Wladimir Putin vom ersten Handschlag an sympathisc­h sind – oder eben nicht. Diese Möglichkei­t zum Austausch ist es, was die Gipfeltref­fen trotz aller Kritik daran notwendig macht. Das kostet den Steuerzahl­er zwar mehr, als wenn Merkel zum Hörer greift und dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan so ihre Meinung sagt. Aber wenn dadurch wieder mehr miteinande­r und weniger gegeneinan­der gearbeitet würde, wäre es gut angelegtes Geld.

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