Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Minijobber haben meist Berufsausbildung
Der Fakten-Check zum Minijob-Tweet des CDU-Generalsekretärs Peter Tauber
BERLIN - „Wenn Sie was Ordentliches gelernt haben, dann brauchen Sie keine drei Minijobs“– wegen dieser Äußerung beim Kurznachrichtendienst „Twitter“steht CDU-Generalsekretär Peter Tauber massiv in der Kritik. Millionen Menschen in Deutschland sind geringfügig beschäftigt. Doch wie steht es um deren Qualifikation? Haben Sie „nichts Ordentliches“gelernt? Hintergründe zur neuen Minijob-Debatte.
Wie viele Minijobber gibt es in Deutschland? Es geht um rund sieben Millionen Menschen. 63 Prozent der geringfügig Beschäftigten in Deutschland sind Frauen. Die meisten geringfügig Beschäftigten arbeiten im gewerblichen Bereich, etwa im Handel, im Gastgewerbe oder im Gesundheitsund Sozialwesen.
Was sagt die Statistik über die Qualifikation von Minijobbern? Ende 2016 hatte rund jeder fünfte Arbeitnehmer, der ausschließlich geringfügig beschäftigt war, keine abgeschlossene Berufsausbildung. Das entspricht gut einer Million Menschen. Knapp zwei Millionen mit Minijob verfügten dagegen über eine Berufsausbildung. 300 000 ausschließlich geringfügig Beschäftigte hatten sogar einen akademischen Abschluss.
Wie häufig sind Minijobs Zweitjobs? Ende 2015 gab es knapp 2,5 Millionen Menschen mit Minijob zusätzlich zu einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis. Zum Vergleich: 2004 lag die Zahl noch bei knapp 1,4 Millionen.
Wie werden Minijobber bezahlt? Die Höchstgrenze für das Einkommen beträgt 450 Euro. Arbeitnehmer zahlen keine Beiträge für Arbeitslosen-, Pflege- und Krankenversicherung. Das durchschnittliche Monatseinkommen lag 2016 bei 322 Euro. Zum Vergleich: 2012 waren es noch 268 Euro. Der Stundenlohn betrug im vergangenen Jahr im Schnitt 10,63 Euro – 13 Prozent mehr als 2012. Laut einer im März vorgestellten Studie des NRW-Arbeitsministeriums ist der Anteil der geringfügig Beschäftigten gesunken, die bis zu 40 Stunden im Monat arbeiten.
Ist ein Minijob ein Sprungbrett in Vollzeit-Beschäftigung? Vielen Beschäftigten geht es gar nicht darum. Über die Hälfte der Minijobber gibt an, die eigenen Arbeitsstunden nicht aufstocken zu wollen. Anders sieht es dagegen auf Arbeitgeberseite aus: Je nach Betriebsgrößen bieten 50 bis 82 Prozent der Unternehmen an, einen Minijob in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis umzuwandeln.
Sind bei den Minijobs Änderungen geplant? Ja. Die neue schwarz-gelbe Landesregierung in Nordrhein-Westfalen hat eine Bundesratsinitiative angekündigt, mit der die 450-Euro-Grenze abgeschafft werden soll. „Die Einkommensgrenze muss für die Zukunft an die Entwicklung des Mindestlohns gekoppelt werden. Sonst nehmen wir in Kauf, dass sich die Arbeitszeit verringert“, erklärte NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion. „450 Euro dürfen nicht das Ende der Fahnenstange sein.“