Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Streit um Bier, Wodka und VIP-Boxen
Vor dem Ravensburger Rutenfest steht der „Bärengarten“in der Kritik - „Blödes Oktoberfestgetue“
RAVENSBURG - Der „Bärengarten“, vor allem an den fünf Tagen des Rutenfestes das Traditionslokal der Ravensburger, steht zwei Wochen vor Beginn der Großveranstaltung in der Kritik. Es geht um den Bierpreis, um VIP-Boxen und den Verkauf von Wodka. Der Vorwurf an die Betreiber lautet, sie seien dabei, das Heimatfest kaputt zu machen. Pächter Reinhard Klumpp kann die Aufregung nicht nachvollziehen und fühlt sich missverstanden.
Oliver Schneider, Stadtrat der FDP, platzte während der Sitzung des Verwaltungsausschusses der Kragen: „Dieses blöde Oktoberfestgetue, die Vermietung von VIP-Boxen, in denen es auch noch drei Liter Wodka umsonst gibt, hat mit dem Rutenfest und seinem Geist nichts mehr zu tun.“Der „Bärengarten“tue derzeit viel dafür, das Heimatfest der Ravensburger kaputt zu machen. Frank Walser von der SPD schlug in die gleiche Kerbe.
„Haben auf vieles keinen Einfluss“Dieter Graf, Chef der Rutenfestkommission, kann die Kritik gut nachvollziehen: „Wir führen mit dem ,Bärengarten’ viele Gespräche. Manche sind gut, immer mehr sind sehr schwierig.“Einiges aus dem Konzept der Betreiber hält Graf schlicht auch für „Blödsinn“, wie er im Ausschuss sagte. „Allerdings haben wir auf vieles als Rutenfestkommission keinen Einfluss.“Was die VIP-Bereiche angehe, wo sich zehn Personen für 299 Euro einen Tisch reservieren lassen können, seien die Betreiber „beratungsresisent“. Graf: „Das sind selbstständige Kaufleute, die müssen wissen, was sie tun.“Allerdings machte Graf deutlich, dass es beim Rutenfest Regeln gibt, die auch für den „Bärengarten“gelten: „Auf dem gesamten Festgelände ist der Verkauf von Branntwein verboten. Deshalb kann der ,Bärengarten’ auch im Freien keinen Wodka ausgeben.“
Zuvor hatten sich die Verantwortlichen der Rutenfestkommission schon darüber geärgert, dass beim Rutenfest auch dieses Jahr wieder zwei unterschiedliche Bierpreise gelten: Während die Maß in allen Zelten 8,50 Euro kostet, werden im „Bärengarten“8,80 Euro fällig. Das ist Dieter Graf definitiv zu viel: „„Wir sind nicht in Stuttgart, wir sind auch nicht in München, wir sind ein Kinder- und Heimatfest“, hatte der RFK-Chef bereits im vergangenen Jahr geschimpft, als das Traditionslokal auf der Kuppelnau erstmals ausgeschert war.
Reinhard Klumpp, seit zwei Jahren „Bärengarten“-Pächter, sieht diesen Punkt völlig entspannt: ,„Das heißt, die Leute zahlen nur fünf Prozent mehr für das Bier im ,Bärengarten’! Jeder, der Verstand hat, wird sich da für die beste Location entscheiden. Es gibt nur eine Adresse am Rutenfest, den ,Bärengarten’, so Klumpp. Sein Lokal hatte sich in diesem Jahr für die Beibehaltung des Bierpreises aus dem Vorjahr entschieden. Dazu könne jeder die Biermarken der Rutenfestkommission in seinem Lokal einlösen, ohne die Differenz von 30 Cent aufzahlen zu müssen.
Ganz und gar nicht nachvollziehen kann Klumpp die Aufregung um die VIP-Bereiche: „Es handelt sich doch gar nicht um VIP-Boxen, wie immer gesagt wird, sondern zunächst um die Möglichkeit, Tische zu reservieren. Das kann man in anderen Zelten doch auch.“Der Pächter bestreitet vehement, dass dies eine elitäre Einrichtung sei: „Das Gegenteil ist der Fall. Früher konnten nur die namhaften Firmen reservieren, wir eröffnen auch den Jahrgängern die Möglichkeit, sich ihren Platz zu sichern.“Entsprechende Sitzplätze gibt es drinnen, unter der Arkade und ein paar am Rand des Biergartens, nicht aber Richtung Bühne, stellt Klumpp klar.
Wodka für Lounge-Reservierung Und beim Thema Wodka handele es sich schlicht um ein Missverständnis: „Die drei Liter Smirnoff-Wodka für die Lounge-Reservierung gibt es nur im Bärenclub im Inneren, der ab 23.30 Uhr nachts loslegt. Das ist nichts anderes, als wenn ich mir in der Kantine oder anderen Lokalen einen Schnaps bestelle.“