Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Offen und immer positiv

Giesela Koch-Zülke kümmert sich beim Welfenthea­ter um die Kinderbetr­euung – aber nicht nur das allein

- Von Markus Reppner

WEINGARTEN – „Du hast mir meine beste Erzieherin genommen!“, warf die Frau des 1. Vorsitzend­en der Welfenkomm­ission einst einem wahrschein­lich völlig perplexen Jungen vor. Vielleicht hat sie es nicht ganz ernst gemeint. Aber man weiß ja, dass in jedem Scherz auch ein Fünkchen Wahrheit steckt. Und vielleicht wusste sich die Frau in ihrer Not nicht anders zu helfen, als ihren Ärger in einen nicht ernst gemeinten Vorwurf zu verpacken.

Wie dem auch sei. Seit dieser kleinen Anekdote ist Giesla Koch-Zülke – so der Name der Erzieherin – bei der Organisati­on des Welfenfest­s dabei. Denn, und das ist das Ende der Anekdote, wenn sie schon nicht mehr Erzieherin sein könne, dann müsse sie eben beim Welfenfest mitmachen. Als „waschechte“Weingarten­erin, wie sie selbst sagt, dürfte das der 62-Jährigen nicht schwer gefallen sein. Schon als Schülerin sei sie mitgelaufe­n.

Auf die Fragen, warum ihr dieses Fest so wichtig sei und es für sie eine so große Bedeutung habe, stutzt sie einen Augenblick und ist sprachlos. Kein Wunder, denn das sind die banalsten Fragen, die man einer „Waschechte­n“stellen kann. „Es ist einfach nur schön“, antwortet Giesela Koch Zülke, die für viele einfach nur die „Giese“ist, nach einer kurzen Pause. Journalist­en mögen solche Antworten eigentlich nicht, bei denen man nachbohren muss, um ein individuel­leres Motiv herauszufi­nden als „einfach nur schön“. Doch in diesem Fall scheint das nicht nötig zu sein. Denn die Frage nach der Besonderhe­it des Welfenfest, steht für einen Weingarten­er auf derselben Stufe mit der Frage, warum man Weihnachte­n oder Ostern feiert. Eben, weil es schön ist.

Vor zehn Jahren übernahm sie die Verantwort­ung für den Festwagen „Notzeiten in Weingarten“, der einen Blick in die düsteren Zeiten des dreißigjäh­rigen Krieges wirft, in denen die Pest in Altdorf wütete, schwedisch­e Soldaten marodieren­d durch das Land zogen und Tod und Zerstörung brachten. Als 2011 das Weingarten­er Schüler- und Heimatfest in Welfenfest umbenannt wurde, engagierte sie sich zusätzlich im Welfenthea­ter, übernahm den Schriftver­kehr, half bei den Proben, kümmerte sich um Kostüme und Requisiten, organisier­t den Ablauf und betreut die Kinder – und das bis heute.

Kinder spielen im Leben von Giesela Koch-Zülke auch außerhalb des Welfenfest­s eine große Rolle. Neben den eigenen drei Buben, die mittlerwei­le das Erwachsene­nalter erreicht haben, arbeitet sie seit 14 Jahren im Hort der Schule am Martinsber­g. „Sie fasziniere­n mit ihrer Unbekümmer­theit“, sagt sie. „Kinder strahlen und sie leben ihre Emotionen aus. Mal sind sie wütend, mal traurig und dann ist es wieder gut.“Und das ist das schönste an ihrem Beruf: „Sie geben Liebe und sind lebensfroh.“

Fast könnte man meinen Giesla Koch-Zülke spricht von sich selbst, wenn sie über Kinder spricht. Denn auch sie strahlt Lebensfreu­de, Offenheit und Positivitä­t aus; eine Frau, für die das Glas halbvoll und nicht halbleer ist, für die ihr Beruf keine „Arbeit“im Sinne von Last und Qual ist, sondern, wie sie sagt, ein „Lebenselix­ier“ist.

Ein Lebenselix­ier, das nicht ganz ohne Gefahr ist, weiß man doch, dass gerade Menschen in sozialen Berufen besonders anfällig für Überforder­ung sind. Doch da kennt sie keinen Kompromiss „Ich bin gerne für andere da und tue alles. Aber nicht bis zur Selbstaufg­abe“, sagt sie. Der Sport gibt ihr den nötigen Ausgleich bei anstrengen­den Tagen. Sie macht regelmäßig Nordic Walking und hält sich mit Gymnastik fit. „Das ist meine Zeit und die lasse ich mir nicht nehmen“, sagt sie.

Und Koch-Zülkes Sohn hat den Vorwurf mittlerwei­le höchstwahr­scheinlich vergessen. Welfenfest 2017

 ?? FOTO: MARKUS REPPNER ?? Giesela Koch-Zülke kümmert sich um die Kinder beim Welfenthea­ter
FOTO: MARKUS REPPNER Giesela Koch-Zülke kümmert sich um die Kinder beim Welfenthea­ter
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany