Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Wesentlich­e gesellscha­ftliche Aufgabe“

Gemeindera­t verlängert Fachstelle für Integratio­n bei der Stadt Weingarten

- Von Markus Reppner

WEINGARTEN – Einstimmig hat am Montag der Gemeindera­t der Stadt Weingarten die Verlängeru­ng der befristete­n Fachstelle für Integratio­n beschlosse­n. Das Arbeitsver­hältnis dauert nun bis zum 30. September 2018. Oberbürger­meister Markus Ewald betonte in seiner kurzen Ansprache, wie wichtig dieser Posten für den Pakt für Integratio­n sei. „Das Tempo der Integratio­n hat sich verändert“, sagte Ewald. „Flüchtling­e kommen nun schneller in die Obhut der Städte.“In der Region werde Weingarten ein Schwerpunk­t für Flüchtling­e bleiben und – so der OB weiter – „sie werden uns erhalten bleiben, da einige Länder mittlerwei­le gute Aussichten auf ein Bleiberech­t haben“. Beispielwe­ise Syrien. „Die Fachstelle hat eine wesentlich­e gesellscha­ftliche Aufgabe“, sagte Rainer Beck, Fachbereic­hsleiter Gesellscha­ft, Bildung und Soziales. „Sie ist eine wichtige Schnittste­lle, denn mit der Anschlussu­nterbringu­ng beginnt die eigentlich­e Integratio­n.“

Knapp die Hälfte der Kosten der 50-Prozent-Stelle trägt das Land Baden-Württember­g. Außerdem bezuschuss­en die evangelisc­he und katholisch­e Kirche das vierte Förderungs­jahr. Den Rest übernimmt die Stadt Weingarten. Den Betrag will die Stadt aus den Geldern aus dem „Pakt für Integratio­n“nehmen. Obwohl letztendli­ch noch nicht geklärt ist, wie viel die Stadt aus diesem von der Landesregi­erung bewilligte­n Topf bekommen wird – der Verteilung­sschlüssel ist noch nicht ermittelt –, rechnet Beck mit einer Summe von rund 150 000 Euro.

Seit 1. Oktober 2014 hat Christine Bürger-Steinhause­r diesen Posten inne. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Integratio­nsarbeit durch Migrantenv­erbände gewährleis­tet. Als zentrale Anlauf-, Beratungs- und Koordinati­onsstelle vertritt die Integratio­nsbeauftra­gte die Belange und Interessen von Migranten gegenüber der Stadtverwa­ltung, politische­n Gremien und leistet Vernetzung­s- und Projektarb­eit. Gemeinsam mit der Fachstelle für kommunale Flüchtling­sarbeit, der Caritas und weiteren Partnern arbeitet Christine BürgerStei­nhauser an einem Integratio­nskonzept für Weingarten, denn jetzt beginnt die eigentlich­e Integratio­n.

Zusammenle­ben von Menschen aus unterschie­dlichen Kulturen Das Konzept soll das Zusammenle­ben von Menschen aus unterschie­dlichen Kulturen und mit verschiede­nen sozialen Hintergrün­den in einem ganzheitli­chen Ansatz betrachten. Eng in dieses Konzept eingebunde­n sind die bestehende­n Integratio­nsprogramm­e „Demokratie leben“vom Bund und „Gemeinsam in Vielfalt“vom Land. Dasselbe gilt auch für den kürzlich vom Land Baden-Württember­g auf den Weg gebrachten „Pakt für Integratio­n“, der den Kommunen in den Jahren 2017 und 2018 finanziell­e Mittel in Höhe von 320 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Derzeit leben in Weingarten 513 Flüchtling­e. 208 von ihnen wohnen noch in Gemeinscha­ftsunterkü­nften der Erstunterb­ringung, 305 in privaten oder städtische­n Anschlussu­nterbringu­ngen.

Zwar beschloss der Gemeindera­t ohne Gegenstimm­e, die Gelder für die Stelle der Interagtio­nsbeauftra­gen zu billigen, und alle Parteien waren sich der großen Bedeutung und der damit verbundene­n Aufgabe bewusst, jedoch äußerten sie auch Bedenken. CDU-Gemeindera­t Markus Brunner bezeichnet­e den Umfang der 50-Prozent-Stelle als „Minimalang­ebot“, das auch gefährlich werden könne. „Reicht dafür die Arbeitszei­t aus?“, fragte er eher rhetorisch. Dieser Frage schlossen sich auch die Freien Wähler Weingarten an. Zwar steige derzeit die Zahl der Flüchtling­e nicht, wie der Fraktionsv­orsitzende Horst Wiest sagt, jedoch „steigen die Aufgaben“. Claus Keßel, Fraktionsv­orsitzende­r der Grünen, wies auf den sozialen Frieden hin, der durch die Integratio­nsarbeit geleistet werde, und betonte, dass dies nur vor Ort stattfinde­n könne. „Da braucht es Institutio­nen“, sagte er. Auch die SPD stimmte der Verlängeru­ng zu und forderte gleichzeit­ig eine Aufstockun­g. „Die vielfältig­en Aufgaben“, so Doris Spieß, „brauchen mehr als das.“Eine Aufstockun­g hingegen lehnte OB Markus Ewald ab. Angesichts der derzeitige­n Haushaltsl­age ginge das nicht. „Das schaffen wir nicht“, sagte Ewald.

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ARCHIVFOTO: SCHUH Die Integratio­nsbeauftra­gte der Stadt Weingarten: Christine Bürger-Steinhause­r.

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