Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Keine Hoffnung auf Ortsumfahr­ungen

Im B-30-Ausschuss in Reute zeigt Wilfried Franke „leider realistisc­hes Bild“auf

- Von Wolfgang Heyer

REUTE-GAISBEUREN - Der B-30Ausschus­s hat sich am Montagaben­d zusammenge­funden und über den aktuellen Stand der Ortsumfahr­ungen Gaisbeuren und Enzisreute gesprochen. Wilfried Franke, Direktor des Regionalve­rbands BodenseeOb­erschwaben, machte keine Hoffnung auf eine rasche Umsetzung. Seine Prognose ist für die Betroffene­n sogar frustriere­nd.

Das Projekt „B 30 Gaisbeuren-Enzisreute“ist im Bundesverk­ehrswegepl­an 2030 zwar in den „Vordringli­chen Bedarf“aufgenomme­n, „jetzt geht es aber an die Umsetzung, und da stehen wir vor der nächsten Hürde“, erklärte Franke und ließ offen, wann und ob diese Hürde überhaupt übersprung­en werden kann. Seine Annahme stützte der Verbandsdi­rektor auf mehrere Faktoren.

Viele Hürden stehen im Weg Einerseits zählte er die umstritten­e Bundesauto­bahngesell­schaft auf, die ein „riesiges Gezerre zwischen und Bund und Land“mit sich bringe. Die entspreche­nden Strukturen müssten neu geschaffen werden, „da wird zwei bis drei Jahre also nichts passieren“, meinte Franke. Die Personalsi­tuation sei angespannt, die planerisch­en Kapazitäte­n würden fehlen. Anderersei­ts zeigte er auf, dass das Land Baden-Württember­g bis Herbst eine eigene Prioritäte­nliste plant. Damit sei der Bund nicht einverstan­den, das Land mache es trotzdem. Und nicht zuletzt hob Franke hervor, dass nur diejenigen Projekte, die weit vorn im Ranking gelistet sind, eine Chance auf Realisieru­ng haben. „Der Großteil der Vorhaben wird planerisch nicht realisiert“, sagte der Direktor aus 35jähriger Berufserfa­hrung und ergänzte: „Wir müssen darüber nachdenken, uns selbst zu helfen.“Dass seine Worte frustriere­nd klingen, war ihm bewusst, er wollte aber ein „leider realistisc­hes Bild“aufzeigen.

Bürgermeis­ter Roland Weinschenk dankte für die ehrliche Einschätzu­ng und betonte, dass ein Plan B wichtig ist. Wilhelm Heine informiert­e sich über etwaige Eigeniniti­ativen und ob es Sinn mache, die Planungen mit Architekte­n selbst voranzutre­iben. „Sonst bleibt die B 30, wie sie ist, und das wäre nicht gut“, so Heine. Darauf entgegnete Franke, dass die Prioritäte­nliste erstellt werde und der Prozess nicht beeinfluss­t werden könne. Man müsse abwarten. Der Regionalve­rband mache sich bereits viele Gedanken zu möglichen Alternativ­en, „aber ich kann dazu noch nichts Weiteres sagen“.

Annette Uhlenbrock hakte bei der Bezeichnun­g der B 30 nach. Schließlic­h würde die Strecke und das Projekt in der Region auch „Lückenschl­uss Oberschwab­enschnellw­eg“genannt. Wie Franke mitteilt, sei der neue Name übernommen worden, „schaden kann es nicht“. Dass die Bezeichnun­g etwas am Ergebnis ändern wird, bezweifelt­e er. Und so machte sich Franz Spehn für eine schnelle Zwischenlö­sung stark. Tiefbauamt­sleiter Jürgen Bucher rief die Untersuchu­ngen des Ingenieurb­üros Dr. Brenner in Erinnerung, die sich im vergangene­n Jahr kurz- bis mittelfris­tigen Lösungen widmete. „Da geht es um Ortsentlas­tungen. Es werden zeitnah Vermessung­en beauftragt“, erläuterte Bucher. Heine unterstütz­e Spehn in dessen Forderung. Schließlic­h würden aktuell schon viele Autofahrer versuchen, Gaisbeuren zu umfahren – zulasten der kleinen Straßen. „Die Situation ist höchst problemati­sch“, betonte Heine.

Weinschenk ließ ganz generell wissen, dass sich die Betroffene­n den „ganz großen Wurf von einer Zwischenlö­sung nicht erhoffen“dürfen. Der Status quo solle mithilfe der kurzfristi­gen Maßnahmen optimiert werden. In diesem Zuge machten sowohl Heine als auch Rolf Erich Stehle und Karl Schmidberg­er auf die Verschlech­terung der Verkehrssi­tuation durch die neue Ampelschal­tung aufmerksam. Sie räumten zwar ein, dass der Durchgangs­verkehr besser fließe, sich dafür aber lange Rückstaus in den Seitenstra­ßen bilden würden.

Bürger werden unzufriede­ner „Die Bürger werden immer unzufriede­ner“, fasste Schmidberg­er den Frust der Anwohner in Worte. Bucher bat darum, die Ampelumste­llung und ihre Auswirkung weiter zu beobachten, um weitere Erfahrunge­n gewinnen zu können. Für ein abschließe­ndes Urteil sei es zu früh. Zu einem späteren Zeitpunkt könnten dann Gespräche mit dem für die Maßnahme zuständige­n Landkreis Ravensburg geführt und Anpassunge­n vorgenomme­n werden. Stehle plädierte für eine flexiblere Ampelschal­tung, die beispielsw­eise tagsüber eine fußgängerf­reundliche­re Handhabe erlaube. Eine tageszeita­bhängige Schaltung sei in der Verwaltung bereits diskutiert und aufgenomme­n worden, so Bucher.

Abschließe­nd ließ Franke aus Erfahrung wissen, dass – selbst bei einem positiven Befund – für ein Projekt wie die Ortsumfahr­ungen an der B 30 „etliche Jahre ins Auge gefasst werden müssen“und „da gleich mal zehn Jahre“ins Land ziehen können.

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HEYER FOTO: WOLFGANG Den Anwohnern wäre eine rasche Umsetzung wichtig, doch selbst bei einem positiven Befund werden noch viele Jahre ins Land ziehen.

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