Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Gewerbesteuer bringt Aulendorf eine Million Euro extra
Stadt freut sich über Mehreinnahmen – Schuldenstand sinkt auf 17,2 Millionen Euro
AULENDORF - Die Stadtverwaltung Aulendorf hat in der jüngsten Gemeinderatssitzung den Jahresabschluss für 2016 vorgestellt. Erfreulich waren ungeahnte Mehreinnahmen bei der Gewerbesteuer sowie erhöhte Schlüsselzuweisungen (also mehr Geld als geplant) vom Land. Zudem wurde der Schuldenstand der Stadt Aulendorf von 19,8 Millionen Euro auf 17,2 Millionen Euro verringert.
Zum 31. Dezember 2015 betrug der Schuldenstand genau 19 839 452 Euro. Im abgelaufenen Jahr hat die Stadt keine Darlehen aufgenommen. Durch eine reguläre Tilgung in Höhe von 794 806 Euro und einer Sondertilgung in Höhe von 1,8 Millionen Euro verringerte die Verwaltung den Schuldenstand auf 17 215 345 verringern. Die Verschuldung beläuft sich somit pro Einwohner auf 1736 Euro (bei 9913 Einwohnern zum Stand 30. Juni 2015), wie Kämmerer Dirk Gundel ausführte. Noch bis ins Jahr 2020 darf die Stadt im städtischen Haushalt keine Kredite aufnehmen.
Besonders positiv haben sich im vergangenen Jahr die Einnahmen durch die Gewerbesteuer entwickelt. Wie Gundel erläuterte, können diese Einnahmen prinzipiell nicht vorhergesagt werden. „Die Gewerbesteuereinnahmen haben im zweiten Halbjahr einen großen Schub bekommen. Da kam nochmal richtig Kohle rein.“Trotz bereits erfolgter Erhöhung dieser Position im Haushaltsnachtrag für 2016 um 275 000 Euro wurde eine weitere Million Euro an Mehreinnahmen realisiert.
Dieses Geld sowie höhere Landeszuweisungen und geringere Ausgaben an unterschiedlichen Stellen (unter anderem geringere Ausgaben in Höhe von 90 000 Euro für den Winterdienst und 366 000 Euro für Personal) haben dazu geführt, dass sich die Rücklagenentnahme von 5,7 Millionen Euro auf 4,5 Millionen Euro reduziert haben.
Erstwohnsitze bringen Geld Auch steigende Einwohnerzahlen sind wertvoll für eine Stadt, denn jeder Einwohner mit Erstwohnsitz bedeutet für eine Kommune bares Geld: Pro Person gibt es vom Land rund 1000 Euro netto. Wie Gundel auf Nachfrage der SZ erläutert, orientiere sich die Auszahlung jeweils am Einwohnerstand des Vorjahres. Dass Aulendorf mittlerweile die 10 000Einwohner-Grenze überschritten hat, wirkt sich daher auch erst in den Folgejahren finanziell aus.
Der Verwaltungshaushalt der Stadt (sozusagen das Girokonto der Stadt, deckt laufende Kosten ab) beträgt 21,5 Millionen Euro und der Vermögenshaushalt (vergleichbar mit dem Sparbuch, wird für Investitionen wie beispielsweise Ausbau der Poststraße verwendet) 9,5 Millionen Euro. Haushaltsausgabereste im Vermögenshaushalt in Höhe von 6,9 Millionen Euro wurden in den Vermögenshaushalt 2017 übertragen. Die Zuführung vom Verwaltungshaushalt in den Vermögenshaushalt lag bei 4,26 Millionen Euro. Ursprünglich geplant waren 1,4 Millionen Euro.
Auch Rücklagen hat die Stadt gebildet: 2,6 Millionen Euro sind es zum Stand 31. Dezember 2016 (gesetzlich vorgeschrieben waren für 2016 rund 396 000 Euro).
In diesem Zusammenhang wies Gundel in der Gemeinderatssitzung auf „weitere wichtige Aufgaben“in den kommenden Jahren hin. Als Beispiele nannte er die Kindergartenbetreuung, die dringend nötige Erweiterung der Grundschule und die Flüchtlingsbetreuung. Besonders bei den Kosten für Unterbringung und Integration von Asylbewerbern seien Kosten sehr schwer vorhersehbar. Aber auch die Brücke in Rugetsweiler, der geforderte Kreisel in der Schwarzhausstraße (beide Vorhaben würden laut Gundel eine sechsstellige Summer erfordern) und der barrierefreie Ausbau des Bahnhofs (Kosten von mehreren Millionen Euro) seien Themen, die in Aulendorf in den nächsten Jahren anstehen.
Mehr als 60 Millionen Euro hatte Aulendorf zum Amtsantritt von Bürgermeister Matthias Burth im Jahr 2008. Nun hat Aulendorf nach vielen Sparmaßnahmen noch Schulden in Höhe von 17,2 Millionen Euro im städtischen Haushalt. Entstanden war die Finanzmisere unter anderem durch Misswirtschaft bei den Kurbetrieben.