Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Neuer Bahnhof sorgt für Planungsch­aos

Halt in Merklingen hat Auswirkung­en auf Südbahn – Spatenstic­h im Frühjahr in Niederbieg­en

- Von Karin Kiesel

AULENDORF - Mit der Elektrifiz­ierung der Südbahn bekommt der Knotenbahn­hof Aulendorf künftig noch mehr Bedeutung für die Region. In der Gemeindera­tssitzung am Montagaben­d haben Verkehrspl­aner noch mal die Details erläutert und bekannt gegeben, dass der Spatenstic­h im Frühjahr in Niederbieg­en bei Baienfurt stattfinde­n wird, da dort ein zentrales Umspannwer­k gebaut wird. Auch der neu geplante Regionalba­hnhof bei Merklingen (AlbDonau-Kreis) an der künftigen ICEStrecke zwischen Stuttgart und Ulm und dessen Auswirkung­en auf die Verbindung­en der Südbahn waren Thema.

Innerhalb von 45 Minuten sollen Fahrgäste nach Fertigstel­lung der Südbahn und der Schnellbah­ntrasse Stuttgart-Ulm künftig in der Landeshaup­tstadt sein können. Alle halbe Stunde fährt von den großen Südbahn-Haltepunkt­en aus (Aulendorf, Biberach, Laupheim, Ulm, Ravensburg, Meckenbeur­en und Friedrichs­hafen) ein Zug Richtung Stuttgart los, jeweils abwechseln­d über die neue Schnelltra­sse oder die alte Strecke über die Geislinger Steige.

Aulendorf profitiert besonders „Auch internatio­nale Verbindung­en wie nach Bludenz oder Bregenz werden verbessert. Zudem hat die Südbahn eine sehr gute Einbindung in die Bodensee-Gürtelbahn“, erläuterte Malte Gruner vom Interessen­verband Südbahn. Der Nutzen aus dem 220-Millionen-Euro-Projekt, das in der Region seit Jahrzehnte­n gefordert wird, ist im Vergleich zu den Kosten laut Gruner 2,7-mal so hoch.

Und davon profitiert besonders auch Aulendorf mit seinem wichtigen Knotenbahn­hof: „Alle Züge auf der Südbahn halten in Aulendorf“, sagte der Tübinger Nahverkehr­sberater Ulrich Grosse (er erstellt Machbarkei­tsstudien für den Interessen­verband Südbahn) und erntete für diese Aussage ein freudiges Tischklopf­en der Stadteräte. „In Aulendorf gibt es täglich viele Tausende Fahrgäste. Ob aus Bad Waldsee, Sigmaringe­n, Leutkirch oder Wangen – alle fahren über Aulendorf“, so Grosse.

Fünf Minuten müssen es sein Neue Verbindung­en, bessere Anbindunge­n, ein schlüssige­s Fahrplanko­nzept – durch das 43-MillionenE­uro-Projekt in Merklingen muss nun das gesamte Fahrplanko­nzept noch mal überprüft werden. Denn der Halt am dort entstehend­en Regionalba­hnhof auf der Schnellbau­trasse Stuttgart-Ulm kostet eineinhalb Minuten. Für den Umstieg in Aulendorf auf die Allgäubahn wurden fünf Minuten veranschla­gt, die sich durch den Merklingen-Halt aber vorübergeh­end auf 3,5 Minuten verkürzt hatten. „Wer mit der Südbahn von Ulm kommt und in Aulendorf auf die Allgäubahn umsteigen will, braucht diese fünf Minuten“, erläutert Wilfried Franke, Geschäftsf­ührer des Interessen­verbands Südbahn, auf SZ-Nachfrage.

Zudem gab es durch die Verzögerun­g des Halts in Merklingen Unklarheit­en darüber, ob im Anschluss alle Haltepunkt­e der Bodensee-Gürtelbahn zwischen Friedrichs­hafen und Lindau wie geplant bedient werden können. Laut Franke gibt es aber mittlerwei­le ein Schreiben des Verkehrsmi­nisteriums des Landes, in dem zugesicher­t wird, dass für alle „negativen Auswirkung­en“des Merklingen-Halts Lösungen gefunden worden seien. „Laut Ministeriu­m sind es wieder fünf Minuten Umstiegsze­it in Aulendorf für die Allgäubahn. Wir haben schon einen Termin vereinbart, denn ich will ganz präzise wissen, woher diese eineinhalb Minuten denn plötzlich wieder herkommen“, so Franke.

Weiteres Thema in der Sitzung des Gemeindera­ts war der Regionalba­hnverkehr, der in Aulendorf gebrochen wird und nicht durchfährt (die SZ berichtete darüber am 9. Mai). So wird der langsame Regionalba­hnverkehr in einen südlichen und nördlichen Bereich unterteilt. Wer also beispielsw­eise von Ummendorf (Norden) nach Mochenwang­en (Süden) fahren will, muss in Aulendorf umsteigen – das ist auch heute schon so. Grund: Es gibt zu wenig Pendler, die über Aulendorf hinausfahr­en, egal, ob aus südlicher oder nördlicher Richtung.

Grosse und Gruber erläuterte­n dem Aulendorfe­r Gemeindera­t, dass es auf der Südbahn insgesamt 40 000 Ein- und Aussteiger gebe. Die Regionalba­hn auf der Strecke soll mit ihren Halten (Ulm-Donautal, Erbach, Laupheim-Stadt, Schemmerbe­rg, Warthausen, Biberach-Nord, Biberach-Süd, Ummendorf, Mochenwang­en, Niederbieg­en, Weingarten­Berg, Weißenau, Oberzell, Kehlen, FN-Flughafen und FN-Löwental) die kleinen Zwischenor­te bedienen.

Weiterer Bahnsteig zu teuer Für eine durchgängi­ge Regionalba­hn wäre in Aulendorf ein zusätzlich­er Bahnsteig notwendig geworden – weil sie in Aulendorf vom IRE überholt werden müsste und in der Gegenricht­ung bereits zeitgleich eine Überholung stattfinde­t. Die Kosten in Höhe von zehn Millionen Euro in Relation zu den „wenigen Fahrgästen, die beispielsw­eise von Schussenri­ed nach Weingarten“fahren, würden einen neuen Bahnsteig nicht rechtferti­gen, erläuterte­n Grosse und Gruber.

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FOTO: HARREITER, ANDREA Mit der Elektrifiz­ierung der Südbahn bekommt der Knotenbahn­hof Aulendorf künftig noch mehr Bedeutung für die Region.

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