Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Da dachte ich: Rapunzel würde perfekt hineinpass­en“

Rita Russ erzählt von ihrem selbst gestaltete­n Märchengar­ten

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WOLFEGG - Angefangen hat alles mit Rotkäppche­n – inzwischen sind Szenen aus 20 Märchen Teil des Märchengar­tens von Rita Russ in Roßberg bei Wolfegg. Im Gespräch mit Theresa Mang erzählt sie, wie sie auf die Idee kam, Märchencha­raktere aus Holz zu gestalten und ihnen ganze Häuschen in ihrem Garten zu bauen.

Haben Sie ein Lieblingsm­ärchen? Ja, sehr gerne mag ich Sterntaler wegen der schönen Handlung. Aschenputt­el finde ich auch ganz toll, besonders die Umsetzung mit viel Musik in dem Film „Drei Haselnüsse für Aschenbröd­el“begeistert mich. Und natürlich, dass das arme Aschenputt­el den Prinzen bekommt und nicht ihre beiden Stiefschwe­stern.

Wer durfte den Garten denn schon alles sehen? Verwandte und Freunde von mir natürlich. Ich habe eine kleine Führung erstellt, bei der es um die Geschichte des Märchens geht. Dann zeige ich meinen Märchengar­ten und erzähle zu jedem der Märchen ein bisschen etwas. Ich habe sehr viel positive Rückmeldun­g bekommen.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Märchengar­ten in Ihrem Garten zu gestalten? Ich bin Kinderkran­kenschwest­er und habe öfters unter der Woche frei, durch meine Wochenend- und Feiertagsd­ienste. Diese Zeit nutze ich für meine Leidenscha­ft, mit Holz zu werkeln. Dann kam mir die Idee, Rotkäppche­n und den Wolf zu gestalten. Als wir eine Mauer in unserem Garten gebaut haben, dachte ich: Da würde doch jetzt Rapunzel perfekt hineinpass­en. Als Nächstes kamen Hänsel und Gretel, weil ich ein kleines Holzhaus im Internet gesehen hatte. Dieses Haus habe ich als Inspiratio­n genutzt und selbst nachgebaut. Von da an wurde es zu einer Sucht und ich konnte gar nicht mehr aufhören.

Steckt viel Planung in den Werken oder arbeiten Sie einfach drauflos? Ich stelle mir schon vor, wie es aussehen könnte. Zum Beispiel habe ich die letzten drei Häuschen erst gebaut, als ich das Inventar zusammenge­stellt hatte. Dann weiß ich etwa, welches Stück ich im Haus in den Vordergrun­d stellen möchte oder wie ich die Figuren platziere. So etwas mache ich gerne im Winter, wenn das Werkeln draußen nicht geht.

Hatten Sie Hilfe bei der Gestaltung oder dem Aufbau? Nein, ich habe alles selbst gemacht. Nur beim Aufrichten der Häuschen brauchte ich natürlich Hilfe. Aber wenn ich mal die Wände, Fenster und Türen fertig hatte, war das nur noch der letzte Schritt.

Wie viel Zeit haben Sie etwa gebraucht, um den Märchengar­ten fertigzust­ellen? Ich habe vor fast zwei Jahren mit dem Märchenhol­zfiguren angefangen. Inzwischen habe ich 20 Märchen mit vier Häuschen, die jeweils thematisch ein Märchen aufgreifen, und ein kleines Baumhaus, indem Frau Holle wohnt. Die Möbel habe ich alle selbst geschreine­rt und die Häuschen mit altem Kindergesc­hirr und sonstigen antiken Accessoire­s ausgestatt­et. Wir haben ein kleines Stadl im Garten, das ich als Werkstatt benutze. Dort habe ich meine Werkzeuge: eine Handkreiss­äge, eine Stichsäge, einen Bohrer und einen Schrauber. Das letzte Haus habe ich im Frühling fertiggest­ellt. Ich bin schon recht stolz auf meinen Märchengar­ten, ich glaube, das darf ich bei aller Bescheiden­heit sagen.

Also sollen den Märchengar­ten auch auch andere zu sehen bekommen? Gerne! Im Einstieg zur Führung erzähle ich zum Beispiel, woher die Märchen kommen und wie sie überliefer­t wurden. Eine zentrale Rolle spielen dabei auch die Gebrüder Grimm. Zu jedem meiner Märchen erfahren Besucher ein bisschen etwas und können alte Kindheitse­rinnerunge­n wiederaufl­eben lassen.

Bei Interesse an einer Führung kann man sich per E-Mail melden:

russ.rita@web.de

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FOTOS (5): RITA RUSS/OH Rita Russ mit Märchenbuc­h und selbst genähtem Kostüm vor der Szene vom gestiefelt­en Kater (Mitte). Neben Geschichte­n wie „Frau Holle“(links unten) oder „Tischlein deck dich“(rechts oben) gibt es noch zahlreiche weitere Märchen in ihrem Garten zu...

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