Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Die Verwandlung hat begonnen
Schüler proben erstmals in Kostümen fürs diesjährige Rutentheater „Aschenputtel“
RAVENSBURG - Gut eine Woche vor der Premiere haben die Akteure des Rutentheaters erstmals in Kostümen auf der Konzerthausbühne proben dürfen. Für Martina Zeller, die die Gesamtleitung und Organisation des Rutentheaters innehat, sei es immer aufregend, wenn erstmals in Kostümen geprobt wird. Beim Ankleiden hilft den Schülerinnen und Schülern ein engagiertes Team. Regisseur Bodo Klose steht am Hintereingang und schickt alle in die entsprechenden Räume.
Amica, 15 Jahre, spielt eine Hofzelebrantin und meint: „Wir haben warme Kostüme, aber ich bin ja nicht so oft dran. Es macht großen Spaß.“Die 17-jährige Isiuwa erklärt: „Als Gräfin bin ich die Begleiterin der Königin und präsentiere die Brautbewerberinnen. Ich bin etwas stur und will immer alles durchsetzen. Das passt schon zu mir.“Die zehnjährige Lea spielt Aschenputtel in der Besetzung rot. „Mir geht es super. Ich musste gar nicht viel Text lernen, obwohl ich ja eine Hauptrolle habe. Es macht sehr viel Spaß“, sagt sie strahlend und die Rolle scheint dem Mädchen auf den Leib geschneidert.
Klose hat das Grimm-Märchen Aschenputtel für das Rutentheater in eine unterhaltsame Komödie umgeschrieben. „Es läuft sehr gut. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie die Kinder aufblühen in ihren Rollen und in ihren Kostümen. Das Kostüm hilft ihnen auch, wenn später mit Orchester und Ballett zusammen geprobt wird. Wenn der Orchestergraben eingerichtet ist, das ist schon eine ganz besondere Atmosphäre“, sagt Klose. Ob er Lampenfieber habe? „Lampenfieber kann man es nicht nennen. Ich bin positiv angespannt, klar, ein hohes Adrenalin bis unter die Haarspitzen.“Es sei faszinierend, wie wandelbar die Schauspieler seien, vor allem die Rollen mit Aschenputtel, Stiefschwestern und Stiefmutter hätten eine hohe Dynamik. „Es ist ein turbulentes Stück, schnelle Wechsel, das Buch gibt das Gerüst. Die Kinder haben die Freiheit, es auszuspielen. Noch sind wir in der Entwicklung“, sagt der Regisseur.
Maske als i-Tüpfelchen Auch Martina Zeller steckt mitten im Gewusel. Gerade ist sie noch auf der Suche nach einem Garderobenständer. Doch ein wenig Zeit, über das Stück zu reden, nimmt sie sich gerne. „Ich finde es sehr anrührend. Was mich fasziniert, ist, dass gesungen wird. Und auch getanzt wird zusätzlich zum Ballett. Aschenputtel ist ein modernes Märchen. Ich fühle mich völlig hineinversetzt in ein Märchenbuch, es ist wirklich so, wie wenn ich ein Buch aufschlage.“Es sei immer aufregend, wenn erstmals in Kostümen geprobt werde. Dann beginne die Verwandlung in die gespielte Situation. Das i-Tüpfelchen sei dann die Maske, deren Leitung ebenfalls Zeller übernimmt. „Im Moment bin ich täglich hier. Obwohl es eine anstrengende Woche ist, freue ich mich auf diese am meisten“, sagt sie.
In den Gängen wuselt es derweil mit wundervoll gekleideten Schauspielerinnen und Schauspielern. Drei Jungs in farbenfrohen Hosen und Oberteilen suchen ihre Hüte, erst mit diesen sind sie perfekte Diener. Dem Prinzen sind die Stiefel zu groß. Mit Einlagen wird Abhilfe geschaffen. Der Baron, gespielt von Nick, sagt: „Mit dem Kostüm nimmt man plötzlich eine andere Haltung an, weil es so eng anliegt.“Und der König, dargestellt von David, findet sich gar richtig königlich, und er strahlt in der Tat etwas Majestätisches aus.
Im Saal schließlich ist es still, noch ist der Vorhang zu. Jens sitzt am Laptop, er spielt die Musik ein, denn an diesem Tag ist Probe ohne Orchester. „Alle Stücke sind mit Nummern versehen, Abläufe, Zeiten, alles ist in einem Buch exakt aufgeführt. In der anderen Besetzung steht Jens dann selbst auf der Bühne. „Zwar nur in einer ganz kleinen Rolle, aber das macht trotzdem viel Spaß“, sagt er begeistert.
Der Vorhang öffnet sich. „Hofdienerschaft, zack zack!“ist zu vernehmen. Eigentlich sollte besagte Dienerschaft nun mit Tee erscheinen, aber sie sind noch nicht so weit. Das macht aber gar nichts, das Auge hat so viel Schönes zu sehen, eine märchenhafte Welt mit zartem Bühnenbild, schönen Hoheiten und schicken Bediensteten. Geklärt werden muss noch die Frage, ob der königliche Umhang verwegen schräg oder ordentlich getragen werden muss.
Von der Abiprüfung auf die Bühne Der hübsche Prinz soll heiraten, möchte natürlich ein Wörtchen mitreden. Und auch ein süßer Zauberer darf seine Meinung zum Thema Brautwahl von sich geben: „Sich auf einen Schlag verlieben und dann gleich Nägel mit Köpfen machen“, sagt er. Wie Aschenputtel am Grabstein der Mutter singt, das ist sehr anrührend. Höchst amüsant wiederum, wie die Stiefmutter und deren Töchter sich aufplustern. Tja, und mitten ins Märchenreich hinein hastet Fabian, in Jeans und Shirt. Er spielt den Großherzog und kommt direkt von seiner mündlichen Abiturprüfung zur Probe, das ist schon beeindruckend.
95 Schauspielerinnen und Schauspieler in den Besetzungen blau und rot, rund 30 Leute im Team, Orchester und Ballett sind ins Rutentheater eingebunden. Das Programmheft gibt es für zwei Euro, einsetzbar als Fächer. Schon 70 Prozent der Karten seien am ersten Tag verkauft worden, doch es gebe noch Plätze für alle Vorstellungen, so Martina Zeller.
Weitere Berichte zum Rutenfest gibt es im Imnternet unter www.schwaebische.de/rutenfest