Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wohnmobil und Wurst am Stecken
in normales Auto, mit dem man auch auf schmalen Landstraßen aneinander vorbeikommt und in Parkhäusern mit normal breiten Parkplätzen problemlos einparken kann, fährt heutzutage kaum mehr jemand. Weit über hundert Pferdestärken muss es haben, breit und hoch muss das Auto sein, damit man/frau von oben herab auf andere Verkehrsteilnehmer sehen kann. Wie ein Wohnzimmer auf Rädern soll es aussehen, das Auto. Als Zweitwagen für gelegentliche Ausfahrten ins Ausland steht darüber hinaus das Wohnmobil zur Verfügung. Dicke Ledersessel braucht es, Armaturenbrett mit Fernseher für Liveübertragungen hat das Cockpit, Schlafkojen und Nasszellen wie auf Luxusdampfern und im hinteren Bereich der wohnzimmerartigen Raumkapsel, die sich in Urlaubszeiten gelegentlich vom Eigenheim löst, befindet sich der eingestellte Kleinwagen für morgendliche Einkaufsfahrten ins nahe Bergdörfchen oder malerische Küstenstädtchen oder wenigstens ein Kabinenroller und zwei E-Bikes. Nicht zu vergessen der EdelstahlElektrogrill. „Ich mag’s nicht mehr leiden!“, sagte mir eine Freundin, nachdem sie mit Mann und Wohnmobil zum 20. Mal am Gardasee geparkt hatte und eine mehrwöchige Ausfahrt nach Skandinavien bevorsteht. Wir saßen im Garten um die Feuerstelle aus einigen im Kreis aufgestellten Schamottsteinen herum. Die Grillwurst musste jeder selbst in die Glut halten, nachdem die Gäste sich ihre Spieße selbst geschnitzt hatten, den alten Haselnussboschen im Garten plündernd. Es war fast so schön wie früher, als Autos noch klein, Camping-Busse von VW waren und jeder mehrere Volkslieder am Lagerfeuer auswendig singen konnte.