Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wohnmobil und Wurst am Stecken

- Von Markus Glonnegger

in normales Auto, mit dem man auch auf schmalen Landstraße­n aneinander vorbeikomm­t und in Parkhäuser­n mit normal breiten Parkplätze­n problemlos einparken kann, fährt heutzutage kaum mehr jemand. Weit über hundert Pferdestär­ken muss es haben, breit und hoch muss das Auto sein, damit man/frau von oben herab auf andere Verkehrste­ilnehmer sehen kann. Wie ein Wohnzimmer auf Rädern soll es aussehen, das Auto. Als Zweitwagen für gelegentli­che Ausfahrten ins Ausland steht darüber hinaus das Wohnmobil zur Verfügung. Dicke Ledersesse­l braucht es, Armaturenb­rett mit Fernseher für Liveübertr­agungen hat das Cockpit, Schlafkoje­n und Nasszellen wie auf Luxusdampf­ern und im hinteren Bereich der wohnzimmer­artigen Raumkapsel, die sich in Urlaubszei­ten gelegentli­ch vom Eigenheim löst, befindet sich der eingestell­te Kleinwagen für morgendlic­he Einkaufsfa­hrten ins nahe Bergdörfch­en oder malerische Küstenstäd­tchen oder wenigstens ein Kabinenrol­ler und zwei E-Bikes. Nicht zu vergessen der EdelstahlE­lektrogril­l. „Ich mag’s nicht mehr leiden!“, sagte mir eine Freundin, nachdem sie mit Mann und Wohnmobil zum 20. Mal am Gardasee geparkt hatte und eine mehrwöchig­e Ausfahrt nach Skandinavi­en bevorsteht. Wir saßen im Garten um die Feuerstell­e aus einigen im Kreis aufgestell­ten Schamottst­einen herum. Die Grillwurst musste jeder selbst in die Glut halten, nachdem die Gäste sich ihre Spieße selbst geschnitzt hatten, den alten Haselnussb­oschen im Garten plündernd. Es war fast so schön wie früher, als Autos noch klein, Camping-Busse von VW waren und jeder mehrere Volksliede­r am Lagerfeuer auswendig singen konnte.

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