Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Familiäre Feststimmung zum Auftakt
Welfenfest in Weingarten gestartet - Oberbürgermeister Ewald zeigt sich tapfer in Fahrgeschäften
WEINGARTEN - Etwas bleich im Gesicht schaute Weingartens Oberbürgermeister Markus Ewald dann doch aus, als er wieder sicheren Boden unter den Füßen hatte. Mit leicht wackeligen Knien, aber der Gewissheit, dass er es geschafft hatte, machte sich Erleichterung im Gesicht des Oberbürgermeisters breit. Kurz zuvor hatte das noch etwas anders ausgesehen. Mal schreiend, mal lachend und mal mit geschlossenen Augen hatte Ewald das wohl heftigste Fahrgeschäft auf dem Rummel am Festplatz, den „Best XXL“überstanden – einen langen Greifarm mit vier Sitzbänken mit je fünf Plätzen, der in bis zu 45 Metern Höhe bei bis zu 126 Stundenkilometern durch die Luft gewirbelt wurde. Nicht nur deshalb sollte Ewald später resümieren. „Das war ein toller Auftakt bei passendem Welfen-Wetter", sagte er bei Temperaturen um die 30 Grad Celsius. „Die Stimmung spricht für sich.“
Gemeinsam mit Rolf Steinhauser, 1. Vorsitzender der Welfenfestkommission, hatte Ewald traditionell eine Runde über den Rummel auf dem Festplatz in Weingarten gedreht und sich einen ersten Eindruck verschafft. Üblicherweise waren auch zahlreiche Kinder mit dabei. Schließlich ist die erste Fahrt mit dem Oberbürgermeister für die Kids kostenlos.
Dabei gehört es auch zum guten Brauch, dass sich Ewald nicht nur in ein Boxauto oder das Kettenkarussell setzt, sondern sich auch in eines der extremeren Fahrgeschäfte traut. Was im vergangenen Jahr der „Booster Maxx“, war in diesem Jahr der „Best XXL“. Doch Ewald und das Fahrgeschäft werden in diesem Leben wohl keine Freunde mehr. „Das war eine Herausforderung und kurzfristig etwas merkwürdig. Da hat sich der Magen etwas gehoben“, sagte ein erschöpfter Oberbürgermeister, der während der Fahrt, so tapfer auch bei den vorangegangen Attraktionen, ein Ende gefordert hatte, während die Jugendlichen noch eine Extrarunde wollten, die sie dann auch bekamen.
Etwas wohl gesottener war das Stadtoberhaupt normalerweise dem obligatorischen Fassanstich. Zwar hatte Ewald im vergangenen Jahr ganze fünf Schläge gebraucht, was von Experten wohlwollend als eher durchschnittliche Leistung bewertet wurde. Dennoch hatte Ewald der Fassanstich stets Spaß gemacht. Meist hatte er zwei bis drei Schläge gebraucht. So auch an seinem ersten Tag als Oberbürgermeister im September 2008. Beim Fassanstich auf dem Stadtfest hatte er seinerzeit drei Schläge benötigt. Doch dazu kam es beim diesjährigen Welfenfest gar nicht. Denn da mit dem Hüttendorf auch das klassische Festzelt wegfällt, brauchte es auch keinen Fassanstich. Doch auch das nahm Ewald mit einer ordentlichen Portion Gelassenheit hin.
„Ich habe ja viel Erfahrung beim Fassanstich und freue mich über jeden Fassanstich, akzeptiere aber auch, dass es in diesem Jahr keinen gibt", sagte Ewald mit einem Augenzwinkern. Denn für ausreichend Bier war dennoch gesorgt. Ob im Hüttendorf, im Biergarten am Festplatz oder beim Stand des SV Weingarten: Nirgendwo saß ein durstiger Kunde auf dem Trockenen. Das galt auch für den Ausschank im Stadtgarten.
Jedenfalls schien den Festbesuchern das Weingartener Bier „Konvent“zu schmecken. 300 Liter hatte Hipp mit in den Stadtgarten gebracht. Mitverantwortlich für den guten Verkauf waren Wilhelmine und Christa, ihres Zeichen letzte Nachfahren der ehemaligen Weingartener Familienbrauerei Koepff.
Zum Anlass des theoretischen 100. Geburtstages ihres Onkels Karl Koepff hatten sie sich hinter den Zapfhahn gestellt und die erste Schicht übernommen. „Wir freuen uns sehr, dass wir hier mithelfen können. Es war keine Frage, dass wir das machen“, sagte Christa KoepffSicer.
Nicht nur deshalb war die Stimmung im Stadtgarten über den gesamten Abend prächtig. Da ließen sich die Besucher auch nicht von bedenklich dunklen Wolken abhalten, die kurzzeitig ein bedrohliches Szenario kreiert hatten.
Zuvor hatte Oberbürgermeister Markus Ewald unter großem Getrommel und Sprechgesängen die Fahnen an die sieben Trommlergruppen und Fanfarenzüge übergeben und ihnen mit auf den Weg gegeben: „Zeigen sie Weingarten in den kommenden fünf Tagen von der besten Seite, und feiern sie ordentlich."
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