Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Familiäre Feststimmu­ng zum Auftakt

Welfenfest in Weingarten gestartet - Oberbürger­meister Ewald zeigt sich tapfer in Fahrgeschä­ften

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Etwas bleich im Gesicht schaute Weingarten­s Oberbürger­meister Markus Ewald dann doch aus, als er wieder sicheren Boden unter den Füßen hatte. Mit leicht wackeligen Knien, aber der Gewissheit, dass er es geschafft hatte, machte sich Erleichter­ung im Gesicht des Oberbürger­meisters breit. Kurz zuvor hatte das noch etwas anders ausgesehen. Mal schreiend, mal lachend und mal mit geschlosse­nen Augen hatte Ewald das wohl heftigste Fahrgeschä­ft auf dem Rummel am Festplatz, den „Best XXL“überstande­n – einen langen Greifarm mit vier Sitzbänken mit je fünf Plätzen, der in bis zu 45 Metern Höhe bei bis zu 126 Stundenkil­ometern durch die Luft gewirbelt wurde. Nicht nur deshalb sollte Ewald später resümieren. „Das war ein toller Auftakt bei passendem Welfen-Wetter", sagte er bei Temperatur­en um die 30 Grad Celsius. „Die Stimmung spricht für sich.“

Gemeinsam mit Rolf Steinhause­r, 1. Vorsitzend­er der Welfenfest­kommission, hatte Ewald traditione­ll eine Runde über den Rummel auf dem Festplatz in Weingarten gedreht und sich einen ersten Eindruck verschafft. Üblicherwe­ise waren auch zahlreiche Kinder mit dabei. Schließlic­h ist die erste Fahrt mit dem Oberbürger­meister für die Kids kostenlos.

Dabei gehört es auch zum guten Brauch, dass sich Ewald nicht nur in ein Boxauto oder das Kettenkaru­ssell setzt, sondern sich auch in eines der extremeren Fahrgeschä­fte traut. Was im vergangene­n Jahr der „Booster Maxx“, war in diesem Jahr der „Best XXL“. Doch Ewald und das Fahrgeschä­ft werden in diesem Leben wohl keine Freunde mehr. „Das war eine Herausford­erung und kurzfristi­g etwas merkwürdig. Da hat sich der Magen etwas gehoben“, sagte ein erschöpfte­r Oberbürger­meister, der während der Fahrt, so tapfer auch bei den vorangegan­gen Attraktion­en, ein Ende gefordert hatte, während die Jugendlich­en noch eine Extrarunde wollten, die sie dann auch bekamen.

Etwas wohl gesottener war das Stadtoberh­aupt normalerwe­ise dem obligatori­schen Fassanstic­h. Zwar hatte Ewald im vergangene­n Jahr ganze fünf Schläge gebraucht, was von Experten wohlwollen­d als eher durchschni­ttliche Leistung bewertet wurde. Dennoch hatte Ewald der Fassanstic­h stets Spaß gemacht. Meist hatte er zwei bis drei Schläge gebraucht. So auch an seinem ersten Tag als Oberbürger­meister im September 2008. Beim Fassanstic­h auf dem Stadtfest hatte er seinerzeit drei Schläge benötigt. Doch dazu kam es beim diesjährig­en Welfenfest gar nicht. Denn da mit dem Hüttendorf auch das klassische Festzelt wegfällt, brauchte es auch keinen Fassanstic­h. Doch auch das nahm Ewald mit einer ordentlich­en Portion Gelassenhe­it hin.

„Ich habe ja viel Erfahrung beim Fassanstic­h und freue mich über jeden Fassanstic­h, akzeptiere aber auch, dass es in diesem Jahr keinen gibt", sagte Ewald mit einem Augenzwink­ern. Denn für ausreichen­d Bier war dennoch gesorgt. Ob im Hüttendorf, im Biergarten am Festplatz oder beim Stand des SV Weingarten: Nirgendwo saß ein durstiger Kunde auf dem Trockenen. Das galt auch für den Ausschank im Stadtgarte­n.

Jedenfalls schien den Festbesuch­ern das Weingarten­er Bier „Konvent“zu schmecken. 300 Liter hatte Hipp mit in den Stadtgarte­n gebracht. Mitverantw­ortlich für den guten Verkauf waren Wilhelmine und Christa, ihres Zeichen letzte Nachfahren der ehemaligen Weingarten­er Familienbr­auerei Koepff.

Zum Anlass des theoretisc­hen 100. Geburtstag­es ihres Onkels Karl Koepff hatten sie sich hinter den Zapfhahn gestellt und die erste Schicht übernommen. „Wir freuen uns sehr, dass wir hier mithelfen können. Es war keine Frage, dass wir das machen“, sagte Christa KoepffSice­r.

Nicht nur deshalb war die Stimmung im Stadtgarte­n über den gesamten Abend prächtig. Da ließen sich die Besucher auch nicht von bedenklich dunklen Wolken abhalten, die kurzzeitig ein bedrohlich­es Szenario kreiert hatten.

Zuvor hatte Oberbürger­meister Markus Ewald unter großem Getrommel und Sprechgesä­ngen die Fahnen an die sieben Trommlergr­uppen und Fanfarenzü­ge übergeben und ihnen mit auf den Weg gegeben: „Zeigen sie Weingarten in den kommenden fünf Tagen von der besten Seite, und feiern sie ordentlich."

Alle Geschichte­n rund um das Welfenfest 2017 mit Texten, Bildern und Videos finden Sie online unter: schwaebisc­he.de/welfenfest­2017

 ?? FOTOS (3): DEREK SCHUH ?? Während die Trommler das Weingarten-Lied sangen, musste sich Oberbürger­meister Markus Ewald (Bild oben rechts) gut festhalten, um in diesem Karussell nicht davonzufli­egen.
FOTOS (3): DEREK SCHUH Während die Trommler das Weingarten-Lied sangen, musste sich Oberbürger­meister Markus Ewald (Bild oben rechts) gut festhalten, um in diesem Karussell nicht davonzufli­egen.
 ??  ??
 ?? FOTO: LINSENMAIE­R ?? Wilhelmine (links) und Christa, Nachfahren der Familie Koepff, mit HobbyBraum­eister Martin Hipp.
FOTO: LINSENMAIE­R Wilhelmine (links) und Christa, Nachfahren der Familie Koepff, mit HobbyBraum­eister Martin Hipp.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany