Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Das Lied der Lebensfreude
Das Anfang der 50er Jahre entstandene Gesangsstück ist fast in Vergessenheit geraten
WEINGARTEN – Kränzel im Haar. Moment! Müsste es nicht eigentlich „Kränlze“heißen? Denn „Kränzel“ist definitiv nicht schwäbisch, sondern bayrisch. Was der Texter Josef Schweikert sich dabei gedacht hat oder ob es sich um einen Buchstabendreher in der Überlieferung handelt, ist kaum mehr nachzuvollziehen. Schweikert jedenfalls gehörte zu den prägendsten Persönlichkeiten in Weingartens Nachkriegszeit, wie der Heimatforscher Jürgen Hohl weiß, der auch den Text für das Narrenlied schrieb.
Der Weingartener Komponist Franz Beyer, der insbesondere durch seine Neuausgabe von Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem KV 626 bekannt und die wegen ihres behutsamen und respektvollen Umgangs mit der überlieferten Fassung von Franz Xaver Süßmayr inzwischen international anerkannt ist, arrangierte die Musik. Auf die eher ruhigen VersPassagen in langsamen Satz folgt ein kräftig-bombastischer Refrain-Auftakt. „Das war immer toll als Kind“, erinnert sich Hohl. „Auf das hat man gewartet, da konnten wir richtig loslegen.“
Allerdings ist das „Kränzel im Haar“mittlerweile in Vergessenheit geraten. Bis in die 70er Jahre hinein sangen es die Kinder mit „Weingarten mein“. Warum das heute nicht Das Kränzel im Haar, den Strauß an der Brust, die Herzen erfüllt von stürmischer Lust, beginnen wir Kinder den fröhlichen Tag und laden zum Fest, wer sich freuen mag!
So ist’s am Schülertag, so ist’s nur heut! Heut schweigen Müh’ und Plag, heut herrscht nur Freud!
Der Himmel so blau, der Rasen so mehr so ist, hat scheinbar einen einfachen Grund: Es ist einfach nicht mehr weitergetragen worden. „Das ist schade“, bedauert Hohl. „Denn es ist irgendwo doch Tradition.“
Eine Tradition die Anfang der 50er Jahre beginnt, als es mit Deutschland nach der den schweren Jahren der Nachkriegszeit wirtschaftlich bergauf geht. Der Titel grün, wir schreiten im Reigen darüber hin. Die Stunden entfliehen bei fröhlichem Spiel und Lieder erschallen aus buntem Gewühl!
So ist’s am Schülertag, so ist’s nur heut! Heut schweigen Müh’ und Plag, heut herrscht nur Freud! Text von Josef Schweikert, Weingarten/Komposition Franz Beyer, Weingarten dürfte auf die Kleider und den Haarschmuck der damaligen Mädchen zurückgehen, wie man auf Fotografien erkennen kann. Das Lied drückt die Lebensfreude derjenigen aus, die den Krieg überlebt haben und für die nun bessere Zeiten anstanden. Es sollte eine Zweitwende markieren. Ob die „Premiere“des „Kränzel“beim Kinder- und Heimatfest 1951 oder ein Jahr später war, daran kann sich Jürgen Hohl nicht mehr genau erinnern. Eines allerdings weiß es sicher: „Ich habe es voll Inbrunst gesungen.“Ob in Ravensburg wie mancher Weingartener es behauptet statt „So ist’s am Schülertag“nur „So ist’s am schönen Tag“gesungen wird, dafür gibt es ebenfalls keinen Beleg.
Erinnern Sie sich an das „Kränzel im Haar“? Was wissen Sie über das Lied? Welcher Text ist Ihnen geläufig? Schreiben Sie uns eine E-Mail an: redaktion.ravensburg@schwaebische.de