Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Internationale Studenten in der Region halten
Diskussionsteilnehmer sammeln Lösungsvorschläge, um Fachkräftemangel entgegenzuwirken
WEINGARTEN (sz) - Etwa 60 Teilnehmer, darunter Personalentscheider, internationale Fachkräfte, politische Akteure und Studierende, sind der Einladung des Welcome Centers Bodensee-Oberschwaben und der Hochschule RavensburgWeingarten zum Diskussionsabend „Arbeitsmarkt regional stärken – durch Bindung von internationalen Studierenden“gefolgt. Wie die Hochschule berichtet, stand die Frage nach dem Umgang mit dem gegenwärtigen Fachkräftemangel im Zentrum der Veranstaltung. Diskutiert wurden Lösungsvorschläge für die Bindung von internationalen Studierenden an die Region Bodensee-Oberschwaben.
Alumni aus Peru, Kolumbien und Indien berichteten laut Mitteilung von ihrem mühseligen Bewerbungsmarathon in der Region, trotz ihrer guten Ausbildung und Qualifizierung. Einen Job gefunden hätten zwei von ihnen dann nicht in Deutschland, sondern in der Schweiz und Österreich. „Nicht die Nationalität, sondern Persönlichkeit, Eigeninitiative, Flexibilität und die Fähigkeiten der Person spielen für unser Unternehmen eine Rolle“, sagte Katrin Theisinger von der Firma Continental in Markdorf. Sie rate den Studierenden, bereits vor Ende des Studiums Kontakt zu Unternehmen herzustellen. Mithilfe von Praktika oder Werkstudententätigkeiten könnten sie sich für eine spätere Anstellung empfehlen. Mittelständische Firmen sollten wiederum die Erwartungshaltung an die ausländischen Bewerber von Anfang an transparent kommunizieren.
Einig seien sich die Vertreter der Unternehmen und Professoren der Hochschule Ravensburg-Weingarten darüber, dass Kenntnisse der deutschen Sprache unabdingbar im Berufsalltag seien. Sprachkurse seien ein wichtiger Baustein für die erfolgreiche Suche nach einem Arbeitsplatz. „Internationale Studierende an der HRW sind verpflichtet, bis zum vierten Semester ein bestimmtes Deutschniveau zu erreichen. Hilfreich beim Erlernen der deutschen Sprache ist die lokale Integration“, sagte Andreas Siggelkow, Studiendekan und Professor an der Fakultät Elektrotechnik und Informatik.
Professor Michael Pfeffer, Prorektor für Forschung, Internationales und Transfer, ergänzte: „Seit gut zehn Jahren sind wir hier an unserer Hochschule bestrebt, unsere internationalen Studierenden mit der Region zu verwurzeln. Dabei ist der Career-Service mit der Leitung durch Birgit Demuth eine wichtige Schnittstelle zwischen unseren Studierenden und der Wirtschaft.“Gerade an der Hochschule in Weingarten sei das Thema bei einem Anteil von circa 13 Prozent ausländischen Studierenden von besonderer Bedeutung.
Birgit Demuth berichtete vom hohen Bleibewillen der ausländischen Studierenden und die hohe Nachfrage nach englischsprachigen Studiengängen wie Elektro- und Informationstechnik. Wie die Hochschule weiter mitteilt, sind das International Office und der CareerService der Hochschule bemüht, die ausländischen Studierenden nach deren Abschluss in der Region Bodensee-Oberschwaben zu halten. Angebote wie Exkursionen in Unternehmen, individuelle Bewerbungstrainings sowie das Brotherand-Sister-Programm, das den Kontakt zwischen internationalen Studierenden der Hochschule und Bürgern der Region herstellt, seien Teil dieser Arbeit. Damit solle dem bisherigen Trend, dass von rund 35 800 ausländischen Studierenden an baden-württembergischen Hochschulen 80 bis 85 Prozent Deutschland nach ihrem Studienabschluss wieder verlassen, entgegengesteuert werden.
Irmgard Otto vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg meinte, dass sich die Landesregierung auch zukünftig für die Erhaltung des Projekts „Welcome Center“einsetzen werde. Es sei zentraler Bestandteil der baden-württembergischen Willkommenskultur. „Es geht darum, eine tragfähige Brücke zwischen Unternehmen und den internationalen Studierenden zu bauen“, sagte Otto. Neben Flexibilität, Eigeninitiative und Multikulturalität stelle daher das stärkere „aufeinander Zugehen“einer der zentralen Lösungsansätze dar.