Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Heute alle Wege dokumentieren
Stichtag der Fragebogenaktion zur Verkehrssituation – Möglichst viele Haushalte zum Mitmachen aufgefordert
RAVENSBURG (rut) - Wer häufig still und leise über die Verkehrssituation vor der Haustür motzt, kann jetzt offiziell rauslassen, was ihn nervt: Heute ist nämlich der Stichtag für die groß angelegte Haushaltsbefragung in Sachen Verkehrsentwicklungsplan Mittleres Schussental. Weil es bei den 21 000 Ravensburger Haushalten eine Panne bei der Auslieferung der Fragebögen gab, sollen alle Haushaltsmitglieder statt am 18. Mai nun am 13. Juli dokumentieren, wann sie wie lange wohin gegangen, gefahren oder geradelt sind.
Das Ganze hat nichts mit indiskretem Nachspionieren zu tun – stattdessen sollen die Ergebnisse als Grundlage für den neuen Verkehrsentwicklungsplan dienen. „Für die Auswertung ist es wichtig, dass nur die Wege eingetragen werden, die auch wirklich genau an diesem Tag zurückgelegt werden, und nicht fiktive Wege, die normalerweise anstehen“, erläutert Projektleiter Timo Nordmann vom Ravensburger Stadtplanungsamt. Sollte am Donnerstag also jemand zum Arzt anstatt wie sonst zur Arbeit gehen: Bitte den Weg zum Arzt eintragen. Auch mit welchen Verkehrsmitteln man in seiner Freizeit unterwegs ist, gehört in die Fragebögen. Das Ausfüllen dauere nicht länger als zehn Minuten, versichert Nordmann. Die Rücksendung ist portofrei, ein Umschlag liegt bei.
Der Projektleiter hofft, dass möglichst viele Bürger mitmachen. Denn nur dann gibt’s am Ende ein hiebund stichfestes Ergebnis – aufgrund dessen man Verbesserungen angehen kann. Weil sich die Welt seit Erstellung des Generalverkehrswegeplans für das Schussental im Jahr 1981 gehörig verändert hat, braucht es neue Ansätze, wie Ravensburgs Baubürgermeister Dirk Bastin erläutert. Im künftigen Verkehrswegeplan will man auf Basis der Umfrageergebnisse gemeinsam mit den Nachbarkommunen Berg, Baienfurt, Baindt und Weingarten „zukunftsfähige Verkehrskonzepte“auf die Beine stellen. Bei denen nicht mehr wie früher das Auto, mithin der motorisierte Individualverkehr, im Mittelpunkt steht. Vielmehr möchte man auch herausarbeiten, wie man weniger Schadstoffe in die Luft blasen und Alternativen zum Auto fördern kann. Jeder Einzelne kann seine Wünsche in den Fragebögen kundtun – und sich darüber hinaus in Online-Statements einbringen oder sich in Workshops gemeinsam mit Experten engagieren.
Bis Ende 2018 soll die Erhebung von Daten, Fakten und Meinungen zur Verkehrsentwicklung im Mittleren Schussental abgeschlossen sein. Konkrete politische Entscheidungen, wo es im Verkehrsbereich Veränderungen geben soll und wie man die finanziert, wird es frühestens 2019 geben.