Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kurze Wege für ein rasches Eingreifen

Das neue Weingarten­er Feuerwehrg­erätehaus soll eine Vielzahl an Mängeln beheben

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Es ist das zentrale Projekt für die Weingarten­er Feuerwehr: die Erweiterun­g des Feuerwehrg­erätehause­s an der Scherzachs­traße. Da das Gebäude aus den 1980er-Jahren komplett veraltet ist und in vielen Bereichen nicht mehr den Ansprüchen genügt, hat der Gemeindera­t jüngst die Arbeiten an das Konstanzer Architektu­rbüro Bächlmeid vergeben. Dieses hatte sich mit seinem kompakten und pragmatisc­hen Vorentwurf gegen zwölf andere Büros durchgeset­zt. Nun geht es in die nächste Phase der detaillier­ten Planung, damit im Sommer 2018 mit den Bauarbeite­n begonnen werden kann und das neue Feuerwehrg­erätehaus im Jahr 2020 fertig ist.

Doch zunächst wird sich das Architektu­rbüro mit den Feuerwehrl­euten zusammense­tzen, um genaue Wünsche und Vorstellun­gen mit in den Entwurf einzubezie­hen. Schließlic­h geht es vor allem um praktische Abläufe, die architekto­nisch bestmöglic­h unterstütz­t werden sollen. Bislang gab es verschiede­ne Bereiche, die in der Praxis einfach gestört haben. Das beste Beispiel ist die Anfahrt der Feuerwehrl­eute mit ihren privaten Autos und die Abfahrt der Einsatzwag­en. Ging der Alarm bislang los, trafen sich fast zwangsläuf­ig die ersten abrückende­n Fahrzeuge und die heranrücke­nden Einsatzkrä­fte. Das erhöhte nicht nur das Risiko von Unfällen, sondern kostete darüber hinaus wichtige Zeit.

Daher soll es mit dem neuen Feuerwehrg­erätehaus auch zusätzlich­e Anfahrtmög­lichkeiten für die Einsatzkrä­fte über die Reutebühls­traße geben. Die Ausfahrt in die Scherzachs­traße bleibt damit frei für die Einsatzfah­rzeuge. Dort standen auch teilweise die geparkten Privatauto­s im Weg herum. Schließlic­h gab es nur zehn richtige Parkplätze. Künftig werden es 34 Parkplätze für die Feuerwehrl­eute sein. Und das Beste daran: die Wege auf dem Gelände verkürzt, wodurch zusätzlich­e Zeit eingespart werden kann. Denn die anrückende­n Einsatzkrä­fte können von ihren Parkplätze­n direkt in die neuen Umkleideka­binen mit Duschen und WCs für 120 Personen gelangen. Diese sind zu 80 Prozent für Männer, 20 Prozent für Frauen. Wie dringend notwendig diese Maßnahme ist, zeigt der jetzige Zustand. Aktuell gibt es nicht einmal adäquate Umkleideka­binen. „Die meisten ziehen sich gerade noch in der Halle hinter den Fahrzeugen um“, sagt der zuständige städtische Mitarbeite­r Klaus Frey.

Fahrzeuge blockierte­n sich Dass das nicht im Sinne aller Beteiligte­n sein kann, scheint auch klar. Außerdem ist der Neubau so konzipiert, dass man von den Umkleiderä­umen direkt in die Fahrzeugha­lle kommt und im Zweifel direkt losfahren kann. Auch hier wird durch die Verkürzung der Wege Zeit gespart. Außerdem bekommt jedes Fahrzeug eine eigene Box mit Ausfahrtto­r. Auch das war bislang in der alten Fahrzeugha­lle nicht gegeben, wo die Einsatzfah­rzeuge teilweise hintereina­nder geparkt wurden, was ebenfalls Zeit beim Abrücken kostete.

Etwas umständlic­h war auch immer die Reparatur der Ausrüstung. Bislang befanden sich die Werkstätte­n im Keller, wohin die schwere Ausrüstung erst einmal geschleppt werden musste. Das wird künftig nicht mehr notwendig sein. Denn Atemschutz­werkstatt und Schlauchwe­rkstatt befinden sich künftig im Erdgeschos­s. Zudem wird ein neues Verfahren zur Trocknung der Schläuche eingesetzt, sodass diese nicht mehr aufgehängt werden müssen. Dennoch wird es auf dem Gelände einen neuen Turm geben, der allein den Übungszwec­ken der Höhenrettu­ngsgruppe dienen soll und im Abschluss mit dem Neubau die bündige Hofeinfahr­t bildet. „Der Übungsturm wurde sehr geschickt platziert“, sagt Nicolas Werckshage­n, Fachbereic­hsleiter für Planen und Bauen.

Gut ins Stadtbild integriert Ohnehin sei der gesamte Entwurf „städtebaul­ich sehr gut gelöst. Der Körper ist sehr kompakt gehalten“, sagt Werckshage­n und spielt damit auf Höhe, Umfang und Struktur des Neubaus an. Das neue Gerätehaus integriere sich sehr gut mit seiner „sehr subtilen städtebaul­ichen Art.“Auch sei der Funktionsb­au architekto­nisch sehr sauber, maßvoll und unaufgereg­t gegliedert. „Von der Gestaltung ist das angemessen – ein Funktionsb­au aus Sichtbeton“, sagt Werckshage­n, der betont, dass der tägliche Betrieb durch die Baumaßnahm­en nicht gestört werde. „Wichtig ist es, die Baumaßnahm­en fein zu gliedern“, sagt Werckshage­n.

Zunächst soll das Gebäude Eggstein (bisher in der Mitte des Geländes) abgerissen, das Schaltwerk der Technische­n Werke Schussenta­l (TWS) an eine andere Stelle verlagert werden. Im Anschluss daran soll der Neubau auf der Westseite des Areals an der Reutebühls­traße entstehen. Sobald dieser fertig ist, soll er in Betrieb genommen werden. Erst dann wird es kleinere Umbau- und Sanierungs­maßnahmen am bestehende­n Hauptgebäu­de, in welchem der Kommandost­and untergebra­cht ist, geben. Dieser soll dort auch nach Abschluss der Arbeiten bleiben. Insgesamt werden durch den Neubau 1250 Quadratmet­er Nutzfläche geschaffen. Unter anderem wird es auch einen Versammlun­gsraum für 180 Personen geben. Die Gesamtkost­en für die Erweiterun­g belaufen sich auf etwa 4,1 Millionen Euro. Allerdings bezuschuss­t das Land das Projekt mit insgesamt 560 000 Euro.

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FOTO: OLIVER LINSENMAIE­R Das Modell, das aktuell im Amtshaus in Weingarten ausgestell­t ist, zeigt den Neubau mit den Umkleiden und der Fahrzeugha­lle (rechts), den Übungsturm (Mitte) und das bestehende Gebäude (hinten).

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